tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2020
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Iffeldorf | Klaus Feßmann hat außergewöhnliche<br />
Begabungen:<br />
Er kann Musik bildlich, ja sogar<br />
wohnlich darstellen. Er kann Menschen<br />
mit Musik heilen. Und durch<br />
Klänge aus Steinen Rotwein reifen<br />
lassen. Wir durften den emeritierten<br />
Professor am Salzburger<br />
Mozarte<strong>um</strong> in Iffeldorf besuchen.<br />
Genaugenommen in seinem Atelier,<br />
draußen im Garten, vollgepackt<br />
mit Gemälden, frischgedruckten<br />
Büchern <strong>und</strong> bis zu 250 Kilogramm<br />
schweren Klangsteinen. Wie aus<br />
Werken von Mozart <strong>und</strong> Verdi ein<br />
riesengroßer Wohnpark für 2500<br />
Menschen entsteht? Für welches<br />
geniale Integrationsprojekt er den<br />
Echo-Klassik-Preis gewonnen hat?<br />
War<strong>um</strong> ihn Studenten bis zwei Uhr<br />
in der Nacht anrufen durften? Und<br />
war<strong>um</strong> es ihn als gebürtigen Nürtinger<br />
ins Oberland verschlagen<br />
hat? Im großen Interview auf der<br />
Roten Couch gibt der heute 69-jährige<br />
Pianist, Komponist, Maler,<br />
Autor <strong>und</strong> Klangstein-Experte tiefe<br />
Einblicke in sein rastloses Tun, mit<br />
dem er immer nur ein Ziel verfolgt:<br />
Menschen gesünder, besser <strong>und</strong><br />
glücklicher zu machen.<br />
Herr Feßmann, wie klingt ein Stein?<br />
Weil ich <strong>das</strong> häufiger gefragt werde,<br />
habe ich immer zwei kleinere<br />
Kieselsteine in meiner Hosentasche.<br />
Die hole ich raus, <strong>und</strong> beginne,<br />
den einen Stein auf den anderen<br />
zu schlagen. Das Geräusch<br />
dabei: st<strong>um</strong>pf. Lege ich jedoch einen<br />
der beiden Steine gezielt in <strong>die</strong><br />
Mitte meiner Handfläche, klopfe<br />
mit dem anderen Stein erneut auf<br />
ihn, öffne <strong>und</strong> schließe dabei aber<br />
meine Handfläche langsam, ergeben<br />
sich bereits erste, sanfte, mal<br />
lautere, mal leisere Töne. Was ich<br />
damit sage will: ich muss mit dem<br />
Stein im Ein-Klang, in Resonanz<br />
sein, <strong>um</strong> ihm Töne zu entlocken.<br />
Welches Gestein eignet sich besonders<br />
z<strong>um</strong> Musikmachen?<br />
80 Prozent unserer Klangsteine<br />
bestehen aus dem sogenanntem<br />
10 | <strong>tassilo</strong><br />
Gabbro, einer Granitart, den mein<br />
ältester Sohn Hannes Feßmann vor<br />
vielen Jahren in In<strong>die</strong>n entdeckt<br />
hat. Es sind graue, poliert dann<br />
dunkle, schwarze Steine, <strong>die</strong> sich<br />
gut bearbeiten lassen. Letztlich<br />
aber muss ich den Weg finden,<br />
<strong>um</strong> an den Klang im Inneren eines<br />
Steines heranzukommen.<br />
Wie sind Sie überhaupt auf <strong>die</strong>se<br />
außergewöhnliche Idee gekommen,<br />
mit Steinen Musik zu machen?<br />
Über Lyrik von Werner Dürrson.<br />
Er hat einen Gedichtzyklus namens<br />
Höhlensprache geschrieben.<br />
Aber in Form einer ganz eigenen<br />
Sprache, wie ich sie bis dato nicht<br />
kannte. Sie war regelrecht vertufft,<br />
versintert, steingong, schotterwort,<br />
grafisch blockhaft aufgeschrieben.<br />
In jedem Falle nicht im klassischen<br />
Stil durchgehender Lyrik mit Versmaßen.<br />
Während ich <strong>die</strong>sen Zyklus<br />
las, <strong>und</strong> <strong>die</strong>s mehrfach, hörte ich<br />
eigene, sehr spezielle Klänge, <strong>die</strong><br />
Klänge der Steine. Und ich begann,<br />
mich auf den Weg zu machen, <strong>die</strong>se<br />
Klänge mit richtigen Steinen in<br />
<strong>die</strong> Welt zu bringen.<br />
Sie haben daraufhin intensiv geforscht<br />
am Klangvermögen von<br />
Steinen, was bis heute weltweit<br />
einzigartig ist. Und ihren ältesten<br />
Sohn fest in <strong>das</strong> Projekt integriert.<br />
Um Steine z<strong>um</strong> Klingen zu bringen,<br />
muss man sie aufsägen. Mein<br />
ältester Sohn Hannes fertigt <strong>die</strong><br />
Steine so, damit man ideal damit<br />
spielen kann. Erst formt er aus<br />
einem ganzen Stück einen rechteckigen<br />
oder eiförmigen Stein. Danach<br />
wird der Klangstein intensiv<br />
poliert. Anschließend sägt er in<br />
exakt gleichen Abständen zueinander<br />
30 bis 120 Zentimeter tiefe Lamellen<br />
ein. Eine glatte Oberfläche<br />
ist wichtig, <strong>um</strong> seine Handflächen<br />
beim Spielen nicht zu verletzen.<br />
Vor dem Spielen muss man <strong>die</strong><br />
Hände nässen <strong>und</strong> einen glatten,<br />
hauchdünnen Wasserfilm auf den<br />
Stein legen, <strong>um</strong> jegliche Kraft aus<br />
der anschließenden Bewegung zu<br />
nehmen.<br />
Wie genau wird denn technisch gespielt?<br />
Durch sanftes Berühren <strong>und</strong> Bewegen<br />
des Klangsteins mit der kompletten,<br />
ausgestreckten Handfläche,<br />
versuche ich <strong>die</strong> Lamellen in<br />
Schwingung zu versetzen. Mit den<br />
harten Stellen der Handfläche erzeuge<br />
ich <strong>die</strong> hohen, mit den weichen<br />
<strong>die</strong> tiefen Töne. Auch wichtig:<br />
Ich bleibe immer mit der ganzen<br />
Hand auf dem Stein. Ohne Druck,<br />
ohne Kraft.<br />
Wie nehmen wir Menschen <strong>die</strong>se<br />
Klänge wahr?<br />
Die Klänge der Steine sind speziell<br />
<strong>und</strong> werden von den Menschen<br />
sehr intensiv wahrgenommen. Ich<br />
denke, sie sind so etwas wie <strong>die</strong><br />
Urklänge unseres Planeten. Laut<br />
Neurologen sind Menschen in der<br />
Lage, bis zu acht Klänge gleichzeitig<br />
zu spielen, zu hören <strong>und</strong> zu spüren.<br />
Aktuell kann ich bis zu zwölf<br />
„Wie kann man nur!?" Klaus Feßmann sitzt am Piano<br />
<strong>und</strong> „schimpft“ über <strong>die</strong> Grafik im Notenheft.<br />
Professor Klaus Feßmann (rechts) gewährt „<strong>tassilo</strong>“-Redakteur<br />
Johannes Schelle tiefe Einblicke in seine Autorenarbeit.<br />
verschiedene Klänge gleichzeitig<br />
spielen – eine Art magischer Moment,<br />
den ich mit keinem anderen<br />
Instr<strong>um</strong>ent so intensiv erzeugen<br />
kann wie mit einem Klangstein.<br />
Durch <strong>die</strong> Schwingungen entsteht<br />
ein Resonanzfeld, <strong>das</strong> sogar heilend<br />
wirkt?<br />
Musik wirkt generell auf Körper,<br />
Geist <strong>und</strong> Seele, ob sie nun Euphorie<br />
erzeugt, Freude, Tränen oder<br />
ob sie Gebrechen heilt, <strong>das</strong> gehört<br />
zu unserem Leben dazu. Und<br />
<strong>die</strong>s schon immer. Die erste Flöte<br />
wurde in einer schwäbischen Höhle<br />
gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ist <strong>r<strong>und</strong></strong> 43 000<br />
Jahre alt. Einiges von dem, was<br />
ich durch meine Musik bewirke,<br />
konnte naturwissenschaftlich bewiesen<br />
werden, vieles nicht. Die<br />
Allmacht des heutigen Wissenschaftsdenkens<br />
zeigt gerade im<br />
Moment ihre Schwachseiten. Um<br />
<strong>das</strong> Beispiel Corona herzunehmen:<br />
Wenige fragen: Was muss man tun,<br />
was lassen, was stärken? Für mich<br />
steht in erster Linie nicht <strong>die</strong> Forschung<br />
nach einem Impfstoff im<br />
Vorderg<strong>r<strong>und</strong></strong>, ich halte es für viel<br />
wichtiger, <strong>das</strong>s der Mensch sein<br />
Immunsystem stärken muss, <strong>um</strong><br />
<strong>die</strong>sen Virus auszuhalten, ihn bestmöglich<br />
zu verkraften. Und eine<br />
der besten Methoden, <strong>um</strong> <strong>die</strong>s zu<br />
erzielen, ist selbst Musik zu machen.<br />
Nachweislich auch <strong>das</strong> Spielen<br />
mit Klangsteinen.<br />
Gibt es dafür medizinische Beweise?<br />
Vor vier Jahren haben wir ein Forschungsprojekt<br />
mit dem berühmten<br />
Mikrozirkulations-Spezialisten<br />
Prof. Dr. Rainer Klopp in Berlin<br />
über eine Woche hinweg durchgeführt.<br />
Ich habe mit den Probanten<br />
an einem speziellen Klangstein<br />
nach einem genauen Kompositionsplan<br />
gespielt. Die <strong>um</strong>fangreichen<br />
Messungen von Dr. Klopp<br />
stellten fest, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Wirkung der<br />
Schwingungen über <strong>die</strong> Blutbahnen<br />
in sehr viele Bereiche des<br />
menschlichen Körpers gehen, unter<br />
anderem bis ins Immunsystem<br />
vordringen, <strong>die</strong>s beeinflussen <strong>und</strong><br />
stärken kann. Die Behandlung unterschiedlichster<br />
ges<strong>und</strong>heitlicher<br />
Probleme ist aus <strong>die</strong>sen Ergebnissen<br />
nachweisbar.<br />
Wie stärken Sie Ihr Immunsystem?<br />
Ich spiele täglich drei bis vier St<strong>und</strong>en<br />
Klavier, musiziere dazwischen<br />
immer st<strong>und</strong>enweise mit meinen<br />
Klangsteinen, arbeite sehr viel<br />
künstlerisch, führe ein liebevolles<br />
familiäres Leben, gehe täglich<br />
eine St<strong>und</strong>e in den Wald z<strong>um</strong> Laufen<br />
<strong>und</strong> freue mich jeden Morgen,<br />
wenn ich aufwache, auf all <strong>das</strong>,<br />
was da noch für mich zu tun ist.<br />
In einer anderen Stu<strong>die</strong> der Klangstein-Therapie<br />
wurden 7 000 Behandlungen<br />
über sechs Jahre in vier<br />
verschiedenen Rä<strong>um</strong>en mit unter-