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G. Pico della Mirandola Über die Würde des Menschen - Lalegion ...

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<strong>Über</strong> <strong>die</strong> <strong>Würde</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> 67<br />

Stu<strong>die</strong>n und Forschungen anderer Erklärer geholfen wurde.<br />

Und doch haben sie mir wie Hunde vorgekläfft, ich hätte<br />

ganz Unbedeuten<strong>des</strong> und Unerhebliches aufgehäuft, um mit<br />

der Zahl zu prahlen, als ob ich nicht alle Fragen, <strong>die</strong> in<br />

höchstem Maße ungeklärt und umstritten sind, in denen <strong>die</strong><br />

führenden Philosophenschulen miteinander im Streit liegen,<br />

als ob ich nicht viel vorgebracht hätte, was ihnen selbst, <strong>die</strong><br />

meine Arbeit zerpflücken und sich dazu für <strong>die</strong> führenden<br />

Philosophen halten, völlig unbekannt war und was sie auch<br />

nie berührt haben.<br />

Vielmehr bin ich so frei von <strong>die</strong>sem Fehler, den man mir<br />

vorwirft, daß ich bedacht war, <strong>die</strong> Disputation auf so weni-<br />

ge Kapitel zusammenzudrängen, wie ich konnte. Hätte ich<br />

sie, ebenso wie andere es gewöhnlich tun, in ihre Glieder<br />

teilen und zerreißen wollen, wäre sie mit Sicherheit zu einer<br />

unendlichen Zahl angewachsen. Und wer wüßte denn nicht,<br />

daß ich, um von den übrigen zu schweigen, einen Lehrsatz<br />

von den neunhundert, nämlich den über <strong>die</strong> Vereinbarkeit<br />

der Philosophien Platons und <strong>des</strong> Aristoteles, außerhalb je-<br />

<strong>des</strong> Verdachts, <strong>die</strong> Zahl künstlich in <strong>die</strong> Höhe getrieben zu<br />

haben, bis in tausend, um nicht zu sagen noch mehr Kapitel<br />

hätte entfalten können? Und zwar indem ich alle Stellen<br />

nacheinander aufgezählt hätte, an denen sie sich nach der<br />

Meinung anderer widersprechen, nach meiner Ansicht aber<br />

übereinstimmen? Aber sicherlich – ich will es nämlich sagen,<br />

obwohl es weder bescheiden noch meine Art ist – sagen will<br />

ich es doch, denn mich zwingen meine Neider, meine Geg-<br />

ner zwingen mich, es zu sagen: Ich wollte in <strong>die</strong>ser durch<br />

mich veranlaßten Auseinandersetzung beweisen, nicht so<br />

sehr daß ich viel weiß, sondern daß ich weiß, was viele nicht<br />

wissen.<br />

Damit euch das nun, ehrenwerte Väter, wirklich offen-<br />

kundig werde, damit meine Rede euren Wunsch nicht länger<br />

hemme, ihr hervorragenden Gelehrten, <strong>die</strong> ich nicht ohne<br />

großes Vergnügen bereit und gerüstet den Kampf erwarten<br />

sehe: Laßt uns nun, was glücklich und gesegnet sei, gleich-<br />

sam unter Ertönen <strong>des</strong> Schlachtrufs das Gefecht beginnen.

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