G. Pico della Mirandola Über die Würde des Menschen - Lalegion ...
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<strong>Über</strong> <strong>die</strong> <strong>Würde</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> 51<br />
tet ist, sie zu loben, wenn sie verteidigt, oder sie zu verurtei-<br />
len, wenn sie verworfen wird, und schließlich bei der Beur-<br />
teilung meiner Entdeckungen und meiner Schriften nicht <strong>die</strong><br />
Jahre ihres Autors, sondern vielmehr ihre Ver<strong>die</strong>nste oder<br />
ihre Fehler zu zählen.<br />
Es gibt weiterhin außer jener Methode noch eine andere<br />
neue, <strong>die</strong> ich vorgebracht habe: <strong>die</strong> Methode <strong>des</strong> Philo-<br />
sophierens mit Zahlen, <strong>die</strong> aber eigentlich schon alt ist. Sie<br />
wurde nämlich auch von den frühen Theologen, besonders<br />
Pythagoras, Aglaophamos, Philolaos, Platon und den frühen<br />
Platonikern angewendet, ist aber in <strong>die</strong>ser Zeit, wie andere<br />
ausgezeichnete Dinge, durch <strong>die</strong> Sorglosigkeit der Nachfah-<br />
ren so sehr in Vergessenheit geraten, daß sich kaum noch<br />
irgendwelche Spuren von ihr finden. Platon schreibt in der<br />
›Epinomis‹, unter allen freien Künsten und beobachtenden<br />
Wissenschaften sei <strong>die</strong> Wissenschaft vom Zählen <strong>die</strong> wich-<br />
tigste und göttlichste. Ebenso beantwortet er sich <strong>die</strong> Frage,<br />
warum der Mensch das weiseste Lebewesen sei: weil er zäh-<br />
len kann. Diesen Ausspruch erwähnt auch Aristoteles in sei-<br />
nen ›Problemata‹. Abumasar schreibt, es sei ein Wort <strong>des</strong><br />
Babyloniers Avenzoar gewesen, daß derjenige alles könne,<br />
der zählen könne. Das kann auf keinen Fall wahr sein, wenn<br />
sie unter der Kunst <strong>des</strong> Zählens <strong>die</strong> Kunst verstanden haben,<br />
<strong>die</strong> jetzt besonders <strong>die</strong> Kaufleute beherrschen, was auch Pla-<br />
ton bezeugt, der uns in deutlichem Ton ermahnt, <strong>die</strong>se gött-<br />
liche Arithmetik nicht als <strong>die</strong> Arithmetik der Kaufleute zu<br />
verstehen. Da ich <strong>die</strong>ser Arithmetik also, <strong>die</strong> so gepriesen<br />
wird, nach vielen nächtelangen Arbeiten auf den Grund ge-<br />
kommen bin, wie mir scheint, und um <strong>die</strong>se Angelegenheit<br />
einer Probe zu unterziehen, habe ich versprochen, auf 74<br />
Fragen, <strong>die</strong> unter den Natur- und Gottheitsfragen für <strong>die</strong><br />
vorrangigsten gehalten werden, öffentlich mit Hilfe der<br />
Zahlenkunst zu antworten.<br />
Ich habe ebenfalls Lehrsätze zur Magie vorgeschlagen, in<br />
denen ich gezeigt habe, daß es eine doppelte Magie gibt. Die<br />
eine beruht ganz auf dem Werk und Einfluß von Dämonen,<br />
eine bei Gott fluchwürdige und abscheuliche Sache. Die an-