13.11.2020 Aufrufe

Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 009

Technik und Wissen ist ein Fachmagazin für die Industrie und für Fachleute aus der Industrie. Diese Ausgabe beinhaltet die Schwerpunktthemen "Die fühlende Maschine" und Stromversorgungen. Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.

Technik und Wissen ist ein Fachmagazin für die Industrie und für Fachleute aus der Industrie.

Diese Ausgabe beinhaltet die Schwerpunktthemen "Die fühlende Maschine" und Stromversorgungen.

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.

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DIE FÜHLENDE MASCHINE<br />

«Die Auswertung der Daten ist eine grosse<br />

Herausforderung. […] Dabei sehen wir,<br />

dass wir hier an die Grenzen der heutigen<br />

Steuerung stossen.»<br />

Prof. Dr.-Ing. Berend Denkena<br />

steifigkeit nahe am Prozess möglich ist. Dieser Ansatz zur<br />

Kraftmessung ist dabei nicht nur auf eine Komponente<br />

beschränkt. So konnten wir ebenfalls erfolgreich weitere<br />

fühlende Komponenten, wie das Spannsystem, entwickeln.<br />

Sie verwenden in der fühlenden Maschine Dehnungsmessstreifen<br />

statt Kraftsensoren. Weshalb <strong>und</strong> welche<br />

anderen Sensoren werden sonst noch eingesetzt?<br />

DMS sind im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftsensoren<br />

kostengünstig <strong>und</strong> dadurch für die industrielle Anwendung<br />

sehr attraktiv. Je nach Einsatzgebiet arbeiten wir auch<br />

mit anderen Sensoren, wie Beschleunigungssensoren zur<br />

Ratterdetektion oder auch mit steuerungsinternen Signalen.<br />

Wie viele Sensoren sind momentan im Einsatz in einer<br />

einzigen Maschine?<br />

Die Anzahl der Sensoren variiert von Werkzeugmaschine<br />

zu Werkzeugmaschine. Aktuell sind an den fühlenden<br />

Maschinen am IFW neun Dehnungsmessstreifen angebracht.<br />

Durch eine höhere Anzahl an Sensoren können<br />

natürlich mehr Informationen aus dem Prozess aufgenommen<br />

<strong>und</strong> Ausfälle einzelner Sensoren besser kompensiert<br />

werden. Dennoch hängt die Anzahl der notwendigen<br />

Sensoren stark von dem konkreten Anwendungsfall<br />

<strong>und</strong> der verwendeten Werkzeugmaschine ab.<br />

Wie kann man die Datenfülle da noch erfassen <strong>und</strong> korrekt<br />

auswerten – <strong>und</strong> dies in Echtzeit?<br />

Die Auswertung der Daten ist eine grosse Herausforderung.<br />

Wir arbeiten mit Filtern <strong>und</strong> der Berechnung von Merkmalen,<br />

um auch nur die wirklich notwendigen Informationen zu<br />

verarbeiten. Dabei sehen wir, dass wir hier an die Grenzen<br />

der heutigen Steuerung stossen. Die Echtzeitfähigkeit ist ein<br />

Schlagwort: Um diese zu erreichen, arbeiten wir eng mit<br />

Werkzeugmaschinen- <strong>und</strong> Steuerungshersteller zusammen.<br />

Das gentelligente Werkstück<br />

Was man oft vergisst: Es ist ja nicht nur die Maschine, die<br />

fühlen sollte, sondern auch die Werkstücke. Wie weit ist<br />

man in dieser Beziehung <strong>und</strong> wie läuft da eine Kommunikation<br />

ab zwischen Werkstück <strong>und</strong> Werkzeugmaschine?<br />

Wir haben im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />

«Gentelligente Bauteile im Lebenszyklus» intensiv daran<br />

gearbeitet <strong>und</strong> Konzepte entwickelt. Die «fühlende» Eigenschaft<br />

ist dabei nur eine der werkstückinternen Funktionen.<br />

Ein gentelligentes Werkstück trägt die Informationen<br />

für seine Bearbeitung mit sich <strong>und</strong> sucht sich so selbstständig<br />

den Weg durch die Produktion. Durch die Informationen,<br />

die im Werkstück gespeichert sind, wird eine<br />

bauteilindividuelle Bearbeitung in der Maschine ausgelöst.<br />

Und die Fertigungshistorie kann auch nachverfolgt werden.<br />

Ja, auch dies. Die fühlenden Eigenschaften der Bauteile<br />

ermöglichen es, die gesamte Fertigungshistorie aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> kontinuierlich im Bauteil zu speichern. Im fertigen<br />

Bauteil werden die zur Prozessüberwachung integrierten<br />

Sensoren für die Aufnahme von Belastungen<br />

verwendet. Die so über den Lebenszyklus des Bauteils<br />

gesammelten Informationen fliessen in die Entwicklung<br />

der nächsten Bauteilgeneration ein.<br />

Was in den Labors entwickelt wird, ist eine Sache; am<br />

Markt eine andere. Welche Entwicklungen aus dem IFW<br />

an der fühlenden Maschine sind bereits markttauglich<br />

<strong>und</strong> vor allem wirtschaftlich sinnvoll?<br />

Von der prototypischen Entwicklung am Institut hin zu einem<br />

industriell einsetzbaren Produkt ist es ein weiter Weg.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit mit der Industrie sind wir<br />

hier dennoch schon sehr weit fortgeschritten. Einige unserer<br />

fühlenden Komponenten werden bereits zur Überwachung<br />

von Prozessen eingesetzt. Die intelligente Abdrängungskompensation<br />

auf Basis der fühlenden Komponenten ist bereits<br />

auf dem Weg in die industrielle Anwendung.<br />

Welche Entwicklungsschritte stehen dann momentan an?<br />

Wie eingangs bereits angedeutet, arbeiten wir aktuell<br />

daran, die fühlende Maschine durch den Einsatz moderner<br />

Technologien wie Künstlicher Intelligenz, auch intelligent<br />

zu machen. Bisher haben wir die Informationen aus<br />

dem Prozess vor allem genutzt, um zu reagieren. Jetzt<br />

geht es darum, beispielsweise Prozesszustände vorherzusagen,<br />

um frühzeitig kritische Prozesszustände zu vermeiden.<br />

Aktuelle Forschungsarbeiten beschäftigen sich<br />

zudem mit dem Einsatz von Halbleiter-Dehnungsmessstreifen.<br />

Sie erzielen eine deutlich höhere Sensitivität als<br />

herkömmliche Dehnungsmessstreifen. ››<br />

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