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4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 13 · D onnerstag, 16. Januar 2020<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
BGH hebt Haftbefehl im<br />
Mordfall Lübckeauf<br />
DerBundesgerichtshof (BGH) hat am<br />
Mittwoch den Haftbefehl gegen einen<br />
vonzweimutmaßlichen KomplizenimFall<br />
des ermordeten Kasseler<br />
RegierungspräsidentenWalter Lübcke<br />
(CDU) aufgehoben. Dieschriftlichen<br />
Gründe für die Entscheidung<br />
zur Haftentlassung vonElmar J. seien<br />
noch nicht veröffentlicht, teilte der<br />
BGH ergänzend mit. J. saß in Untersuchungshaft,<br />
weil er dem Hauptverdächtigen<br />
Stephan E. die Tatwaffe beschafft<br />
haben soll. (AFP)<br />
Ukrainisches Flugzeug von<br />
zwei Raketen getroffen<br />
Nach dem Abschuss eines ukrainischen<br />
Flugzeugs mit 176 Menschen<br />
an Bord nahe Teheran soll ein weiteresVideo<br />
nun zeigen, dass die Maschine<br />
vonzweiiranischen Raketen<br />
getroffen wurde.Das berichteten die<br />
NewYorkTimes und das Wall Street<br />
Journal am Dienstag (Ortszeit).<br />
Beide Blätter gaben unabhängig<br />
voneinander an, das Video verifiziert<br />
zu haben. (dpa)<br />
CDU will Amtspflicht für<br />
Passfotos lockern<br />
Nach dem massiven Protest vonFotografen<br />
erwägt die Unions-Fraktion,<br />
die vonBundesinnenminister<br />
Horst Seehofer (CSU) geplante Neuregelung<br />
für Passfotos zu entschärfen.<br />
„Unser Anliegen ist die Sicherheit,<br />
aber ganz gewiss nicht die Verdrängung<br />
der Fotografen aus dem<br />
Passbildgeschäft“, sagte der Vize-<br />
Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion,<br />
Thorsten Frei(CDU).<br />
„Eine Möglichkeit könnte sein, Fotografen<br />
für entsprechende Aufnahmen<br />
zu zertifizieren und ein sicheres<br />
Übertragungsverfahren zu etablieren.“<br />
DerGesetzentwurfdes Bundesinnenministeriums<br />
sieht vor,<br />
dass Fotos für einen neuen Personalausweis<br />
oder Reisepass künftig nur<br />
noch „vor Ortunter Aufsicht der<br />
Passbehörde“ aufgenommen werden<br />
dürfen. (vat.)<br />
Papst beruft Frau in<br />
Vatikan-Regierung<br />
Papst Franziskus hat schon früher angekündigt,<br />
Frauen fördernzuwollen. AFP<br />
Papst Franziskus hat eine Frau auf einen<br />
Führungsposten in der männerdominierten<br />
Regierung des Vatikans<br />
berufen. DieJuristin Francesca Di<br />
Giovanni wirdUntersekretärin im<br />
Staatssekretariat, teilte der Kirchenstaat<br />
am Mittwoch mit. Es ist das<br />
erste Mal, dass ein Führungsamt in<br />
der wichtigsten Behörde der Kurie<br />
mit einer Frau besetzt wird. (dpa)<br />
Erneut Raketenangriff auf<br />
Militärlager im Irak<br />
Im Irak ist erneut ein Militärlager,auf<br />
dem sich auch Soldaten der US-Armee<br />
aufhalten, mit Raketen angegriffen<br />
worden. MehrereRaketen<br />
vomTyp Katjuscha seien auf das<br />
rund 30 Kilometer nördlich der<br />
Hauptstadt Bagdad gelegene Lager<br />
Tadschi abgefeuertworden, teilte<br />
das irakische Militär am Dienstagabend<br />
mit. Es habe aber keine Opfer<br />
gegeben, bestätigte ein Sprecher der<br />
US-geführten Anti-Terror-Mission<br />
gegen die Extremistenmiliz IS. (dpa)<br />
„Sanktionen schaden Ostdeutschland“<br />
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer über die Russland-Politik und den Atom-Ausstieg<br />
Er spricht sich dafür aus,<br />
Sanktionen gegen Russland<br />
zurückzunehmen und<br />
auf die Frage hin, ob ein<br />
Atomausstieg rückholbar wäre, plädiert<br />
Michael Kretschmer dafür, zumindest<br />
Kern-Forschung weiter zu<br />
fördern. Sachsens Ministerpräsident<br />
im Interview.<br />
Herr Kretschmer, Ende der Woche berät<br />
die Bundes-CDU über ihr Programm<br />
ab 2020. Wie muss sich Ihre<br />
Partei für die merkellose Zukunft<br />
aufstellen?<br />
In dieser aufgeregten Zeit sollten<br />
wir vorallem klarmachen, wofür wir<br />
außenpolitisch stehen – also zur<br />
Nato und zur EU. Wir haben in der<br />
zweiten Jahreshälfte den Vorsitz des<br />
Europäischen Rats und müssen den<br />
Haushalt für die EU aufstellen. Das<br />
hat enorme Auswirkungen auf das<br />
Land. Das müssen wir verdeutlichen.<br />
Und natürlich muss klar sein,<br />
was unser Koordinatensystem ist.<br />
Muss die CDU ihr Verhältnis zu Russland<br />
neu justieren?<br />
Wir brauchen eine enge Zusammenarbeit<br />
mit Russland. Mein Eindruck<br />
ist, dass wir mehr im Gespräch<br />
sind als vergangenes Jahr. Darüber<br />
freue ich mich. Der Libyen-Gipfel in<br />
Berlin mit dem russischen Präsidenten<br />
ist ein guter Schritt. Noch besser<br />
fände ich es, wenn die Sanktionen<br />
gegen Russland abgebaut werden<br />
würden.<br />
Die Sanktionen wurden eingeführt,<br />
weil Russland die Krim annektiert<br />
und damit Völkerrecht gebrochen<br />
hat. Istdas nicht mehr wichtig?<br />
Wenn ein Instrument nicht wirkt,<br />
muss man irgendwann erkennen,<br />
dass es wohl das falsche ist. Dann<br />
sollte man es beiseitelegen und anders<br />
weiterarbeiten.<br />
Und den Bruch des Völkerrechts damit<br />
tolerieren?<br />
Niemand hat die Krim-Annexion<br />
unterstützt und auch nicht den Krieg<br />
in der Ukraine. Aber die Sanktionen<br />
haben nicht zur Befriedung beigetragen.<br />
Sieschaden Unternehmen in<br />
Ostdeutschland. Und sie sorgen für<br />
eine große Entfremdung zwischen<br />
Russland auf der einen und<br />
Deutschland und Europa auf der anderen<br />
Seite. Das ist keine gute Entwicklung.<br />
Anderes Thema: Manche in der Union<br />
fordern dieWiederbelebung der Atomenergie.Washalten<br />
Siedavon?<br />
Für die Atomenergie gibt es derzeit<br />
in Deutschland keine gesellschaftliche<br />
Mehrheit. Dasmuss man<br />
anerkennen. Es ist aber richtig, diese<br />
Frage immer wieder neu zu diskutieren.<br />
Immerhin hätte man mit Atomenergie<br />
weniger CO 2 -Emissionen.<br />
Istder Beschluss zum Ausstieg aus der<br />
Kernenergie rückholbar?<br />
Ob das nötig ist, wird davon abhängen,<br />
ob die Energiewende klappt,<br />
ob die Kosten im Rahmen bleiben<br />
ZUR PERSON<br />
IMAGO IMAGES/PHOTOTHEK/FLORIAN GAERTNER<br />
Michael Kretschmer wurde am 7. Mai 1975 in Görlitz geboren. Nach einer Ausbildung zum<br />
Büroinformationselektroniker studierte er Wirtschaftsingenieurwesen in Dresden und schloss<br />
das Studium 2002 als Diplom-Wirtschaftsingenieur ab.<br />
Mitglied der CDU ist Kretschmer seit 1991. Von2002 bis 2017 war er Bundestagsabgeordneter.Seit<br />
dem 13. Dezember 2017 ist Kretschmer Ministerpräsident des Freistaates Sachsen.<br />
Das Ende der linken Harmonie<br />
und die Versorgungssicherheit gewährleistetist.<br />
Es ist eine Frage,die in<br />
zehn oder 15 Jahren ansteht. Damit<br />
die Bürger und Politiker dann frei entscheiden<br />
können, dürfen wir uns<br />
nicht komplett aus dem Thema herausziehen.<br />
Kern-Forschung muss<br />
weiter betrieben und gefördert werden.<br />
Wir müssen technologieoffen<br />
bleiben. Das heißt nicht, dass wir<br />
gleich neue Kraftwerke bauen. Aber<br />
wir müssen die Kompetenz dafür behalten.<br />
Diese Offenheit und das Bewusstsein<br />
für die Fehlbarkeit vonEntscheidungen<br />
unterscheidet uns von<br />
den Grünen, die ihreÜberzeugungen<br />
zum Maß aller Dinge machen und<br />
mit einer großen Selbstgewissheit<br />
durchsetzen wollen. Schon der Ausstiegsbeschluss<br />
wäreein gutesThema<br />
für eineVolksbefragung gewesen.<br />
Dazu müssten Sie dieses Instrument<br />
auf Bundesebene einführen.<br />
Ich halte das für notwendig. Es<br />
ist eine Möglichkeit, wieder mehr<br />
Vertrauen in der Bevölkerung zu gewinnen.<br />
Lassen Sieuns noch einen Blick nach<br />
Thüringen werfen.<br />
Ein schönes Land, da kann man<br />
toll wandern.<br />
DieCDU diskutiertdorteine Projektregierung,<br />
also die Unterstützung der<br />
von der Linkspartei geführten Regierung<br />
bei bestimmten Themen. Was<br />
halten Siedavon?<br />
Es kann keine Wahl eines Linkspartei-<br />
oder AfD-Ministerpräsidenten<br />
mit den Stimmen der CDU geben.<br />
Es kann keine Kabinettsmitglieder<br />
in einer Regierung eines Linkspartei-Ministerpräsidenten<br />
geben.<br />
Darüber hinaus ist viel möglich.<br />
Auch in der Opposition muss man<br />
versuchen, Dinge zu bewegen. Es<br />
geht nicht darum, immer nur Contra<br />
zu geben, sondern umkritische Begleitung<br />
und Ringen um den rechten<br />
Weg. Als die Union zur Regierungszeit<br />
vonKanzler GerhardSchröder in<br />
der Opposition war,hat sie auch Regierungsentscheidungen<br />
mitgetragen,<br />
wenn sie sie für richtig befand.<br />
In Berlin geht es nicht um die Frage,<br />
wie eine Regierung beginnt, sondern<br />
darum, wie sie endet. Hält die GroKo<br />
bis zum Ende der Wahlperiode?<br />
Ich wünsche unserem Land Stabilität.<br />
Die EU-Ratspräsidentschaft<br />
steht vor der Tür. Eshängt von uns<br />
ab, obEuropa zusammenbleibt. Es<br />
ist etwas Besonderes, seit 70 Jahren<br />
im Frieden zu leben. Das ist nicht<br />
vomHimmel gefallen. Es liegt an der<br />
Fähigkeit von Menschen, sich einen<br />
Ruck zu geben, Kompromisse zu<br />
schließen und vernünftig zu sein.<br />
Das wünsche ich Deutschland und<br />
Europa sehr.<br />
Gehört zum Ruck eine Kabinettsumbildung?<br />
Über das Kabinett entscheidet die<br />
Regierungschefin.<br />
DasGespräch führte Daniela Vates.<br />
Die Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Elizabeth Warren und Bernie Sanders, geraten auf offener Bühne aneinander<br />
VonKarlDoemens, Des Moines<br />
Der Schlussapplaus nach der demokratischen<br />
Präsidentschaftsdebatte<br />
war schon verebbt, als auf der<br />
Bühne der Drake University in Iowas<br />
Hauptstadt Des Moines das eigentliche<br />
Schauspiel des Abends begann:<br />
Senatorin Elizabeth Warren ging auf<br />
ihren Kollegen Bernie Sanders zu, der<br />
ihr zum Abschied die Hand entgegenstreckte.<br />
Doch Warren schlug nicht<br />
ein. Stattdessen redete sie heftig auf<br />
Sanders ein, bis dieser sich sichtlich<br />
verärgert abwandte und grußlos abzog.<br />
Gerade mal 20 Sekunden dauerte<br />
die Szene, und doch dürfte sie mehr<br />
Beachtung finden als die vorhergegangene<br />
zweistündige Diskussion.<br />
Sie dokumentiert nämlich den Riss<br />
zwischen den beiden prominenten<br />
linken Trump-Herausforderern. Monatelang<br />
hatte es einen stillen Nichtangriffspakt<br />
zwischen dem 78-jährigen<br />
Alt-Revoluzzer und der acht Jahre<br />
jüngeren Professorin gegeben, obwohl<br />
sie in der Steuer-, der Gesundheits-<br />
und der Außenpolitik mit ähnlichen<br />
Positionen dieselben Wähler<br />
umwerben. Sieschafften es,imlinken<br />
Tandem unbeschadet zum Favoriten<br />
JoeBiden aufzuschließen.<br />
Mit der Harmonie ist es nun vorbei.<br />
Auslöser des Streits war eine interne<br />
Argumentationshilfe des Sanders-Lagers<br />
für Kampagnenhelfer.<br />
Darin hieß es,Warren könne bei Arbeitern<br />
und Schwarzen nicht genügend<br />
Stimmen mobilisieren, um Donald<br />
Trump aus dem Amt zu jagen.<br />
Tatsächlich kann Sanders mit seinem<br />
populistischen Ansatz bei diesen<br />
Gruppen eher punkten. Deshalb<br />
war das Warren-Lager stocksauer.<br />
Wohl nicht zufällig machte kurzdarauf<br />
das Gerücht die Runde, Sanders<br />
traue einer Frau das Präsidentenamt<br />
nicht zu. Frei erfunden sei die Geschichte,konterte<br />
Sanders.Nein, das<br />
habe ihr der Senator vorzweiJahren<br />
wirklich gesagt, erklärte Warren<br />
überraschend offen.<br />
Seither hängt der Haussegen<br />
schief. Natürlich wurde das Thema<br />
auch in Iowaangesprochen. Deshalb<br />
hatten weder Sanders noch Warren<br />
ein Interesse daran, den Dissens allzu<br />
offenkundig zu vertiefen. „Es ist unvorstellbar,<br />
dass ich so etwas sage“,<br />
beharrte Sanders.„Ich habe ihm damals<br />
widersprochen“, behauptete<br />
Warren hingegen: „Aber Bernie ist<br />
mein Freund und ich bin nicht hier,<br />
um mit ihm zu streiten.“<br />
Doch damit war der Krach nur vertagt.<br />
Kurz darauf brüstete sich Warren,<br />
sie sei die einzige Präsidentschaftsbewerberin,<br />
die in den vergangenen<br />
30 Jahren einen republikanischen<br />
Amtsinhaber geschlagen habe.<br />
Sanders widersprach: „Ich habe auch<br />
einen republikanischen Amtsinhaber<br />
geschlagen.“ „Und wann ist das gewesen?“,<br />
fragte Warren genüsslich.<br />
„1990“, sagte Sanders. „Ist das nicht<br />
30 Jahre her?“, erwiderte Warren und<br />
ließ den Kollegen damit buchstäblich<br />
alt aussehen.<br />
Anschließend nahm die Debatte<br />
einen unspektakulären Verlauf. Joe<br />
Biden verteidigte ohne dramatische<br />
Fehltritte seine Spitzenposition. Pete<br />
Buttigieg wirkte blasser als bei früheren<br />
Runden. Die Außenseiter Amy<br />
Klobuchar und Tom Steyer hatten<br />
beide starke Auftritte.Wahrscheinlich<br />
würde in ein paar Tagen niemand<br />
mehr über die Veranstaltung reden,<br />
wäre esnach deren Ende nicht zum<br />
Eklat gekommen. Als der Milliardär<br />
Steyer später ins Pressezentrum<br />
kommt, wollen die Reporter wissen,<br />
um was es bei dem Zusammenstoß<br />
ging, den er aus nächster Nähe verfolgte.<br />
Erhabe nicht zugehört, antwortet<br />
Steyer:„Es war einer der peinlichen<br />
Momente, bei denen man<br />
denkt: Ich muss so schnell wie möglich<br />
weitergehen.“<br />
Klagen<br />
fürs<br />
Klima<br />
Umweltschützer reichen<br />
Verfassungsbeschwerden ein<br />
VonJan Sternberg<br />
Junge Klimaaktivisten und mehrere<br />
Umweltorganisationen wollen<br />
vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
mehr Klimaschutz erzwingen.<br />
Insgesamt drei neue Verfassungsbeschwerden<br />
gegen den Bundestag<br />
und die Bundesregierung stellten<br />
Greenpeace, die Deutsche Umwelthilfe<br />
(DUH) und Germanwatch am<br />
Mittwoch in Berlin vor.<br />
Diejungen Kläger argumentieren,<br />
dass das 2019 beschlossene Klimaschutzgesetz<br />
ihre Grundrechte nicht<br />
ausreichend schützt. An Bord ist auch<br />
Luisa Neubauer von Fridays for Future:<br />
„Das Besondere anunserer Zeit<br />
ist, dass wir gerade noch handeln<br />
können“, sagte sie bei derVorstellung.<br />
„Das Möglichkeitsfenster schließt<br />
sich in einem rapiden Tempo. Esist<br />
unverständlich, dass die Bundesregierung<br />
ihrerVerantwortung nicht gerecht<br />
wird.“ Neubauer sagte drastisch:„Das<br />
Nichthandeln der Bundesregierung<br />
terrorisiert unseren Freiheitsraum.“<br />
Die Beschwerden seien<br />
die logische Fortsetzung der Massenproteste<br />
2019.<br />
Die Verfassungsbeschwerden<br />
schließt an eine Klage vor dem Verwaltungsgericht<br />
Berlin an, die im Oktober<br />
2019 abgelehnt wurde. Unterstützt<br />
und finanziertvon der Umweltorganisation<br />
Greenpeace hatten die<br />
Backsens aus Pellworm und zwei Familien<br />
aus Brandenburgund dem Alten<br />
Land bei Hamburgdie Bundesregierung<br />
gerichtlich dazu verpflichten<br />
wollen, die selbst gesteckten Klimaziele<br />
einzuhalten. Alle Kinder der drei<br />
Auch Klimaaktivstin Luisa Neubauer gehörtzuden<br />
Klägern.<br />
DPA<br />
Familien beteiligen sich jetzt an den<br />
Verfassungsbeschwerden. Dass jetzt<br />
nicht mehr die Familien als Ganzes,<br />
sondern deren Kinder als Kläger auftreten,<br />
begründet die Rechtsanwältin<br />
Roda Verheyen damit, dass nun die<br />
langfristigen Folgen der Klimapolitik<br />
im Mittelpunkt stehen sollen.<br />
Das Verfassungsgericht urteilte,<br />
die Klimaziele stellten nur eine politische<br />
Absichtserklärung dar, aber<br />
kein konkretes rechtsverbindliches<br />
Handeln des Gesetzgebers.<br />
Gesetz kann geprüft werden<br />
Das hat sich mit dem Klimaschutzgesetz<br />
geändert. Konkrete Gesetze<br />
können per Verfassungsbeschwerde<br />
auf ihre Vereinbarkeit mit dem<br />
Grundgesetz geprüft werden. Jährlich<br />
werden rund 230 000 Verfassungsbeschwerden<br />
in Karlsruhe eingereicht,<br />
nur rund zwei Prozent sind<br />
erfolgreich.<br />
Die Umweltorganisation BUND<br />
hat bereits im November 2018 eine<br />
Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe<br />
eingereicht.<br />
Eine „Klimaklage“ gibt es als<br />
Rechtsbegriff nicht. Verfassungsbeschwerden<br />
werden oft auch eingereicht,<br />
um mediale und politische<br />
Aufmerksamkeit zu erzeugen –der<br />
Erfolg oder Misserfolg vorGericht ist<br />
dann zweitrangig. Doch es gibt auch<br />
andere Beispiele: In den Niederlanden<br />
wurde die Regierung nach jahrelangen<br />
Prozessen Ende 2019 gerichtlich<br />
verpflichtet, den CO 2 -Ausstoß<br />
bis Ende 2020 um 25 Prozent im Vergleich<br />
zu 1990 zu senken.