21.10.2020 Aufrufe

tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2020

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Robert Langer baut analoge Synthesizer<br />

„Weil’s eben<br />

nicht perfekt klingt“<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

14 | <strong>tassilo</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Murnau | Flink huschen Robert<br />

Langers Finger über kleine Schalter,<br />

Buchsen <strong>und</strong> Stecker. Hier<br />

noch ein Kabel verb<strong>und</strong>en, dort<br />

den Regler gedreht. Dann stellt<br />

der Murnauer <strong>die</strong> Laustärke hoch.<br />

Hallende elektronische Klänge füllen<br />

den Ra<strong>um</strong>. Dazwischen kurze<br />

Dr<strong>um</strong>s, eine Melo<strong>die</strong>loop. Sie erinnern<br />

an frühen Discoso<strong>und</strong>, an<br />

alte Weltra<strong>um</strong>-Serien, an manches<br />

Pink-Floyd-Intro.<br />

Robert Langer baut Synthesizer.<br />

Maschinen, <strong>die</strong> künstliche Klänge,<br />

ganz ohne Musikinstr<strong>um</strong>ente,<br />

erzeugen. Soweit nichts Neues.<br />

Heute kann <strong>das</strong> jede Gratissoftware<br />

auf dem PC, Tablet oder<br />

Smartphone. Das Besondere an<br />

Langers Synthesizern ist: Sie arbeiten<br />

analog, nicht digital. So wie<br />

in den siebziger Jahren. Die Band<br />

Kraftwerk hatte rein elektronische<br />

Musik eben populär gemacht. Robert<br />

Langer war damals Teenager.<br />

Sein Vater, von Beruf Ingenieur,<br />

bastelte auch zuhause gern. Als<br />

Langer 14 war, hatte der Papa gerade<br />

eine elektronische Heimorgel,<br />

ähnlich einem Keyboard, zusammengebaut.<br />

„Ich lernte darauf<br />

zu spielen“, erinnert sich der heute<br />

55-Jährige. „Speziell <strong>die</strong> Klangmöglichkeiten<br />

faszinierten mich,<br />

kühl, ra<strong>um</strong>füllend. Zuvor hatte<br />

ich mich ka<strong>um</strong> für Musik interessiert.“<br />

Mindestens ebenso wie<br />

<strong>die</strong> Klänge selbst faszinierte den<br />

Jungen, wie <strong>das</strong> Gerät sie erzeugt.<br />

Er beschloss, selbst so etwas zu<br />

bauen, kaufte sich Bücher <strong>und</strong><br />

Elektronikzeitschriften, besorgte<br />

einen Lötkolben <strong>und</strong> Bauelemente<br />

wie Kondensatoren, Transistoren,<br />

Dioden <strong>und</strong> Widerstände. Und<br />

dann baute Robert Langer seinen<br />

ersten eigenen analogen Synthesizer.<br />

Und er klang toll. Doch er<br />

sollte der erste <strong>und</strong> letzte sein –<br />

für mehr als 30 Jahre.<br />

Hightech-Werkstatt im<br />

Innovationsquartier<br />

„Als ich Feinwerktechnik stu<strong>die</strong>rte,<br />

waren mir andere Hobbys<br />

wichtiger, z<strong>um</strong> Beispiel in der<br />

Natur zu sein.“ Langer blieb der<br />

Technik an sich<br />

zwar treu, arbeitete<br />

nach dem Studi<strong>um</strong><br />

erst in München,<br />

wo er für <strong>die</strong> Stadt<br />

<strong>die</strong> Ampelsteuerungen<br />

programmierte.<br />

Dann, 1999,<br />

eröffnete er in Murnau<br />

einen Reparaturservice<br />

für PCs.<br />

„Was, du kennst<br />

dich mit Computern<br />

aus?“, sprachen ihn<br />

damals viele <strong>r<strong>und</strong></strong><br />

<strong>um</strong> den Staffelsee<br />

an. „Du I hab ein<br />

Problem mit meinem,<br />

kannst du den<br />

mal anschauen?“<br />

Langers neues Gewerbe<br />

lief. Doch mit<br />

In seiner Werkstätte: Robert Langer baut<br />

analoge Synthesizer für Musiker aus aller Welt.<br />

Synthesizern <strong>und</strong> elektronischen<br />

Klängen beschäftigte er sich nicht<br />

mehr. In <strong>die</strong>sem Bereich hatte<br />

<strong>die</strong> Digitaltechnik <strong>die</strong> analogen<br />

Synthesizer über<strong>die</strong>s längst abgelöst.<br />

Ein Computerchip konnte<br />

nun blitzschnell unzählige Tonfolgen<br />

<strong>und</strong> Klangkurven errechnen,<br />

<strong>und</strong> sie in Form von Kilobytes<br />

<strong>und</strong> Megabytes speichern. Eine<br />

Software konnte dann <strong>die</strong> Datenpakete<br />

entschlüsseln, <strong>die</strong> Klänge<br />

über einen anderen Chip dem<br />

Strom aufprägen <strong>und</strong> z<strong>um</strong> Lautsprecher<br />

schicken. Und <strong>die</strong> Chips,<br />

millionenfach in Fabriken hergestellt,<br />

wurden immer schneller,<br />

<strong>die</strong> Klänge immer präziser <strong>und</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!