VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2020

MEDISERVICE
Bitte lesen Sie das Kleingedruckte (4)
Die
Verantwortung
wächst
Als Oberärztin bzw. Oberarzt arbeitet man in leitender
Funktion in einem Spital und steht hierarchisch zwischen dem Chefarzt
und den Assistenzärzten. Man trägt in dieser Position Verantwortung
für die Patienten und für das Team.
Christoph Bohn, freier Mitarbeiter MEDISERVICE VSAO-ASMAC
Ausserhalb des Gesundheitswesens
würde man eine Oberärztin
oder einen Oberarzt am
ehesten als «Abteilungsleiter»
oder «Teamleiter» bezeichnen. Eine erste
Hierarchiestufe hat man mit dem Titel
«Oberarzt» in der ärztlichen Laufbahn
also erklommen. Doch was gehört alles
dazu, um diesen Titel tragen zu können?
Primär ist selbstverständlich der fachliche
medizinische Bereich wichtig. Die
Weiterbildungszeit als Assistenzarzt und
damit die Spezialisierung auf eine medizinische
Fachrichtung (z.B. Chirurgie, Innere
Medizin, Gastroenterologie etc.) dauert
in der Regel fünf bis sechs Jahre. Während
dieser Zeit muss man sich als Assistenzarzt
mit überdurchschnittlichen Leistungen
profilieren, wenn man eine Kaderposition
als Oberarzt anstrebt. Die hohe Fachkompetenz
im medizinischen Bereich ist
dabei unabdingbare Grundvoraussetzung
– in seinem Bereich muss man top sein
und allenfalls bereits eine oder mehrere
Schwerpunkt- oder Zusatzweiterbildungen
absolviert haben. Selbstverständlich
werden aber noch ganz andere Kompetenzen
von einem Oberarzt erwartet.
Verantwortung übernehmen
Oberärzte haben ein umfangreicheres Tätigkeitsgebiet
als Assistenzärzte. Ihnen
wird die Verantwortung für einen Zuständigkeitsbereich
übertragen. Assistenzärzte
arbeiten unter ihrer Anleitung, der
Oberarzt steht dabei für Rückfragen der
ihm unterstellten Ärzte zur Verfügung, er
überwacht die Tätigkeit der Assistenzärzte
(z.B. bei regelmässigen Oberarztvisiten)
und er leistet in der Nacht oder an Wochenenden
auch Pikett- bzw. Notfalldienst.
Fachliche und menschliche
Qualitäten
Neben ihrer Arbeit im medizinischen Bereich
sind Oberärzte auch für die Weiterbildung
der Assistenzärzte im praktischen
Bereich zuständig. Mit anderen Worten:
Sie müssen ihr umfangreiches Wissen in
ihrem Spezialgebiet gut verständlich und
memorierbar an die Assistenzärzte weitergeben.
Manchen liegen Führungsaufgaben
im Blut, anderen etwas weniger – das
zeigt die Erfahrung. Oberärzte können
sich solche Kompetenzen aber heute gut
erarbeiten, zum Beispiel in externen Seminaren
und Kursen oder – wo vorhanden –
in einer innerbetrieblichen Schulung.
Darüber hinaus sind noch weitere
Kompetenzen wichtig. In der Schweiz gehört
zum Beispiel die Beherrschung jener
Landessprache dazu, in deren Gebiet man
arbeitet. Niemand kann Oberarzt in der
deutschen Schweiz sein, ohne die deutsche
Sprache zu beherrschen. Dasselbe
gilt entsprechend für die französische und
die italienische Schweiz. Überhaupt gehört
Kommunikationsstärke zu den wichtigen
Skills eines Oberarztes – einerseits
natürlich im Umgang mit den Patienten,
anderseits aber auch im Umgang mit den
Mitgliedern im Team. Von Oberärzten
werden immer ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen,
ein offenes Ohr und
Die Serie «Das Kleingedruckte» geht weiter:
Thema
Familiengründung/
Wohneigentum
Ausgabe
06/2020
VSAO /ASMAC Journal 5/20 47