SPORTaktiv Bikeguide 2020
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prüfständen nachweisen. In Österreich<br />
ist zwar gesetzlich eine Nenndauerleistung<br />
von bis zu 600 Watt vorgesehen,<br />
die Hersteller produzieren allerdings<br />
nach eigenen Angaben für den heimischen<br />
Markt keine eigenen Antriebe<br />
oder Motorsteuerungen.<br />
Mittel- oder Heckmotor<br />
Mehr als 80 Prozent der E-MTBs am<br />
heimischen und europäischen Markt<br />
sind nach dem Prinzip des Mittelmotors<br />
aufgebaut. Dabei befindet sich der Motor<br />
direkt am Tretlager des Rades. Die<br />
Kraftübertragung vom Motor erfolgt<br />
über ein Getriebe direkt auf die Kurbel.<br />
Verbotenes Tuning<br />
Immer wieder wird versucht, Elektroräder<br />
zu tunen. Wie beim Auto oder Motorrad<br />
werden über „Chiptuning“ Parameter<br />
in der Steuereinheit verändert.<br />
Meist ist es das Ansinnen, dass der Motor<br />
auch über einer Geschwindigkeit<br />
von 25 Kilometern pro Stunde Unterstützung<br />
gibt. Versicherungstechnisch ist<br />
E-Bike-Tuning der Worst Case, da hier<br />
ein Kfz ohne Zulassung und Haft-<br />
vom Fahrer geregelt, durch die sogenannte<br />
Wahl der „Unterstützungsstufe“.<br />
Meist bieten die Hersteller drei bis<br />
fünf Stufen zwischen ökonomischem<br />
Modus (rund 50 Prozent der eingebrachten<br />
Leistung wird vom E-Motor<br />
zugeliefert) und Turbomodus (bis zu<br />
350 Prozent) an. Die niedrigste Stufe ist<br />
meist so programmiert, dass das Gewicht<br />
des Fahrrades vom E-Motor kompensiert<br />
wird, die höchste ist für steile<br />
Rampen geeignet. Dazwischen gibt es<br />
noch weiterentwickelte Sportprogramme<br />
wie den Bosch-„e-MTB“-Modus, der<br />
die Fahrdynamik der drei Unterstützungsstufen<br />
von „Tour“ bis „Turbo“ abruft<br />
und so eine extrem feinfühlige Motorsteuerung<br />
in schwierigem Gelände ermöglicht.<br />
Damit wird ein sehr natürliches<br />
Fahrgefühl ermöglicht.<br />
Dennoch ist die maximale Leistung limitiert.<br />
Die gesetzliche Regelung spricht<br />
von einer „maximalen Nenndauerleistung“<br />
die nach europäischer Norm (EN<br />
15194:2017) 250 Watt beträgt. Die angegebene<br />
Nenndauerleistung in einem<br />
thermisch vorgegebenen Bereich müssen<br />
Motoren auf standardisierten Rollenpflichtversicherung<br />
bewegt wird – mit<br />
allen schweren versicherungsrechtlichen<br />
und rechtlichen Folgen besonders im<br />
Falle eines Eigenunfalls oder Unfallverursachung<br />
mit anderen Personen. <br />
In der EN 15194:2017 ist unter anderem<br />
auch festgeschrieben, dass Hersteller<br />
seit 1. Jänner <strong>2020</strong> Sicherheitsvorkehrungen<br />
gegen Manipulationen in ihr System<br />
integrieren müssen. Stellt etwa die<br />
sehr ausgeklügelte Sensorik und Software<br />
eines Bosch-Antriebs über die Zeit Tuning<br />
fest und sind definierte Parameter erfüllt,<br />
schaltet das System auf „Notbetrieb“<br />
um. Ein Fehlercode wird angezeigt.<br />
Das Bike ist dabei in einem Zeitraum<br />
von 90 Minuten in der Leistung<br />
stark beschränkt und muss in dieser Zeit<br />
bewegt werden, damit sich der Motor<br />
neu kalibrieren kann. Ob man damit<br />
Downhill fährt oder eine Runde durchs<br />
Karwendel, ist dabei egal.<br />
Sobald sich das E-Bike wieder im<br />
Normalbetrieb befindet, horcht die Motorsteuerungssoftware<br />
weiter auf Manipulationen<br />
und Parameter, die weit außerhalb<br />
des normalen Bereichs liegen,<br />
wie extreme Hochstromentnahme oder<br />
Komplexe Hard- und<br />
Software machen die<br />
Abstimmung eines<br />
E-Bike-Antriebes wie<br />
hier bei Bosch zu einer<br />
Wissenschaft für sich.<br />
Der Radfahrer dankt.<br />
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