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#365-375 2010

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Juli/August KONTAKT <strong>2010</strong><br />

MARIAZELL <strong>2010</strong><br />

Reformdialog mit den PGR Österreichs<br />

In der Zeit vom 13. bis 15. Mai <strong>2010</strong> fand in<br />

Mariazell ein Dialog zwischen den Bischöfen<br />

Österreichs, Priestern, Diakonen, hauptamtlich<br />

Beschäftigten und Vertretern der Pfarrgemeinderäte<br />

statt. Bei diesem Gespräch kam die gemeinsame<br />

Sorge um die Zukunft unserer Kirche zum<br />

Ausdruck und es wurden auch sogenannten<br />

„heiße Eisen", wie die Rolle der Frau in der Kirche,<br />

der Umgang mit Geschiedenen Wiederverheirateten,<br />

der Pflichtzölibat, die kirchliche<br />

Wertschätzung von Sexualität und Geschlechtlichkeit<br />

und die Frage der Gemeindeleitung und<br />

der Leitungsverantwortung, angesprochen. Weitere<br />

Themenkreise waren Priestermangel, Gläubigenmangel,<br />

Geldmangel, Bedeutungsmangel,<br />

Mangel an Spiritualität und Gotteskrise. Es<br />

stimmt, dass immer weniger Menschen unsere<br />

Kirche mittragen. Es ist richtig, dass in unseren<br />

Gemeinden sehr wenig Offenheit<br />

für Neues ist. Die Rede, auf eine<br />

neue Weise Kirche zu sein, stößt<br />

überraschend auf viel Skepsis.<br />

Fürchten viele doch die Drohung,<br />

dass sich etwas ändern wird und<br />

muss. Doch schauen wir uns die<br />

sogenannten Mängel näher an:<br />

Geldmangel: Es stimmt schon,<br />

dass die derzeit uns zugewachsene<br />

Gestalt unserer Kirche einen finanziellen<br />

Rahmen voraussetzt, der<br />

immer weniger gegeben ist. Doch schaut man<br />

auf andere Kirchen in der Welt, so muss man<br />

zugeben, der Mangel an Geld kann es nicht sein.<br />

Bedeutungsmangel: In der Vergangenheit waren<br />

Lehrer, Priester, Polizisten, Regler der Gesellschaft.<br />

Dieses Bild ist passe. Doch für alle Zeiten<br />

gilt, dass die Bedeutung des christlichen<br />

Glaubens immer dann groß ist, wenn er authentisch<br />

gelebt und verkündet wird.<br />

Priestermangel: Es ist wahr, dass wir heute und<br />

in Zukunft erheblich weniger Priester zur Verfügung<br />

haben als zur Nachkriegszeit. Doch die<br />

Anzahl der Priester allein macht die Kirche von<br />

selbst nicht besser oder schlechter. Die Zeit, in<br />

der jedes Dorf einen Priester hatte, wird es so<br />

schnell nicht mehr geben. Es kommt wohl auf<br />

jedem Einzelnen an.<br />

Gläubigen und Christenmangel: Seit Mitte der<br />

sechziger Jahre verliert die Kirche Mitglieder,<br />

kommen immer weniger Menschen zur Kirche,<br />

wissen immer weniger Menschen um ihren eigenen<br />

Glauben. In der Vergangenheit (Zeit der<br />

Volkskirche) gab es nicht wirklich die Wahl,<br />

dem Glauben und der Glaubensgemeinschaft<br />

anzugehören, der Kirchgang war obligat. Heute<br />

leben wir in einer anderen Zeit. Heute wäre die<br />

Frage zu stellen: Wie können wir den Suchenden<br />

den christlichen Glauben anbieten? Welche Orte<br />

sind dafür geeignet? Welche Wege gilt es zu<br />

beschreiten, damit Glaube erfahren werden<br />

kann?<br />

Versuchen wir uns einmal am Volk Gottes, auf<br />

seinem Weg durch die Wüste zu orientieren.<br />

Immer wieder wird deutlich, dass jede Schwierigkeit<br />

des Aufbruchs sofort den verklärten Blick<br />

zurück provoziert: Früher war alles besser. Das<br />

Klagen ist umso erstaunlicher, als das Volk doch<br />

mit einer Verheißung durch die Wüste unterwegs<br />

war, ihm eine Vision des verheißenen Landes<br />

vor Augen gestellt wurde und zugleich mit Hilfe<br />

Gottes nie Hunger<br />

oder Durst leiden<br />

musste. Und so müssen<br />

wir uns fragen, ob<br />

unser ewiges Jammern<br />

und Klagen<br />

nicht eigentlich eine<br />

Glaubenskrise ist?<br />

Trauen wir Gott in<br />

unserem persönlichen<br />

Leben etwas zu? Ist<br />

er gegenwärtig und<br />

mit uns — oder sind<br />

wir auf uns allein gestellt?<br />

Dass sich beim Umgang mit Geschiedenen,<br />

Wiederverheirateten, bei der Wertschätzung der<br />

Geschlechtlichkeit und bei der Frage über die<br />

Rolle der Frau in der Kirche etwas ändern muss<br />

und wird, brachten beinahe alle Beteiligten zum<br />

Ausdruck.<br />

Nach teils hitzigen Debatten, in denen Reformhoffnung<br />

und Loyalität zur Kirche zum Ausdruck<br />

kamen, endete der PGR-Kongress schließlich<br />

versöhnlich. Geschlossen haben sich die<br />

Bischöfe Österreichs für eine Weiterführung des<br />

begonnenen Reformdialogs mit den Pfarrgemeinderäten<br />

ausgesprochen.<br />

Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche der<br />

Gläubigen sein, oder sie wird nicht mehr sein.<br />

Als Teilnehmer am PGR-Kongress<br />

Ihr Diakon Peter<br />

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