ahoi! norderney Magazin #31
Das Magazin für Norderney Urlauber.
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Während diese Zeilen entstehen, landet in Hamburg der Flieger, mit dem Kai Flagge von der
Weltmeisterschaft in Taiwan zurückkehrt. Der Norderneyer zählt zur nationalen Elite in seinem
Sport - und feiert inzwischen auch internationale Erfolge. Kurz vor Redaktionsschluss erreicht uns
die Nachricht, dass sich der 40-Jährige in seinem Finale gegen den favorisierten Gegner durchsetzen
konnte. Damit bringt er aus Fernost einen Weltmeistertitel mit nach Hause. Herzlichen Glückwunsch.
Wir haben Kai bei Fotoaufnahmen für den Garrels Baumarkt, wo er die Lagerverwaltung
leitet, kennengelernt und als ausgesprochen freundlichen und zurückhaltenden Menschen erlebt.
Es fällt schwer sich vorzustellen, wie er in einem harten Endkampf den ausgebufften Taiwanesen
energisch auf die Matte zwingt. „In solchen Momenten wechsele ich vom lieben Kai in den Wolfsmodus“,
hat uns der Norderneyer vor seiner Abreise erzählt. „Ich versuche dann mental ein Wolf
zu sein, der seinen Rivalen aus dem Revier vertreiben will - aufmerksam, fokussiert und im richtigen
Moment zupackend.“ Der Sport, um den es hier geht, heißt übrigens Taijiquan.
Weltmeister
Wenn der liebe Kai in den Wolfsmodus wechselt
freizeit. ahoi! norderney
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Im Spannungsfeld von fernöstlicher Philosophie,
Bewegung, Kampf und Meditation
stellt sich Taijiquan ein bisschen komplizierter
dar als zum Beispiel Im-Kreis-Fahren bei
der Formel 1 oder ein 100-Meter-Lauf in der
Leichtathletik. Wir versuchen daher erst gar
nicht, tiefgreifend die Wurzeln und Hintergründe
des Sports zu erklären, sondern
verweisen auf den internationalen Verband
WCTA und dessen deutsche Vertretung WCTAG
(www.wctag.de), wo man vieles strukturiert
und gebündelt nachlesen kann. Uns hat am
meisten überrascht, dass sich Taijiquan - oder
wie der Laie sagt: Tai Chi - nicht nur auf das als
Bewegungsmeditation bekannte Schattenboxen
beschränkt, das wohl jeder von uns schon
einmal irgendwo gesehen hat und das in China
wie ein Volkssport praktiziert wird. Bei Taijiquan
handelt es sich vielmehr auch um eine
seit Jahrhunderten entwickelte Kampfkunst,
die heute als Wettkampfsport mit Turnieren
und Meisterschaften weltweit ausgeübt wird.
Kai Flagge hat vor seinem jüngsten Clou in
Übersee bereits zahlreiche Siege und Platzierungen
errungen, unter anderem als mehrfacher
Deutscher Meister und Vizeeuropameister.
Doch spannender als die Erfolge klingt die
Geschichte, wie es zu diesen Höchstleistungen
gekommen ist - obwohl der Norderneyer Taijiquan
erst seit wenigen Jahren betreibt.
Als gebürtiger Norderneyer hat Kai nie den
Kontakt zur Insel verloren, zwischenzeitlich
aber viele Jahre im Ruhrgebiet gelebt und gearbeitet.
Dort entdeckt er früh seine Begeisterung
für die Hip Hop Subkultur - für Rap, DJing,
Graffiti und Breakdance. Speziell letzteres
hat es ihm angetan. Der Norderneyer bringt
sich autodidaktisch die athletische Tanzform
bei (zur Olympiade 2024 in Paris soll Breakdance
sogar olympisch sein). Mit seiner Crew
im Umfeld der damaligen Lokalgrößen Snaga
& Pillath tanzt Kai bei Events und Konzerten,
unter anderem im Vorprogramm von MC Rene
oder dem durch „Gangsta‘s Paradise“ bekannten
Rapper Coolio. „Ich habe sogar noch ein
altes Foto mit dem Rapper Fard, mit dem wir
oft zusammen waren und der es als einer der
wenigen aus der Szene im Ruhrpott von der
Straße ganz nach oben geschafft hat.“ Eine
Verletzung bedeutet 2010 den Abschied vom
Tanzsport, den Kai mit der gleichen Entschlossenheit
- fast täglich und viele Stunden lang
- betrieben hat wie später Taijiquan. „Was ich
damals nicht wissen konnte - der Breakdance
hat mich perfekt auf alles vorbereitet.“