G. Pico della Mirandola Über die Würde des Menschen - Lalegion ...
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<strong>Über</strong> <strong>die</strong> <strong>Würde</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> 41<br />
eine Wohltat, kein Leid, da er ja durch ihn sogar reicher, das<br />
heißt gelehrter und für <strong>die</strong> zukünftigen Gefechte besser gerü-<br />
stet nach Hause zurückkehrt. Von <strong>die</strong>ser Hoffnung beseelt,<br />
habe ich schwacher Krieger mich gar nicht gefürchtet, mit<br />
den allertapfersten und tüchtigsten Männern einen so<br />
schweren Kampf auszufechten. Ob das unbesonnen gewesen<br />
ist oder nicht, kann das jemand entscheiden? Richtiger je-<br />
denfalls nach dem Ausgang <strong>des</strong> Kampfes als nach meinem<br />
Alter.<br />
Es bleibt noch an dritter Stelle denen zu antworten, <strong>die</strong> an<br />
der großen Zahl der vorgeschlagenen Thesen Anstoß neh-<br />
men, als ob <strong>die</strong>se Last auf ihren Schultern läge und nicht<br />
eher ich allein <strong>die</strong>se Mühe aushalten müßte, wie groß sie<br />
auch immer ist. Es ist wirklich ungehörig und allzu eigensin-<br />
nig, fremdem Fleiß ein Maß setzen zu wollen und, wie Cice-<br />
ro sagt, in einer Sache, <strong>die</strong> je größer, <strong>des</strong>to besser ist, Mittel-<br />
mäßigkeit zu verlangen. Kurz, bei einem so großen Wagnis<br />
mußte ich doch notwendigerweise entweder unterliegen<br />
oder bestehen: Für den Fall, daß ich bestehen würde, sehe<br />
ich nicht ein, warum man, was in einer Angelegenheit von<br />
zehn Thesen zu vollbringen lobenswert ist, in einer solchen<br />
von neunhundert ebenfalls vollbracht zu haben für tadelns-<br />
wert halten soll. Für den Fall, daß ich unterläge, hätten sie<br />
einen Grund, mich anzuklagen, wenn sie mich hassen, und<br />
mich zu entschuldigen, wenn sie mich lieben. Denn wenn ein<br />
junger Mann von geringern Geist und dürftiger Bildung in<br />
einem so schweren und großen Unternehmen scheitert, ver-<br />
<strong>die</strong>nt das doch eher Nachsicht als eine Anklage. Man kann<br />
auch mit dem Dichter sagen:<br />
»… Wenn <strong>die</strong> Kräfte nicht reichen, erhält <strong>die</strong> Kühnheit<br />
sicher<br />
Beifall: Gehst Großes du an, ist auch der Wille genug.«<br />
Wenn es aber in unserer Zeit <strong>die</strong> Gewohnheit vieler Nach-<br />
ahmer <strong>des</strong> Gorgias aus Leontinoi ist, nicht nur über neun-<br />
hundert, sondern über alle Fragen sogar aller Wissenschaf-<br />
ten nicht ohne Lob eine Disputation zu veranstalten, warum<br />
sollte es da mir nicht erlaubt sein, wenigstens ohne Tadel