G. Pico della Mirandola Über die Würde des Menschen - Lalegion ...
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<strong>Über</strong> <strong>die</strong> <strong>Würde</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> 65<br />
Hebräern, in dem sie nicht aus den Büchern der Kabbalisten<br />
so widerlegt und überführt werden könnten, daß nicht ein-<br />
mal ein Winkel übrig wäre, in dem sie sich verbergen könn-<br />
ten. Hierfür habe ich als gewichtigsten Zeugen Antonius<br />
Cronicus, einen außerordentlich gebildeten Mann. Als ich<br />
während eines Gastmahls bei ihm war, hörte er mit eigenen<br />
Ohren, wie der Hebräer Dactylus, der in <strong>die</strong>ser Wissenschaft<br />
erfahren ist, der christlichen Lehre von der Dreifaltigkeit<br />
voll und ganz zustimmte.<br />
Um aber zur Musterung der Kapitel meiner Disputation<br />
zurückzukehren: Ich habe auch meine Meinung über <strong>die</strong><br />
Auslegung der Verse <strong>des</strong> Orpheus und <strong>des</strong> Zarathustra vor-<br />
gebracht. Orpheus wird bei den Griechen fast ganz gelesen,<br />
Zarathustra bei ihnen in Auszügen, aber bei den Chaldäern<br />
vollständiger. Beide werden für <strong>die</strong> Väter und Begründer<br />
urtümlicher Weisheit gehalten. Denn um von Zarathustra<br />
zu schweigen, der bei den Platonikern häufig und stets mit<br />
größter Verehrung erwähnt wird, Jamblichos aus Chalkis<br />
schreibt, Pythagoras habe <strong>die</strong> orphische Theologie als ein<br />
Muster betrachtet, nach dem er seine eigene Philosophie<br />
formte und gestaltete.<br />
Ja es heißt sogar, daß <strong>die</strong> Aussprüche <strong>des</strong> Pythagoras nur<br />
<strong>des</strong>wegen heilig genannt würden, weil sie aus den Lehrsät-<br />
zen <strong>des</strong> Orpheus erwachsen sind; dort hat <strong>die</strong> geheime Zah-<br />
lenlehre ihren Ursprung, und was immer es in der griechi-<br />
schen Philosophie Großes und Erhabenes gibt, von dort ist<br />
es hergekommen. Einer Gewohnheit der alten Theologen<br />
folgend, verwob Orpheus aber <strong>die</strong> Geheimnisse seiner Lehr-<br />
sätze so mit einem Mantel aus Geschichten und verhüllte sie<br />
mit einem dichterischen Schleier, daß der Leser seiner Hym-<br />
nen glaubt, nichts stecke dahinter als Märchen und völlig<br />
belanglose Spielereien. Das wollte ich sagen, damit man er-<br />
kenne, welche Mühe, welche Schwierigkeiten ich gehabt ha-<br />
be, aus dem künstlichen Rätselgeflecht, aus der Dunkelheit<br />
der Geschichten den verborgenen Sinn der geheimen Philo-<br />
sophie zu ermitteln, zumal da mir in einer so schwierigen, so<br />
entlegenen und unerforschten Angelegenheit durch keine