VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2020

Politik
Schweiz weitergebildete Ärztinnen und
Ärzte keine Zulassungsbeschränkungen
gibt, abrücken mussten. Nun liegt der Ball
bei den Kantonen, mit denen unsere Sektionen
bei der Umsetzung der neuen Regeln
ab Mitte 2021 den Dialog suchen werden.
Was ist für Dich der grösste Erfolg des
vsao während Deiner Präsidentschaft?
Sehr wichtig war für mich die Pflege unserer
Netzwerke. Durch den breiten Dialog
braucht zwar eine Idee vielleicht etwas länger,
bis sie spruchreif ist. Dafür ist sie dann
aber besser abgestützt, ganz nach dem
Motto «Gemeinsam sind wir stark». Ich
freue mich sehr, dass wir sowohl mit der
FMH und ihren Dachorganisationen als
auch mit dem SIWF, H+, einzelnen Spitälern,
dem Verband des Pflegefachpersonals
und den Gewerkschaften zahlreiche
Initiativen lancieren und umsetzen konnten.
Zum Beispiel?
Spontan fallen mir unser erfolgreicher
Vorstoss für die Absolvierung der ganzen
Weiterbildung in Teilzeit ein und die aktuellen
Pilotversuche bei unserer Kampagne
«Medizin statt Bürokratie!». Oder die mit
Partnern aus der Taufe gehobene Laufbahnberatung
«Coach my Career». Nicht
zu vergessen ist die Zusammenarbeit mit
unseren Sektionen, eigentlich einer der
Schwerpunkte im Rahmen unseres
75-Jahr-Jubiläums – eigentlich, weil wir
diverse Aktivitäten wegen Corona verschieben
mussten. Doch Angelo wird auch
da den Faden wieder aufnehmen.
Gab es auch Misserfolge?
Sicher nicht zufrieden sein dürfen wir mit
den Arbeitszeiten: Die mangelnde Kenntnis
und Umsetzung des Arbeitsgesetzes in
den Spitälern bleibt für unsere Mitglieder
ein Dauerbrenner. Was die Chancengleichheit
betrifft, hat der Frauenstreik
letztes Jahr den Weg aufgezeigt, den wir
weiter beschreiten müssen – ein wohl
noch langer Weg ...
Wie hat sich der vsao in Deiner Amtszeit
verändert?
Wir sind heute kompetent organisiert und
aufgestellt, mit einem professionell funktionierenden
Zentralsekretariat und einer
besseren Sichtbarkeit und Vernetzung.
Dies ist eine gute Basis zum weiteren Aufund
Ausbau unserer Aktivitäten.
Wie siehst Du die weitere Entwicklung
des Verbands?
Grosse Bedeutung hat in meinen Augen
das Fortführen unserer strategischen
Massnahmen mit den Sektionen. Gerade
weil sich die Grundthemen der Verbandsarbeit
kaum ändern werden: Die ärztliche
Weiterbildung und die Arbeitsbedingungen,
damit es in der Schweiz auch in Zukunft
gute, motivierte Medizinerinnen
und Mediziner gibt.
Was möchtest Du Deinem Nachfolger
mit auf den Weg geben?
Ich wünsche ihm natürlich Erfolg bei seiner
neuen Aufgabe – und vor allem genauso
viel Freude, wie es mir bereitet hat, sich
für den vsao und dessen Ziele einzusetzen!
Angelo, Du hast gehört, welche Ziele
sich Anja beim Amtsantritt gesetzt hat.
Was sind Deine?
Mein Hauptziel ist, die Arbeit von Anja mit
gleicher Energie, Leidenschaft und Kompetenz
weiterzuführen und ihr meinen
persönlichen Stempel aufzudrücken. Ich
will mit meinen Vizes und der Geschäftsleitung
für die Mitglieder fassbar und als
Ansprechperson präsent sein. Es sollen
sich alle vertreten fühlen.
Mit welchen Themen befasst sich der
vsao in den nächsten Jahren?
Für mich ist ebenfalls klar, dass die von
Anja genannten langjährigen Anliegen aktuell
bleiben. Das Berufsbild des früher
männlichen Arztes als Alleinkämpfer hat
sich schon lange geändert, was sich in den
Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen
widerspiegeln muss.
Wie willst Du diese Herausforderungen
in Deiner neuen Rolle angehen?
Das geht nur im Team, also wie bisher ist
es eine gemeinsame Herausforderung für
Präsidium, Zentralsekretariat, Geschäftsausschuss
und Sektionen. Denn als Präsident
kann ich nur im Austausch und dank
Vorbereitungsarbeit des ganzen Teams
funktionieren. Die Erfahrung als bisheriger
Vizepräsident ist dabei wichtig. Selbstverständlich
eröffnet sich mir durch mein
Nationalratsmandat zusätzlich die Möglichkeit,
unsere Anliegen direkter in den
politischen Prozess einzubringen. Der
persönliche Kontakt und Austausch ist
mir wichtig und meine Stärke. Das soll
dem vsao zugutekommen.
Du tönst es an: Du bist ein Mann mit
verschiedenen Hüten und hast gerade
als Politiker noch andere Themenschwerpunkte.
Wie organisierst Du
Dich – und wie erkennt man jeweils, in
welcher Rolle/Funktion Du jetzt
sprichst?
Ich erlebe vor allem das Zeitmanagement
als Herausforderung. Deshalb habe ich
beispielsweise in den letzten Jahren mein
Arbeitspensum in der Hausarztpraxis
kontinuierlich reduziert, auf jetzt noch 20
Prozent. Bezüglich der verschiedenen Rollen
ist es nach meiner Erfahrung wichtig,
klar zu deklarieren, in welcher Rolle ich
spreche. Aber ob in Beruf, Politik, Vereinen
oder privat bin ich immer als Angelo
dabei. Ich verstelle mich nicht oder passe
meine Meinung der Funktion an, die ich
gerade bekleide. Das wäre nicht ich.
Was wird sich unter Deiner Präsidentschaft
im vsao ändern?
Anja hat es auf den Punkt gebracht: Der
Verband funktioniert grundsätzlich gut
und professionell. Somit gibt es nicht viel
zu ändern. Aber er wird sich natürlich weiterentwickeln.
Dies und speziell die Zusammenarbeit
und den Austausch des
Zentralsekretariats mit den Sektionen
sind Themen, die ich anpacken möchte.
VSAO /ASMAC Journal 5/20 11