Ausgabe 04-2010
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Anwenderberichte<br />
„Das Rohr hat seine Schuldigkeit getan…“<br />
GFK-Wickelrohre als temporäre Installationshilfe<br />
beim Gaspipelinebau im Emstunnel<br />
GFK-Wickelrohre des FLOWTITE Systems sind bislang<br />
schon für nahezu alle denkbaren Anwendungsfälle<br />
eingesetzt worden. Die Rolle, die sie im Frühjahr <strong>2010</strong><br />
beim Bau einer Gasleitung im Emstunnel spielten, ist zumindest<br />
einmalig. Dort wurden 4,2 Kilometer Rohr aus<br />
glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) DN 770 als Ballastrohr<br />
zur Montage einer stählernen Gaspipeline installiert<br />
– und postwendend wieder demontiert.<br />
An dieser Stelle unterquert der Emstunnel mit der neuen Gasleitung die hier<br />
vier Kilometer breite Mündung der Ems.<br />
Der Emstunnel DN 3000, den die BAM Combinatie Eemstunnel<br />
(BCE) im Frühjahr <strong>2010</strong> zwischen Rysum in Niedersachsen<br />
und dem niederländischen Delfzijl aufgefahren hat, um<br />
darin eine Gaspipeline DN 1200 zu verlegen, gehört in jeder<br />
Hinsicht zu den spannendsten Leitungsbauprojekten des<br />
noch frischen Jahrhunderts. Bei diesem weltweit einzigartigen<br />
Projekt kam dem Rohrsystem FLOWTITE des GFK-Wickelrohrhersteller<br />
AMITECH Germany GmbH in Mochau eine bislang<br />
absolut einmalige Funktion zu. Rund 4,2 Kilometer Wickelrohr<br />
DN 770 dienten einzig und allein als Installationshilfe, um<br />
die eigentliche Gaspipeline, ein Stahlrohr DN 1200, ohne<br />
Materialstress in den Emstunnel einzuschieben. Dazu wur-<br />
Schnittstelle der Gaspipeline und des innen<br />
liegenden GFK-Auftriebrohres während des Ankoppelns.<br />
Mit Abstandhaltern wurde<br />
das GFK-Rohr DN 770 in<br />
der stählernen Gasleitung<br />
zentriert.<br />
den zwölf Meter lange<br />
GFK-Rohre mit<br />
REKA-Kupplungen zu<br />
vier Strängen von je<br />
ca. 1.000 m Länge<br />
zusammengefügt, die<br />
anschließend hintereinander<br />
zusammen<br />
mit der Gaspipeline<br />
in den zuvor gefluteten<br />
Betontunnel unterhalb<br />
der Ems einmeter<br />
lange Stränge, des GFK-Rohrs in die<br />
Über Rollenböcke fuhren vier, je einen Kilogeschoben<br />
wurden. Gasleitung ein und nach dem Bauvorgang<br />
auch wieder aus ihr heraus.<br />
Hintergrund des Projektes<br />
im Auftrag der<br />
n i e d e r l ä n d i s c h e n<br />
Gasunie war die Anbindung<br />
des niederländischen<br />
Gasnetzes<br />
an eine nahe gelegene<br />
deutsche Gas-<br />
Anlandestation, in der<br />
große Mengen norwegisches<br />
Nordsee- Demontage der Abstandhalter beim Rückbau<br />
der GFK-Leitung<br />
Erdgas ankommen.<br />
Am Westufer der hier<br />
vier Kilometer breiten<br />
Emsmündung schließt sich in den Niederlanden ein rund 500<br />
Kilometer langes Gas-Verteilnetz an, das künftig über den<br />
Emstunnel beschickt wird.<br />
Im ersten Arbeitsgang der Erstellung der unterseeischen Lebensader,<br />
wurde die BCE beauftragt die Planung und Ausführung<br />
zu erstellen. Die Tunnelbauexperten trieben in Tübbingbauweise<br />
einen Tunnel aus Betonringen von 3 Metern<br />
Innendurchmesser im großen Bogen vom deutschen Ufer bei<br />
Knock unter der Ems zur niederländischen Seite vor. Die Bauüberwachung<br />
wurde durch das Hamburger Ingenieurbüro De<br />
La Motte übernommen. Die Tunnelvortriebsphase war nach<br />
8 Monaten erfolgreich abgeschlossen. Dieses Bauwerk, der<br />
eigentliche Emstunnel, nahm anschließend die Gaspipeline,<br />
einen geschweißten Stahlrohrstrang DN 1200, auf. Dazu<br />
schoben die Experten der Fa. Bohlen & Doyen aus Wiesmoor<br />
den Stahlrohrstrang mit Hilfe eines Pipe Thrusters auf einem<br />
kilometerlangen System von Rollenböcken über eine Rampe<br />
in den Tunnel ein. Um dabei die Außenbeschichtung des<br />
Gasrohrs nicht zu beschädigen, galt es den Kontakt mit der<br />
Tunnelwand zu vermeiden. Man flutete den Tunnel mit dem<br />
Ziel, dass die luftgefüllte Gaspipeline quasi reibungsfrei einschwimmen<br />
konnte. Der Haken bei diesem Vorgehen: Es war<br />
zu befürchten, dass Reibungsprobleme nun im Scheitel des<br />
Tunnels statt an dessen Sohle auftreten würden. An dieser Stelle<br />
erhielt das FLOWTITE Wickelrohr während der Planungsphase<br />
eine wichtige Funktion für den Einzug der Gaspipeline<br />
durch die Firma Bohlen & Doyen. Bohlen & Doyen wurde vom<br />
Hamburger Ingenieurbüro IMPAC Offshore Engineering bei<br />
den notwendigen Berechnungen unterstützt.<br />
Der Plan sah vor, gemeinsam mit dem Gasrohr einen darin<br />
68 | RO-KA-TECH Journal <strong>04</strong> / <strong>2010</strong>