tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KussKuh – ein landwirtschaftliches Vorzeigeprojekt<br />
Regionales Bio-Fleisch<br />
von glücklichen Rindern<br />
Hinterklausmen | Tausende junge<br />
Kälber werden wöchentlich<br />
in große Viehtransporter getrieben<br />
<strong>und</strong> dicht an dicht über viele<br />
Tage hinweg ins entfernte Ausland<br />
gekarrt. War<strong>um</strong>? Weil Hochleistungskühe<br />
zwar nur noch fünf<br />
Jahre im Einsatz sind, dafür aber<br />
trotzdem einmal jährlich kalben<br />
müssen – ohne Kalb gibt eine Kuh<br />
keine Milch. Insofern kommen auf<br />
eine Kuh fünf Kälber, weshalb der<br />
Kälbermarkt massiv übersättigt<br />
ist. Das wieder<strong>um</strong> führt zu extrem<br />
niedrigen Preisen – manche Bauern<br />
bekommen für ein Kalb nicht<br />
mehr als mickrige acht (!) Euro.<br />
Hinzu kommen höchst unwürdige<br />
Umgangsmethoden in Sachen „Lebendtransport“<br />
von den erst fünf<br />
Wochen alten, bereits enthornten<br />
Jungtieren. Ein von Investigativ-<br />
Journalisten aufgedecktes Beispiel<br />
unterstreicht <strong>das</strong> Procedere im<br />
Massenmarkt von Kälbern ganz<br />
gut: Erst werden <strong>die</strong> aus dem<br />
deutschsprachigen Alpenra<strong>um</strong><br />
stammenden Kälber zu einem<br />
Mastbetrieb in Spanien transportiert,<br />
<strong>und</strong> von dort – nachdem <strong>die</strong><br />
Tiere vollgestopft wurden mit unnatürlichem<br />
Kraftfutter – über <strong>die</strong><br />
EU-Grenzen hinweg bis in den Libanon.<br />
Dort steht ein riesengroßes<br />
Schlachthaus, wo <strong>die</strong> Tiere unter<br />
abermals widrigsten Bedingungen<br />
abgeladen, total verängstigt<br />
reingetrieben <strong>und</strong> getötet werden.<br />
Das daraus gewonnene, qualitativ<br />
schlechte Fleisch landet letztlich<br />
wieder in den Kühlfächern hiesiger<br />
Discounter – erhältlich zu einem<br />
Spottpreis.<br />
Allein beim Gedanken daran, <strong>das</strong>s<br />
<strong>die</strong> kleinen, unschuldigen Kälber<br />
unter Hitze, Platzangst sowie<br />
mangelnder <strong>und</strong> unges<strong>und</strong>er Ernährung<br />
z<strong>um</strong> Teil bis ans andere<br />
Ende der Welt gekarrt werden,<br />
blutet Max <strong>und</strong> Tina Bannaski <strong>das</strong><br />
Herz. Das junge Ehepaar betreibt<br />
in Hinterklausmen bei Bernbeuren<br />
einen Bio-Bauernhof im Nebenerwerb.<br />
Das erste Mal nicht<br />
mehr ruhig schlafen konnte Max<br />
in jener Nacht, als er am Tag zuvor<br />
einen seiner Stiere persönlich z<strong>um</strong><br />
Schlachthof nach Kempten gefahren<br />
– <strong>und</strong> erstmals hautnah mitbekommen<br />
hat, wie sehr <strong>die</strong> dort<br />
ankommenden Tiere aufgeregt<br />
<strong>und</strong> verängstigt sind. „Jetzt sind<br />
<strong>die</strong> Zustände in einem bayerischen<br />
Schlachthaus aber noch gut“,<br />
sagt er in Anspielung auf Billig-<br />
Schlachtungen in beispielsweise<br />
Osteuropa, oder eben Vorderasien.<br />
Nach einem weiteren, höchst<br />
unwürdigen Abtransport von fünf<br />
Panorama-Weide statt Massenmast:<br />
Idyllisch haben es <strong>die</strong> Rinder in Hinterklausmen.<br />
48 | <strong>tassilo</strong>