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April KONTAKT <strong>2010</strong><br />
Zum Thema:<br />
Kindesmissbrauch durch Kleriker<br />
Ein (sexueller) Missbrauch verletzt einen<br />
jungen Menschen zutiefst an Leib und Seele.<br />
Über das schlimme Geschehen hinaus beschädigt<br />
der Täter auch den Ruf der anderen Priester<br />
und erschwert so vielen Menschen den Weg zu<br />
Gott. DARUM IST EINE SOLCHE TAT GANZ<br />
STRIKT ZU VERURTEILEN, und es muss vor<br />
allem den Geschädigten geholfen werden, ihr<br />
Trauma zu überwinden und heil zu werden.<br />
Um aber nicht nur diesen — wenn auch wichtigsten<br />
- Aspekt der ganzen Problematik herauszuheben,<br />
sollte man auch Folgendes in die Bewertung<br />
mit einbeziehen. (Ein paar Fakten aus<br />
Deutschland. Aber in Österreich ist die Situation<br />
ähnlich):<br />
Die deutsche Polizeikriminalstatistik des<br />
Jahres 2008 spricht von etwa 12.000 erfassten<br />
Fällen sexuellen Kindesmissbrauchs. Der Großteil<br />
dieser schrecklichen Übergriffe geschieht im<br />
familiären Umfeld; zum priesterlichen Stand<br />
gehört nur ein winziger Bruchteil der Täter.<br />
1970 sagte der angesehene Sexualwissenschaftler<br />
E. Schorsch im Deutschen Bundestag<br />
wörtlich: „Ein gesundes Kind in einer intakten<br />
Umgebung verarbeitet nichtgewalttätige sexuelle<br />
Erlebnisse ohne negative Dauerfolgen." Aber<br />
keiner widersprach ihm!<br />
Von einer bestimmten Partei gab es 1985 einen<br />
Antrag auf Entkriminalisierung von Sex mit<br />
Kindern.<br />
Noch 1989 erschien im renommierten Deutschen<br />
Ärzteverlag ein Buch, das offen für die<br />
Erlaubnis von Sex mit Kindern warb.<br />
Solche Fakten bleiben nicht ohne Auswirkung<br />
auf das Denken und Handeln der Gesellschaft.<br />
—<br />
Was ist nun zu tun? Man muss mit noch<br />
mehr Eifer das Unrecht, das in der Kirche geschieht,<br />
ausmerzen. Aber man darf nicht den<br />
Klerikerstand als ganzen verurteilen, wie das in<br />
den Medien so oft geschehen ist. Und es muss<br />
breiteren Schichten der Gesellschaft geholfen<br />
werden, damit es nicht zu so schrecklichen Auswüchsen<br />
kommt - auch in manchen Familien.<br />
(Wem vertrauen die Kinder mehr als den Eltern<br />
und anderen nahen Verwandten?!)<br />
Wir in der Kirche müssen noch näher an<br />
Gott heranrücken, damit er uns helfen kann, das<br />
Böse durch Gutes zu überwinden. Die Kirche<br />
gibt ja eigentlich nicht vor, eine Anstalt von Makellosen<br />
zu sein, sondern von solchen, die sich<br />
bewusst sind, dass sie - wie alle anderen — Sünder<br />
sind und Verzeihung und Hilfe von Gott<br />
erbitten müssen - jetzt noch inständiger.<br />
HIRTENWORT<br />
Mag. Daniel Kulovits<br />
Brüder und Schwestern im Herrn,<br />
liebe Mitbrüder!<br />
Unsere katholische Kirche ist in mehreren Ländern<br />
und nun auch in Österreich mit der Verletzung<br />
von Kindern und Jugendlichen durch sexuellen<br />
Missbrauch seitens kirchlicher Verantwortlicher<br />
und besonders Priester konfrontiert. Auch<br />
unsere Diözese ist von diesen Problemen betroffen.<br />
In dieser Situation dürfen wir nicht wegschauen,<br />
sondern müssen uns alten und neuen<br />
Problemen ehrlich stellen. Unsere Sorge muss<br />
dabei vor allem den Opfern und der Verhinderung<br />
von weiterem Missbrauch gelten. Nur dann<br />
stehen wir wirklich in der Nachfolge Christi. Im<br />
Umgang mit Anschuldigungen haben wir als<br />
Kirche auch Fehler gemacht, es ist aber in Österreich<br />
daraus schon Wichtiges gelernt worden.<br />
Pauschalverdächtigungen und falschen Anschuldigungen<br />
gegenüber Priestern werden wir kompetent<br />
entgegentreten müssen. Viel Vertrauen in<br />
die Kirche ist geschwächt oder zerstört worden.<br />
Dies verdeckt die Tatsache, dass unsere Kirche<br />
einen großen Teil der Gesellschaft in hohem<br />
Maße trägt und beseelt und dass unzählige katholische<br />
Frauen, Männer und Jugendliche und<br />
besonders auch viele Priester und Ordensleute<br />
treue und glaubwürdige Zeugen Jesu Christi und<br />
seines Evangeliums sind.<br />
Die jetzige Krise enthält auch eine Chance zur<br />
Erneuerung der Kirche. Bauen wir miteinander<br />
an einem Klima des Vertrauens und der Wahrhaftigkeit.<br />
Im Gebet mit allen verbunden grüßt herzlich<br />
Bischof von Eisenstadt<br />
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