tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2020
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Fühlen Sie sich als gebürtiger Nürtinger,<br />
südöstlich von Stuttgart,<br />
wohl im Oberland?<br />
Meine Mutter war Sudetendeutsche.<br />
Sie brachte nach Nürtingen<br />
Kultur mit, spielte glänzend Klavier,<br />
was für <strong>die</strong> Schwaben jedoch<br />
keine Bedeutung hatte. Insofern<br />
waren wir nie richtig integriert.<br />
Heute kann ich sagen: Egal, wo ich<br />
bin, es freut mich immer wieder,<br />
hierher nach Iffeldorf zu kommen.<br />
In den letzten Jahren habe ich für<br />
<strong>die</strong>sen Ort ein richtiges Gefühl der<br />
Heimat entwickelt.<br />
Wie lange brauchen Sie von Iffeldorf<br />
nach Salzburg?<br />
In der Regel eineinhalb St<strong>und</strong>en.<br />
Wobei ich <strong>die</strong> Strecke seit eineinhalb<br />
Jahren nicht mehr so oft zurücklege<br />
– am 20. Juli 2019 habe<br />
ich dort mein Emeritierungs-Fest<br />
gefeiert. 22 Jahre nach meinem<br />
ersten Arbeitstag. Es war der 1.<br />
Oktober 1997, als ich als Professor<br />
für Komposition <strong>und</strong> Tonsatz am<br />
Mozarte<strong>um</strong> in Salzburg angefangen<br />
habe.<br />
Vermissen Sie <strong>die</strong> Studenten?<br />
Ich habe insgesamt 48 Jahre als<br />
Lehrer <strong>und</strong> Professor gearbeitet,<br />
immer ein gutes Verhältnis zu<br />
meinen Schülern <strong>und</strong> Studenten<br />
gehabt. Aber: In den letzten Jahren<br />
ist <strong>die</strong> Distanz zu den jungen<br />
Leuten immer größer geworden.<br />
Ich fürchte aufg<strong>r<strong>und</strong></strong> der Digitalisierung.<br />
Als ich ihnen aus meinem<br />
Leben erzählte, wie ich stu<strong>die</strong>rt<br />
habe, schauten sie mich an, als<br />
wäre ich ein seltenes Tier. Ich bin<br />
davon überzeugt, <strong>das</strong>s man auch<br />
im Jahr <strong>2020</strong> noch Bücher lesen<br />
sollte. Notationen müssen schließlich<br />
im Kopf entstehen, nicht aus<br />
einem Computerprogramm heraus.<br />
Klingt so, als hätten Sie mit <strong>die</strong>sem<br />
prägenden Lebensabschnitt gut abschließen<br />
können?<br />
Das Mozarte<strong>um</strong> wollte für mich ein<br />
Symposi<strong>um</strong> organisieren. Das war<br />
gut gemeint, habe ich aber abgelehnt:<br />
Keine Anzüge <strong>und</strong> Krawatten,<br />
kein Streich-Quartett von weiß<br />
Gott woher, keine Reden. Das bin<br />
nicht ich. Trotzdem hatte ich <strong>das</strong><br />
Gefühl, meine letzte <strong>und</strong> längste<br />
hauptberufliche Stelle nicht wortlos<br />
hinter mir lassen zu wollen.<br />
Dazu kommt, <strong>das</strong>s ich keiner <strong>die</strong>ser<br />
Emeritierten sein wollte <strong>und</strong><br />
möchte, der jede zweite Woche im<br />
Institut vorbeifahren muss <strong>um</strong> zu<br />
schauen, ob noch alles in meinem<br />
Sinne so weiterläuft. Da kam mir<br />
<strong>die</strong> Idee eines Abschluss-Festes:<br />
Ich lade alle Leute ein, <strong>die</strong> ich liebe<br />
<strong>und</strong> schätze <strong>und</strong> <strong>die</strong> mein Leben<br />
begleiteten. Und jeder soll etwas<br />
davon mitbringen, etwas, was er<br />
tut. Kunst, Wissenschaft, Musik,<br />
ein Instr<strong>um</strong>ent, egal was. Es war<br />
ein w<strong>und</strong>erbarer Abschied.<br />
Langweilig wird Ihnen ohnehin<br />
nicht. Was verstehen Sie unter einer<br />
musikalischen Grafik?<br />
Ich merkte in meinem musikalisch-kompositorischen<br />
Leben sehr<br />
schnell, <strong>das</strong>s mir <strong>die</strong> klassischen<br />
fünf Notenlinien nicht ausreichen<br />
in Sachen musikalische Darstellung,<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig, <strong>das</strong>s ich<br />
eine Begabung dafür habe, Musik<br />
zu verbildlichen. Das fing bereits<br />
damit an, <strong>das</strong>s ich viele Schüler<br />
hatte, <strong>die</strong> sagten, sie können nicht<br />
komponieren. „Aber natürlich“,<br />
sagte ich. Eine junge Dame meinte,<br />
sie möchte Musik so klingen<br />
lassen, wie sich draußen ein Ast<br />
im Wind bewegt. „Dann lege doch<br />
einen Ast aufs Papier.“ Für andere<br />
sind es Farbkleckse, Zeichnungen,<br />
Symbole. All <strong>das</strong> ist musikalische<br />
Grafik, <strong>die</strong> weit über klassische<br />
Noten hinausreicht. So etwas zu<br />
veröffentlichen, es als Kunst in <strong>die</strong><br />
Welt hinauszutragen, war damals<br />
fast noch eine Revolution.<br />
Die es bis in <strong>die</strong> Architektur hineingeschafft<br />
hat. In Heidelberg wurde<br />
ein Wohnpark namens „Quartier<br />
am Turm“ für 2 500 Menschen geschaffen.<br />
Mit Ihrer musikalischen<br />
Voller Freude, voller Tatendrang:<br />
Prof. Klaus Feßmann lebt für Kunst<br />
<strong>und</strong> Musik.<br />
Handschrift, in dem Sie Gärten, Zimmer,<br />
ja ganze Gebäude nach Opern<br />
von Mozart <strong>und</strong> Verdi mitgestaltet<br />
haben?<br />
Es handelte sich <strong>um</strong> eine alte<br />
Räderfabrik von Dietmar Hopp,<br />
<strong>die</strong> nach <strong>und</strong> nach verfallen ist.<br />
Er beauftragte zwei Baufirmen,<br />
<strong>um</strong> daraus eine Wohnsiedlung zu<br />
bauen. Einen <strong>die</strong>ser Geschäftsführer<br />
kannte ich. Er wusste, <strong>das</strong>s ich<br />
Musik grafisch darstelle. So kam’s<br />
zu der Idee, aus der Musik heraus<br />
<strong>die</strong>se komplette Siedlung zu gestalten.<br />
Meiner Fantasie habe ich<br />
freien Lauf gelassen <strong>und</strong> losgelegt,<br />
Tonhöhen <strong>und</strong> Rhythmen weltberühmter<br />
Opern in Architektur<br />
<strong>um</strong>zuwandeln. Selbstverständlich<br />
in enger Zusammenarbeit mit den<br />
Architekten. Wir haben Gärten,<br />
Zimmer, ganze Gebäude gestaltet.<br />
Figaro von Mozart, La Traviata,<br />
Aida <strong>und</strong> Rigoletto von Verdi. Immer<br />
mit dem Ziel vor Augen, <strong>das</strong>s<br />
es den Leuten, <strong>die</strong> dort später einziehen<br />
werden, richtig gut gefällt,<br />
<strong>das</strong>s sie sich wohlfühlen <strong>und</strong> nie<br />
wieder woanders hinmöchten. Dafür<br />
sind wir sogar nach Italien gefahren,<br />
haben uns Gärten, Pflanzen,<br />
Pflastersteine der Gassen<br />
<strong>und</strong> Hofeinfahrten angeschaut,<br />
dort auch Material eingekauft <strong>und</strong><br />
es dann so ähnlich in Heidelberg<br />
nachgebaut.<br />
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