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G. Pico della Mirandola Über die Würde des Menschen - Lalegion ...

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<strong>Über</strong> <strong>die</strong> <strong>Würde</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> 63<br />

übergeben. Denn in ihnen ist <strong>die</strong> Pulsader <strong>des</strong> Geistes und<br />

<strong>die</strong> Quelle der Weisheit und der Strom <strong>des</strong> Wissens. Und so<br />

habe ich es getan.« So weit Esra wörtlich. Es sind <strong>die</strong>s <strong>die</strong><br />

Bücher der Wissenschaft der Kabbala. Zu Recht hat Esra<br />

klar und deutlich festgestellt, daß in <strong>die</strong>sen Büchern <strong>die</strong> Puls-<br />

ader <strong>des</strong> Geistes sei, das heißt <strong>die</strong> unaussprechliche Theolo-<br />

gie von der überwesenheitlichen Gottheit, <strong>die</strong> Quelle der<br />

Weisheit, das ist <strong>die</strong> vollkommene Metaphysik über <strong>die</strong> in-<br />

telligiblen Formen wie <strong>die</strong> der Engel, und der Strom <strong>des</strong><br />

Wissens, das heißt <strong>die</strong> unumstößliche Philosophie von den<br />

natürlichen Dingen.<br />

Papst Sixtus IV. der unmittelbare Vorgänger Innozenz’<br />

VIII. unter dem wir jetzt glücklich leben, hat sich mit größ-<br />

tem persönlichen Einsatz und Eifer darum bemüht, <strong>die</strong>se<br />

Bücher zum öffentlichen Nutzen für unseren Glauben in <strong>die</strong><br />

lateinische Sprache übersetzen zu lassen. Als er starb, waren<br />

daher drei von ihnen ins Lateinische übertragen. Diese Bü-<br />

cher werden von den Hebräern unserer Zeit mit solcher<br />

heiligen Scheu verehrt, daß niemandem erlaubt ist, sie zu<br />

berühren, der noch keine vierzig Jahre alt ist. Als ich mir<br />

<strong>die</strong>se Bücher mit nicht gerade mäßigem Aufwand beschafft<br />

und mit größter Sorgfalt und unermüdlichen Anstrengungen<br />

durchgelesen hatte, sah ich in ihnen – Gott ist mein Zeuge –<br />

nicht so sehr <strong>die</strong> mosaische wie <strong>die</strong> christliche Religion. Dort<br />

ist das Mysterium der Dreifaltigkeit, dort <strong>die</strong> Fleischwer-<br />

dung <strong>des</strong> Wortes, dort <strong>die</strong> Göttlichkeit <strong>des</strong> Messias, dort las<br />

ich von der Erbsünde, von ihrer Sühnung durch Christus,<br />

über das himmlische Jerusalem, vom Sturz der Dämonen,<br />

über <strong>die</strong> Ordnungen der Engel, über das Fegefeuer, von den<br />

Strafen in der Unterwelt dasselbe, was wir bei Paulus und<br />

Dionysius, bei Hieronymus und Augustinus täglich lesen. In<br />

dem aber, was sich auf <strong>die</strong> Philosophie bezieht, kann man<br />

geradezu Pythagoras und Platon hören, deren Lehrsätze<br />

dem christlichen Glauben so verwandt sind, daß unser Au-<br />

gustinus Gott unendlich dankbar dafür ist, daß <strong>die</strong> Bücher<br />

der Platoniker in seine Hände gelangt seien. Es gibt für uns<br />

in der Sache wohl überhaupt keinen Streitpunkt mit den

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