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G. Pico della Mirandola Über die Würde des Menschen - Lalegion ...

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<strong>Über</strong> <strong>die</strong> <strong>Würde</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> 39<br />

glauben, daß <strong>die</strong> Dichter mit ihrem Lobpreis auf <strong>die</strong> Waffen<br />

der Pallas oder <strong>die</strong> Hebräer, wenn sie »barzel«, das Eisen,<br />

das Symbol der Weisen nennen, uns auf etwas anderes hin-<br />

gedeutet haben als auf <strong>die</strong>se Art hoch ehrenhafter Wett-<br />

kämpfe und darauf, wie absolut notwendig sie zur Erlan-<br />

gung der Weisheit sind. Darauf ist es vielleicht auch zurück-<br />

zuführen, daß <strong>die</strong> Chaldäer im Horoskop <strong>des</strong>sen, der einmal<br />

ein Philosoph sein soll, wünschen, daß Mars auf Merkur im<br />

Trigonalschein blickt, was heißen soll, daß <strong>die</strong> gesamte Phi-<br />

losophie schläfrig und träge wird, wenn man <strong>die</strong>se Zusam-<br />

menkünfte und Gefechte beseitigt.<br />

Aber gegen <strong>die</strong>, welche sagen, ich sei <strong>die</strong>sem Gebiet nicht<br />

gewachsen, muß ich eine schwierigere Art der Verteidigung<br />

anwenden: Denn wenn ich sage, ich sei ihm gewachsen,<br />

werde ich mir wohl den Vorwurf gefallen lassen müssen,<br />

unbescheiden zu sein und zuviel von mir zu halten; wenn ich<br />

eingestehe, ihm nicht gewachsen zu sein, werde ich, wie es<br />

aussieht, verwegen und unbesonnen genannt werden. Ihr<br />

seht, in welche Verlegenheit ich geraten bin, in was für einer<br />

Lage ich mich befinde, da ich nicht, ohne getadelt zu wer-<br />

den, von mir versprechen kann, was ich dann nicht versagen<br />

kann, ohne getadelt zu werden. Ich könnte vielleicht das<br />

Wort <strong>des</strong> Hiob anführen, der Geist sei in allen, und mit<br />

Timotheus hören: »Niemand verachte deine Jugend.« Aber<br />

aus meinem Gewissen heraus will ich wahrheitsgemäßer sa-<br />

gen, daß nichts Großes oder Einzigartiges an mir ist. Ich<br />

leugne nicht, daß ich vielleicht lerneifrig und begierig nach<br />

den guten Künsten bin, den Titel eines Gelehrten jedoch<br />

verwende ich weder noch maße ich ihn mir an. Daß ich mir<br />

eine so große Last auf <strong>die</strong> Schulter geladen habe, geschah so<br />

auch nicht <strong>des</strong>wegen, weil ich mir meiner Schwäche nicht<br />

bewußt wäre, sondern weil ich wußte, daß <strong>die</strong>se Kämpfe,<br />

das heißt <strong>die</strong> wissenschaftlichen, von ganz besonderer Art<br />

sind, weil in ihnen besiegt zu werden ein Gewinn ist. So<br />

kommt es, daß gerade <strong>die</strong> Schwächsten sie nicht ablehnen,<br />

sondern von sich aus mit Recht anstreben können und müs-<br />

sen. Denn wenn jemand unterliegt, empfängt er vom Sieger

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