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G. Pico della Mirandola Über die Würde des Menschen - Lalegion ...

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<strong>Über</strong> <strong>die</strong> <strong>Würde</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> 25<br />

hintansetzt, <strong>die</strong> Gaben <strong>des</strong> Glücks verschmäht, <strong>die</strong> seines<br />

Körpers mißachtet, schon während seines Erdenlebens ein<br />

Gast der Götter zu werden und als sterbliches Lebewesen,<br />

vom Nektar der Ewigkeit trunken, mit der Gabe der Un-<br />

sterblichkeit beschenkt zu werden? Wer wollte nicht von<br />

jenen sokratischen Verzückungen, <strong>die</strong> Platon im ›Phaidros‹<br />

preist, so erfaßt werden, daß er von hier, das ist aus der<br />

Welt, <strong>die</strong> auf dem Bösen gegründet ist, mit den Schwingen<br />

seiner geflügelten Füße eilig davonflöhe und in rasendem<br />

Flug zum himmlischen Jerusalem getragen würde?<br />

Fortgerissen werden wir, Väter, fortgerissen durch <strong>die</strong> so-<br />

kratischen Verzückungen, <strong>die</strong> uns so außer unseren Geist<br />

versetzen, daß sie unseren Geist und uns in Gott versetzen.<br />

Fortgerissen werden wir von ihnen auf jeden Fall, wenn wir<br />

selber vorher getan haben, was an uns ist. Denn wenn <strong>die</strong><br />

Kräfte der Leidenschaften mit Hilfe der Ethik durch <strong>die</strong> nö-<br />

tige symmetrische Anordnung so auf den Rhythmus ausge-<br />

richtet sind, daß sie miteinander in sicherem Einklang har-<br />

monieren, und sich <strong>die</strong> Vernunft mit Hilfe der Dialektik<br />

beim Voranschreiten im Takt bewegt, dann werden wir,<br />

durch <strong>die</strong> Verzückung der Musen erregt, <strong>die</strong> himmlische<br />

Harmonie förmlich einsaugen. Sodann wird uns, wenn wir<br />

philosophieren, der Musenfürst Bacchus in seinen Myste-<br />

rien, das heißt den sichtbaren Zeichen der Natur, das Un-<br />

sichtbare <strong>des</strong> Gottes zeigen und uns mit dem überfließenden<br />

Reichtum von Gottes Haus berauschen, in dem <strong>die</strong> heilige<br />

Theologie überall, wenn wir wie Moses getreu sein werden,<br />

zu uns kommen und uns mit doppelter Verzückung begei-<br />

stern wird. Denn auf ihre erhabene Warte erhöht, werden<br />

wir von dort <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> sind, <strong>die</strong> sein werden und <strong>die</strong><br />

waren, an der unteilbaren Ewigkeit bemessen und ihnen<br />

apollinische Seher, werden wir <strong>die</strong> ursprüngliche Schönheit<br />

bewundern und deren geflügelte Liebhaber sein, und<br />

schließlich werden wir, von unaussprechlicher Liebe wie<br />

durch einen Stachel aufgejagt, wie glühende Seraphim außer<br />

uns geraten, der Gottheit voll, nicht mehr wir selbst, son-<br />

dern der sein, der uns geschaffen hat.

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