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Kulturfenster Nr. 01|2020 - Februar 2020

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Blasmusik

Galakonzert im Zeichen von

30 Jahren Symphonic Winds

Festlich, düster und heiter beschwingt – eine breite Klangpalette zum Jubiläum

Die Instrumentalistinnen und Instrumentalisten

des 1989 gegründeten symphonischen

Blasorchesters „Symphonic Winds“ haben

unter der Leitung von Alexander Veit im Kursaal

Meran den 30-ten Geburtstag gefeiert.

Drei Jahrzehnte symphonischer Musik

von und für Bläser auf hohem Niveau bieten

auch die Gelegenheit nicht nur sich

selbst, sondern auch die Musik an sich zu

feiern. Die Südtiroler Tournee des aus ca.

50 Orchestermitgliedern bestehenden Ensembles

führte von Vahrn über das Bozner

Konzerthaus bis ins Meraner Kurhaus,

wo unter Beteiligung von drei Chören und

mehreren Solistinnen und Solisten ein Programm

angeboten wurde, das vor allem

dem festlichen Charakter des Jubiläums

geschuldet war.

Im ersten Teil die musikalische Aufarbeitung

zweier historischer Ereignisse: zuerst

Harrie Janssens „Songs of Liberation“

für Sopran, gemischten Chor und symphonisches

Blasorchester, die aus Anlass des

70. Jahrestages der Befreiung der Niederlande

am 5. Mai 1945 im Auftrag der

Königlichen Militärkapelle „Johan Willem

Friso“ 2002 entstanden sind. Eingerahmt

Großer Auftritt zum Jubiläum: Alexander Veit mit Symphonic Winds und den drei

Chören Phos-Chor, toTalVocal Eggental und Chorverein Ritten

werden die „Songs of liberation“ von drei

Valerius-Liedern aus dem 16. Jahrhundert,

in denen der Widerstand der Niederlande

gegen die spanische Herrschaft besungen

wird. Eines davon, eine schlichte

Kanzone, wurde von der Sopranistin Brigitte

Canins vorgetragen. Die Kantate beginnt

mit dunklen Klängen, die an die Anfangstakte

von Gustav Mahlers „Sechster“

erinnern und die Unterdrückung thematisieren.

Festlich hell wird es dann im pompösen

Finale, das Platz für Befreiung und

Licht schafft. Der Phos-Chor, das toTalVocal

Eggental und der Chorverein Ritten boten

eine dieser Musik durchwegs geeignete

Klangkulisse. Ganz anders und teilweise

sehr düster die erste Symphonie „Marea

Negra“ des spanischen Komponisten Anton

Alcalde Rodriguez Stück „Sinfonia No.

1 Marea Negra“ von Antonio Alcalde Rodriguez.

Rodriguez war gerade zehn Jahre

alt, als im November 2002 der Öltanker

„Prestige“ vor der galizischen Küste havarierte

und Tausende Tonnen Rohöl zum

Auslaufen brachte. Hunderte Kilometer

spanischer, portugiesischer und französischer

Küstenabschnitte wurden bei der

Umweltkatastrophe verseucht. In vier Sätzen

stützt sich dieses 20-minütige Werk

auf besondere Klangeffekte, die durch

das differenzierte Schlagwerk noch stärker

unterstrichen wurden, so etwa der Einsatz

von mehreren Pauken, zwei großen

Trommeln und zwei Röhrenglocken. Der

Chor setzt dann gegen Ende ein und beschließt

ein bedrückendes und berührendes

Stück Blasmusik, das den orchestralen

Höhepunkt des

Abends darstellte. Nach

der Pause kam der Ehrenbürger

Merans, Franco

d’Andrea, zu musikalischen

Ehren. Uraufgeführt wurde

seine, in den 1990er Jahren

entstandene, vierteilige

Suite „Merano Places“ in

einer Bearbeitung für Bläser

von Konrad Plaickner.

Vier sehr unterschiedliche

Sätze, die zuerst das Flanieren

auf der Kurpromenade

und deren Walzerseligkeit,

dann in archaischen

Klängen die Kirchen Merans

und am Schluss den

Großen Preis von Meran

„besingen“. Ca. 25 Minuten

charmante Musik, die vom Orchester

überzeugend dargeboten und in den Soloeinsätzen

von Michael Lösch am Klavier

seine unüberhörbare jazzige Note erhielt.

Das bekannteste Werk des Abends war unzweifelhaft

George Gershwins „Rhapsody

in Blue“ für Klavier und Orchester, in Meran

in einer Bearbeitung für Solotrompete

und Bigband des Bozner Trompetenvirtuosen

Marco Pierobon in stark gekürzter

Form, aber durchweg virtuos zu hören.

Den Abschluss bildeten einige „Fantastic

Musical Moments“ aus zeitgenössischen

Musicaleinlagen, in denen die Bozner

Sängerin Doris Warasin mit Mikroverstärkung

in spielerisch-kecker Manier auftrat.

Ferrucio Delle Cave

Nr. 01 | Jänner 2020 29

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