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Juli/August KONTAKT <strong>2010</strong><br />
MARIAZELL <strong>2010</strong><br />
Reformdialog mit den PGR Österreichs<br />
In der Zeit vom 13. bis 15. Mai <strong>2010</strong> fand in<br />
Mariazell ein Dialog zwischen den Bischöfen<br />
Österreichs, Priestern, Diakonen, hauptamtlich<br />
Beschäftigten und Vertretern der Pfarrgemeinderäte<br />
statt. Bei diesem Gespräch kam die gemeinsame<br />
Sorge um die Zukunft unserer Kirche zum<br />
Ausdruck und es wurden auch sogenannten<br />
„heiße Eisen", wie die Rolle der Frau in der Kirche,<br />
der Umgang mit Geschiedenen Wiederverheirateten,<br />
der Pflichtzölibat, die kirchliche<br />
Wertschätzung von Sexualität und Geschlechtlichkeit<br />
und die Frage der Gemeindeleitung und<br />
der Leitungsverantwortung, angesprochen. Weitere<br />
Themenkreise waren Priestermangel, Gläubigenmangel,<br />
Geldmangel, Bedeutungsmangel,<br />
Mangel an Spiritualität und Gotteskrise. Es<br />
stimmt, dass immer weniger Menschen unsere<br />
Kirche mittragen. Es ist richtig, dass in unseren<br />
Gemeinden sehr wenig Offenheit<br />
für Neues ist. Die Rede, auf eine<br />
neue Weise Kirche zu sein, stößt<br />
überraschend auf viel Skepsis.<br />
Fürchten viele doch die Drohung,<br />
dass sich etwas ändern wird und<br />
muss. Doch schauen wir uns die<br />
sogenannten Mängel näher an:<br />
Geldmangel: Es stimmt schon,<br />
dass die derzeit uns zugewachsene<br />
Gestalt unserer Kirche einen finanziellen<br />
Rahmen voraussetzt, der<br />
immer weniger gegeben ist. Doch schaut man<br />
auf andere Kirchen in der Welt, so muss man<br />
zugeben, der Mangel an Geld kann es nicht sein.<br />
Bedeutungsmangel: In der Vergangenheit waren<br />
Lehrer, Priester, Polizisten, Regler der Gesellschaft.<br />
Dieses Bild ist passe. Doch für alle Zeiten<br />
gilt, dass die Bedeutung des christlichen<br />
Glaubens immer dann groß ist, wenn er authentisch<br />
gelebt und verkündet wird.<br />
Priestermangel: Es ist wahr, dass wir heute und<br />
in Zukunft erheblich weniger Priester zur Verfügung<br />
haben als zur Nachkriegszeit. Doch die<br />
Anzahl der Priester allein macht die Kirche von<br />
selbst nicht besser oder schlechter. Die Zeit, in<br />
der jedes Dorf einen Priester hatte, wird es so<br />
schnell nicht mehr geben. Es kommt wohl auf<br />
jedem Einzelnen an.<br />
Gläubigen und Christenmangel: Seit Mitte der<br />
sechziger Jahre verliert die Kirche Mitglieder,<br />
kommen immer weniger Menschen zur Kirche,<br />
wissen immer weniger Menschen um ihren eigenen<br />
Glauben. In der Vergangenheit (Zeit der<br />
Volkskirche) gab es nicht wirklich die Wahl,<br />
dem Glauben und der Glaubensgemeinschaft<br />
anzugehören, der Kirchgang war obligat. Heute<br />
leben wir in einer anderen Zeit. Heute wäre die<br />
Frage zu stellen: Wie können wir den Suchenden<br />
den christlichen Glauben anbieten? Welche Orte<br />
sind dafür geeignet? Welche Wege gilt es zu<br />
beschreiten, damit Glaube erfahren werden<br />
kann?<br />
Versuchen wir uns einmal am Volk Gottes, auf<br />
seinem Weg durch die Wüste zu orientieren.<br />
Immer wieder wird deutlich, dass jede Schwierigkeit<br />
des Aufbruchs sofort den verklärten Blick<br />
zurück provoziert: Früher war alles besser. Das<br />
Klagen ist umso erstaunlicher, als das Volk doch<br />
mit einer Verheißung durch die Wüste unterwegs<br />
war, ihm eine Vision des verheißenen Landes<br />
vor Augen gestellt wurde und zugleich mit Hilfe<br />
Gottes nie Hunger<br />
oder Durst leiden<br />
musste. Und so müssen<br />
wir uns fragen, ob<br />
unser ewiges Jammern<br />
und Klagen<br />
nicht eigentlich eine<br />
Glaubenskrise ist?<br />
Trauen wir Gott in<br />
unserem persönlichen<br />
Leben etwas zu? Ist<br />
er gegenwärtig und<br />
mit uns — oder sind<br />
wir auf uns allein gestellt?<br />
Dass sich beim Umgang mit Geschiedenen,<br />
Wiederverheirateten, bei der Wertschätzung der<br />
Geschlechtlichkeit und bei der Frage über die<br />
Rolle der Frau in der Kirche etwas ändern muss<br />
und wird, brachten beinahe alle Beteiligten zum<br />
Ausdruck.<br />
Nach teils hitzigen Debatten, in denen Reformhoffnung<br />
und Loyalität zur Kirche zum Ausdruck<br />
kamen, endete der PGR-Kongress schließlich<br />
versöhnlich. Geschlossen haben sich die<br />
Bischöfe Österreichs für eine Weiterführung des<br />
begonnenen Reformdialogs mit den Pfarrgemeinderäten<br />
ausgesprochen.<br />
Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche der<br />
Gläubigen sein, oder sie wird nicht mehr sein.<br />
Als Teilnehmer am PGR-Kongress<br />
Ihr Diakon Peter<br />
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