tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2020
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Barrierefreiheit macht <strong>das</strong> Leben leichter<br />
Gute Lösungen – nicht<br />
nur für Behinderte<br />
Tassiloland | Hindernisse, <strong>die</strong><br />
früher als harmlos angesehen<br />
oder gar nicht bemerkt wurden,<br />
werden mehr <strong>und</strong> mehr zu Stolperfallen.<br />
Zu unüberwindbaren<br />
Barrieren, <strong>die</strong> den Lebensra<strong>um</strong><br />
einschränken. Spätestens, wenn<br />
Menschen mit zunehmendem<br />
Alter <strong>die</strong>se Erfahrungen machen,<br />
wird ihnen deutlich, wie wichtig<br />
Barrierefreiheit ist. Schon<br />
<strong>die</strong> demografische Entwicklung<br />
unserer Gesellschaft sorgt dafür,<br />
<strong>das</strong>s Barrierefreiheit nicht als<br />
Spezialproblem von Behinderten<br />
angesehen wird, sondern allgemeine<br />
Bedeutung gewonnen hat.<br />
So wird sich nach Prognosen des<br />
statistischen B<strong>und</strong>esamtes <strong>die</strong><br />
Mit Gefühl für <strong>die</strong> historische i h Bausubstanz angelegt: Die barrierefreie<br />
i<br />
Rampe an der Wessobrunner Pfarrkirche.<br />
Zahl der 80-Jährigen <strong>und</strong> Älteren<br />
von heute nicht ganz vier Millionen<br />
auf zehn Millionen im Jahr<br />
2050 nahezu verdreifachen. Damit<br />
nimmt automatisch <strong>die</strong> Zahl<br />
der Menschen zu, deren körperliche<br />
Leistungsfähigkeit abnimmt.<br />
Die zu Menschen mit Behinderung<br />
werden. Selbst wenn sie<br />
noch nicht gleich auf Rollstuhl<br />
oder Rollator angewiesen sind.<br />
Auch für <strong>die</strong> Jüngsten in unserer<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> deren Familien<br />
ist Barrierefreiheit ein wichtiges<br />
Anliegen. Ob Kinderwagen, Rollstuhl,<br />
kleine Statur oder Gebrechlichkeit.<br />
Die Probleme beim Überwinden<br />
von Hindernissen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
Anforderungen an eine barrierefreie<br />
Umgebung unterscheiden<br />
sich ka<strong>um</strong>. Barrierefreiheit macht<br />
uns allen <strong>das</strong> Leben leichter. Wer<br />
hat <strong>die</strong>se Erfahrung nicht schon<br />
mit einem Rollkoffer auf Urlaubsoder<br />
Geschäftsreise gemacht.<br />
Oder beim – selbstverständlich<br />
barrierefreien – Einkaufen mit<br />
Einkaufswagen. Barrierefreiheit<br />
ist also zunehmend ins öffentliche<br />
Bewusstsein gerückt. Trotzdem<br />
können <strong>die</strong> Betroffenen heute<br />
noch unzählige Beispiele von immer<br />
noch fehlender Barrierefreiheit<br />
nennen. Vielfach liegt <strong>die</strong>s an<br />
Problemen in alter Bausubstanz<br />
mit Stufen, Schwellen, schmalen<br />
Türen. Oft aber auch an anderen<br />
Prioritäten, fehlendem Bemühen<br />
oder schlicht Gedankenlosigkeit.<br />
Es geht aber auch anders.<br />
Wer sich im Tassiloland<br />
aufmerksam<br />
<strong>um</strong>schaut, findet im öf-<br />
Der Gasthof zur Post in Eberfing – barrierefrei durch Anbau <strong>und</strong> Aufzüge,<br />
ohne <strong>die</strong> historische Vorderansicht zur Straße zu verändern.<br />
fentlich zugänglichen Ra<strong>um</strong> zahllose<br />
barrierefreie Lösungen, <strong>die</strong><br />
gut auf <strong>die</strong> örtlichen Verhältnisse<br />
zugeschnitten sind. Stellvertretend<br />
für viele positive Beispiele<br />
hier drei, ganz unterschiedliche<br />
Lösungen:<br />
Zur historischen Ansicht<br />
passende Rampe<br />
Die 1759 fertiggestellte Barockkirche<br />
St. Johannes der Täufer im<br />
Wessobrunner Klosterhof gehört<br />
zu den Meisterwerken der Ba<strong>um</strong>eister,<br />
Stuckateure <strong>und</strong> Kirchenmaler<br />
im Pfaffenwinkel. Als Pfarrkirche,<br />
aber auch Kunstdenkmal<br />
viel besucht. 250 Jahre lang aber<br />
nur von denen, <strong>die</strong> es schafften,<br />
den Höhenunterschied von fast<br />
einem Meter z<strong>um</strong> Vorplatz <strong>und</strong><br />
den steilen Zugang über sechs<br />
Eingangsstufen zu bewältigen. Als<br />
im Jahr 2010 überlegt wurde, wie<br />
<strong>die</strong>ser Zugang barrierefrei gestaltet<br />
werden könnte, war <strong>das</strong> Team<br />
<strong>um</strong> Kirchenpfleger Franz Langer<br />
gut beraten, nicht den erstbesten<br />
Vorschlag zu übernehmen. Ausgerechnet<br />
<strong>die</strong> Denkmalpflege empfahl<br />
hier einen Treppenlift. Eine<br />
Hebebühne, <strong>die</strong> Langer als „Blechkasten“<br />
vor dem historischen Gebäude<br />
für völlig unpassend hielt.<br />
So machten sich <strong>die</strong> Wessobrunner<br />
selbst Gedanken – <strong>und</strong> fanden eine<br />
Lösung, <strong>die</strong> sich so gut mit dem<br />
historischen Gebäude verträgt,<br />
<strong>das</strong>s man meinen könnte, es gebe<br />
sie immer schon. Eine zweigeteilte<br />
Rampe, <strong>die</strong> nicht als störend<br />
empf<strong>und</strong>en wird. Weil ihre Ba<strong>um</strong>aterialien,<br />
wie heimischer Tuffstein,<br />
dem historischen Gebäude<br />
entsprechen. Sie ordnet sich unter<br />
<strong>und</strong> erfüllt unaufdringlich ihren<br />
Zweck, barrierefrei in <strong>die</strong> Kirche zu<br />
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