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Waldgeist Winter 2020

Die aktuelle Ausgabe WALDWeihnacht lädt Sie ein, jetzt in der „staaden Zeit“ zur Ruhe zu kommen, den Spätherbst zu genießen und den Winterbeginn zu begrüßen. Wir möchten Ihnen Lust machen, der berühmten Glasstraße zu folgen und entlang des Weges die bemerkenswerten Betriebe, Einrichtungen und Kunstwerke zu bestaunen, sich eine Auszeit in einer der Wellness-Oasen zusammen mit lieben Menschen zu gönnen und die Natur zu genießen – zu Fuß, mit Schneeschuhen oder mit Langlaufskiern.

Die aktuelle Ausgabe WALDWeihnacht lädt Sie ein, jetzt in der „staaden Zeit“ zur Ruhe zu kommen, den Spätherbst zu genießen und den Winterbeginn zu begrüßen. Wir möchten Ihnen Lust machen, der berühmten Glasstraße zu folgen und entlang des Weges die bemerkenswerten Betriebe, Einrichtungen und Kunstwerke zu bestaunen, sich eine Auszeit in einer der Wellness-Oasen zusammen mit lieben Menschen zu gönnen und die Natur zu genießen – zu Fuß, mit Schneeschuhen oder mit Langlaufskiern.

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AUF DEN Bergen<br />

<br />

Mystisch sieht es am Dreisessel aus, wenn er sich in Wolken hüllt.<br />

Für eine Schneeschuhtour sind das aber keine guten Bedingungen.<br />

Eine Orientierung ist bei diesen Bedingungen fast unmöglich.<br />

Die „Schneeschuhe“ des balzenden Auerhahns erleichtern das Gehen<br />

über Schnee. Geflogen wird nur im Notfall. (Foto: Karl-Heinz Schindlatz)<br />

Wenn´s ordentlich geschneit hat, kann man die mystisch wirkenden<br />

Schneemandl bewundern.<br />

UNTERWEGS WIE DIE AUERHÜHNER<br />

Spätestens auf dem Seesteig sind wir froh, dass wir Schneeschuhe an<br />

den Füßen haben. Die Schneedecke wird mit jedem Höhenmeter ein wenig<br />

mächtiger. Ohne Schneeschuhe würden wir immer tiefer einsinken.<br />

Der Aufstieg wäre noch kräfteraubender. Wir sind aber nicht die einzigen,<br />

die die tolle Idee hatten, sich auf Schneeschuhen fortzubewegen. Auerhühner<br />

haben an ihren Füßen Hornstifte, die ihr Fußbett verbreitern. Natürliche<br />

Schneeschuhe also, entwickelt von der Evolution. Aber Moment<br />

mal. Auerhühner sind Vögel und können fliegen, wieso dann die Schneeschuhe?<br />

Ein Hahn wiegt vier bis fünf Kilo. Eine Henne etwa die Hälfte.<br />

Das ist kein Gewicht, das ein Huhn ohne Weiteres in die Luft bekommt.<br />

Deshalb ist auch ein Auerhuhn in der Regel zu Fuß unterwegs – geflogen<br />

wird nur, wenn es nicht anders geht.<br />

REFUGIUM DER RUHE<br />

Weiter auf dem Seesteig geht es bis zur Hochstraße auf 1150 Meter<br />

Höhe. Hier beginnt das Naturschutzgebiet „Hochwald“. Wir gehen ein<br />

paar Meter Richtung österreichische Grenze und biegen dann wieder<br />

links auf den Seesteig weiter in Richtung Dreiländereck ab. Das Naturschutzgebiet<br />

wurde vor etwa 80 Jahren mit dem Ziel ausgewiesen,<br />

den „naturnahen Waldbestand mit relikthaftem Charakter“ zu schützen.<br />

Nach mehreren Sturmereignissen und dem Wirken des Borkenkäfers ist<br />

der vormals geschlossene Waldbestand einer mehr oder weniger Offenlandschaft<br />

mit kleinen Waldinseln verschiedenen Alters und einem<br />

kunstvollen Totholzverhau gewichen. Gepaart mit den kreuz und quer<br />

herumliegenden Granitfelsen – besonders im Bereich des Steinernen<br />

Meeres – ist das Gebiet abseits der Wege so gut wie unzugänglich. Wie<br />

gemacht also für Auerhühner, die nicht nur einen Wechsel aus Wald und<br />

Lichtungen brauchen, sondern auch die Ruhe – besonders im <strong>Winter</strong>.<br />

Je nach Schneelage kommt nun vielleicht die Frage auf: Und wo ist der<br />

Totholzverhau und das Felslabyrinth? Wenn viel Schnee liegt, überdeckt er<br />

alles und eröffnet uns Schneeschuhgehern ganz neue Möglichkeiten, uns<br />

das Gebiet zu erschließen. Aber genau das kann zum Problem für die Auerhühner<br />

werden. Deshalb gibt es im Naturschutzgebiet auch ein Wegegebot.<br />

Das bedeutet, abseits der ausgewiesenen Routen zu gehen, ist verboten.<br />

Wer übrigens weiß, wie gravierend Störungen durch uns Menschen bei den<br />

Wildtieren im <strong>Winter</strong> wirken, der bleibt auch außerhalb der Naturschutzgebiete<br />

und Nationalparke auf Wegen – besonders im Wald und in den Bergen.<br />

An diesen Tagen kann man es sich nicht vorstellen, aber am Dreisessel<br />

gibt es auch andere Wetterbedingungen. Wenn es schneit oder der<br />

Dreisessel wolkenverhangen ist, dann kann man hier oben sprichwörtlich<br />

seine Hand vor Augen nicht mehr sehen. In diesem Fall ist ohne GPS<br />

eine Orientierung auch auf den best-markiertesten Routen so gut wie<br />

unmöglich. Deshalb ist diese Route auch nur etwas für Schönwettertage.<br />

EIN HUHN IM STAND-BY-MODUS<br />

Was machen eigentlich unsere Auerhühner bei minus 13°C und Schneestürmen?<br />

Auerhühner sind keine Zugvögel, wie etwa die Ringdrossel,<br />

die den <strong>Winter</strong> über am Mittelmeer verbringt, sich den Dreisessel aber<br />

im Sommer mit dem Auerhuhn teilt. Auerhühner bleiben das ganze Jahr<br />

über in ihrem Revier. Sie sind an diese Bedingungen angepasst. Die größte<br />

Verbreitung haben Auerhühner in den Wäldern Sibiriens und Skandinaviens,<br />

der sogenannten Taiga. Dort ist solches <strong>Winter</strong>wetter die Regel.<br />

Bei Schneestürmen und niedrigen Temperaturen graben sich die Tiere<br />

Schneehöhlen. Unter dem Schnee haben sie Bedingungen, wie in einem<br />

Iglu. Trotzdem sind diese Umstände auch für die so perfekt angepassten<br />

Vögel kein Spaß – für sie geht es ums Überleben. Die Maxime in dieser<br />

Zeit lautet: So wenig Energie verbrauchen wie möglich. Das bedeutet,<br />

weder unnötig Wärme zu verlieren, indem das Tier beispielsweise die<br />

Schneehöhle verlassen muss, noch sich nutzlos zu bewegen oder gar<br />

fliegend flüchten zu müssen. Auerhühner nehmen uns Menschen leider<br />

als potenzielle Gefahr wahr, weshalb wir uns, wenn wir uns in deren<br />

Lebensräumen bewegen, etwas einschränken müssen.<br />

SCHWEINEBRATEN VS. FICHTENNADELN<br />

Am Kammweg geht es nun in einem moderaten Auf und Ab über den<br />

Bayerischen Plöckenstein, der mit 1361 Metern die höchste Erhebung<br />

unserer Tour darstellt, bis zum Dreisesselfels. Linkerhand begleiten uns<br />

bei guter Sicht weiter die Alpen. Vor uns und rechterhand breitet sich der<br />

Böhmerwald beziehungsweise der Bayerische Wald aus. Nach etwa drei<br />

Kilometern und eineinhalb Stunden auf dem Kammweg erreichen wir<br />

den Dreisesselfels. Der größte Teil der Tour ist nun geschafft. Deshalb<br />

haben wir uns eine Einkehr im Berggasthof Dreisessel verdient.<br />

Während wir uns den saftigen Schweinsbraten und einen warmen Jagertee<br />

schmecken lassen, können wir ja noch ein letztes Mal an unseren Bergkameraden,<br />

das Auerhuhn, und dessen Speisekarte denken. Keine Angst,<br />

wir können das ganz ohne Mitleid tun. Kein Huhn würde uns nämlich den<br />

Schweinsbraten streitig machen wollen. Die Hühner sind Vegetarier. Wenn<br />

wir den Tag über eine Liste gemacht hätten, was entlang unserer Route<br />

denn Vegetarisches wächst, dann wäre die Liste nicht sehr lange. Ziemlich<br />

sicher würden Fichtennadeln draufstehen. Und genau das ist es auch, was<br />

Auerhühner im <strong>Winter</strong> hauptsächlich fressen. Wir können uns sicher vorstellen,<br />

dass selbst mit dem besten Fichtennadel-Verdauungsapparat der<br />

Welt nicht viel brauchbare Energie aus den Nadeln herauszuholen ist. Wegen<br />

des Schweinsbratens konnten wir heute so schön verschwenderisch<br />

mit unserer Energie umgehen und uns so richtig im Schnee austoben.<br />

Wildtiere haben aber keine Müsliriegel in der Tasche.<br />

Unsere letzte Etappe geht nun nur noch bergab. Der Witikosteig führt<br />

uns über vier Kilometer vom Berggasthof wieder zurück zum Ausgangspunkt<br />

am Böhmerwalddenkmal in Lackenhäuser. Dafür müssen wir<br />

nochmal eine gute Stunde einplanen.<br />

Sind Sie neugierig wie das Wetter am<br />

Dreisessel oder Haidel ist?<br />

Schauen Sie in unsere WEBCAMS rein!<br />

http://www.haidelcam.de/<br />

http://www.dreisesselcam.de/<br />

Beim Wandern Handy oder Kamera<br />

vergessen? Kein Problem! Am Haidel und<br />

Almberg befindet sich einen<br />

FOTOPOINT!<br />

<strong>Winter</strong>spaß am Dreiländereck<br />

ATEMBERAUBENDES ALPENPANORAMA<br />

Je höher wir kommen, desto offener wird nun die Landschaft. Auf etwa<br />

1330 Meter Höhe erreichen wir den Sattel zwischen dem Plöckenstein<br />

und Bayerischen Plöckenstein. Dieser Sattel bildet das Dreiländereck<br />

zwischen Tschechien, Österreich und Deutschland. Nördlich des Kammes<br />

schließt sich die Zone 1 des Nationalparks Sumava an. Das bedeutet,<br />

dort gibt es ebenso ein Wegegebot. Wenn nicht allzu viel Schnee Länge: 11 km<br />

KURZINFO<br />

ist, dann könnte am Dreiländereck auch noch ein mächtiger Granittisch Höhenmeter: 570 m<br />

zur Brotzeit einladen. An heiteren Tagen lässt sich von hier aus ein atemberaubendes<br />

Alpenpanorama bestaunen, das uns nun den gesamten Anspruch: konditionell herausfordernd<br />

Dauer: 4 bis 6 Stunden je nach Verhältnissen<br />

Kammweg Richtung Dreisessel begleitet. Bei besten Bedingungen überblickt<br />

man von der Zugspitze bis zu den Ybbstaler Alpen 300 Kilometer Start/Ziel: Böhmerwald-Denkmal in Lackenhäuser/Neureichenau<br />

Besonderheit: Naturschutzgebiet mit Wegegebot<br />

Alpenrand. Die 140 Kilometer zwischen uns und den Berchtesgadener Einkehrmöglichkeit: Berggasthof Dreisessel<br />

Alpen wirken dann wie ein Katzensprung.<br />

52 53<br />

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