Norderland 01/2020
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Kerstin Ebbighausen hat ihr Atelier „Weites Meer“
ebenfalls im Kugelhaus. Sie arbeitet am liebsten
mit Bernstein und Treibholz und gibt Kurse im
Bernsteinschleifen.
Gunter Ebersbach war der erste, der sich mit seiner
Drechselwerkstatt in der Innenstadt von Norden
angesiedelt hat. Er fertigt Kreisel, Kugelschreiber und
mehr zusammen mit kleinen und großen Besuchern.
Flaschenstopfen oder ein von ihm
erfundenes Kugelspiel – der Kreativität
sind keine Grenzen gesetzt. „Jeder, der
reinkommt, wird auch eingespannt –
und geht mit einem selbstgemachten
Produkt nach Hause.“ Vor 15 Jahren war
Ebersbach der erste Kunsthandwerker,
der sich in der Großen Neustraße niedergelassen
hat, Unterstützung bekam er
wenig später von Glaskünstlerin Angela
Pfannenschmidt. Ein zweites Haus auf
der gegenüberliegenden Straßenseite
kam dazu und wurde ebenfalls zum Raum
für Kunst und Handwerk gemacht. „Und
so kam eins zum anderen“, sagt Gunter
Ebersbach. Heute ist sein Kugelhaus
Ausgangs- und Mittelpunkt einer
kleinen Gemeinschaft von Kreativen,
die die sogenannte „Kunsthandwerkerstraße“
zum Geheimtipp in der Norder
Innenstadt machen. Gemeinsames
Konzept: Nichts wird dazugekauft –
außer vielleicht ein paar Postkarten,
weil die Touris die so gern mitnehmen.
Ansonsten produzieren alle vor Ort. „Wir
lassen uns bei dem, was wir machen,
über die Schulter gucken, verkaufen
wirklich selbstgemachte Sachen und
beziehen die Leute bei der Herstellung
mit ein. Das zeichnet uns aus.“ Als
studierter Lehrer hat er den Vergleich
und sagt mit einem Augenzwinkern:
„Schöner ist es, wenn jemand freiwillig
kommt, um sich etwas beibringen zu
lassen. Wenn man den Mut hat, etwas
selbst zu tun. Das macht mir dann Spaß,
die Leute anzuleiten.“ Deshalb leiht er
hiesigen Kindergärten auch seine kleine
Drehmaschine – damit die Kinder selbst
Kugelschreiber drechseln können.
Dass er vom Kunsthandwerker-Dasein
keinen „normalen“ Lebensunterhalt
bestreiten kann, gibt Ebersbach
freimütig zu. „Ich bezeichne mich eher
als Lebenskünstler – nach 40 Jahren
Arbeit brauche ich auf Rente nicht
zu hoffen.“ Sagt er und wirkt dabei
durch und durch zufrieden. „Eigentlich
habe ich immer wenig gehabt und gut
gelebt.“ Und das ist Gunter Ebersbachs
besondere Kunst.
BERNSTEIN AUS DEM WEITEN MEER
Heute nutzt auch Kerstin Ebbighausen
das Kugelhaus als Lehrwerkstatt. Seit
Kurzem bietet sie ihre Bernstein-Handschleifkurse
nicht nur auf den Inseln
Juist und Baltrum, sondern dienstags
von 10 bis 12 auch im Norder Kugelhaus
an. Dort hat sie sich ein Atelier mit
Namen „Weites Meer“ eingerichtet.
„Am liebsten arbeite ich mit Bernstein
und Treibholz“, sagt sie. Oder eben mit
Menschen. Heute sitzen vier Erwachsene
und zwei Kinder am Tisch und schleifen
unter ihrer Anleitung Bernsteine. „Das
könnte ein Seehund werden“, sagt
Kerstin Ebbighausen zu dem Jungen, der
bis eben summend geschliffen und poliert
hat und jetzt stolz seinen glänzenden
Stein zeigt. Ein bisschen Phantasie
gehört dazu – Inspiration bieten Kisten
mit Perlen, Schnüren, Bernsteinen und
Strandgut. Bei Ostwind sammelt sie
die Steine selbst am Inselstrand. „Viele
wissen gar nicht, dass Bernstein auch
hier bei uns vorkommt.“ Beim Bohren
hilft die Fachfrau – und so entstehen
neben Ketten und Traumfängern kleine
Kunstgegenstände aus dem, was die
Natur vom Meer ans Land gespült hat.
JE NACH LICHTEINFALL NEUE NUANCEN
In dem Backsteinbau mit der Nummer
sieben gegenüber vom Kugelhaus haben
fünf weitere Kunsthandwerkerinnen ihre
Ateliers. Eine von ihnen ist Glaskünstlerin
Susanne Frank. Seit zwölf Jahren hat
die gebürtige Emsländerin ihre Werkstatt
in der Großen Neustraße – und genießt
die künstlerische Freiheit ebenso wie die
Gemeinschaft. „Eine handwerkliche Ader
hatte ich immer“, sagt sie. „Früher habe
ich hauptsächlich zu Hause gearbeitet
– auch wegen der Kinder. Meine Werke
habe ich dann auf Märkten angeboten.“
Und nach dem Markt verschwanden die
gläsernen Kunstwerke in Kisten. „Dieser
Ausstellungsraum ist für mich echter
Luxus“, lacht Susanne Frank. Schließlich
kommen ihre filigranen Glaskreationen
nur dort zur Geltung, wo Licht ist!
„Das ist das Tolle an Glas – es wird nie
langweilig. Je nach Lichteinfall zeigt
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