3. Facetten des Elementaren Musikunterrichts - KOMU
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Dem Einbeziehen von Kindern, die neben der MUSIKWERKSTATT schon ein<br />
Instrument lernen, stehen wir durchaus positiv gegenüber, weil unser Unterricht eine<br />
wichtige Bereicherung zum Instrumentalunterricht darstellen könnte bzw. die<br />
umgekehrten Wechselwirkungen von jungen Instrumentalisten auf die Gruppe auch<br />
nicht gering zu schätzen sind.<br />
Wir beginnen die Doppeleinheit mit unserem Begrüßungslied, das unter anderem auch<br />
nach den Möglichkeiten der Weiterver- und -bearbeitung ausgewählt wird. Mit<br />
Vorliebe greifen wir auf Musikstücke mit rhythmischem Schwerpunkt zurück um<br />
diesen Parameter gezielt üben zu können und schon in ein frühen Stadium durch<br />
Bildung von ostinaten Figuren variabel kombinierbare Mehrstimmigkeiten erzeugen<br />
zu können. Wir wollen damit den Kindern Vorbilder für spätere eigenständige<br />
Materialgewinnung bieten. Dann werden verschiedene Themenkreise erarbeitet,<br />
immer mit einem Focus auf die Möglichkeit zum eigenständigen kreativen Umgang<br />
mit dem Klangmaterial, das von der einfachsten Form mit zwei Tönen („Hoch“ und<br />
„Tief“) über die Dreitönigkeit und die Pentatonik zur traditionellen Durtonleiter reicht.<br />
Eine wichtige Übung, die wir in verschiedensten Variationen immer wieder einbauen,<br />
basiert darauf, dass Kinder die als Hausaufgabe komponierten Stücke wieder erkennen<br />
sollen, wenn sie von anderen, sei es von uns Lehrern oder von anderen Kindern, aus<br />
der Gruppe vorgespielt werden. Nicht die Form der Notation (grafisch oder im<br />
Liniensystem oder kombiniert) ist das Entscheidende, sondern die Erfahrung, auch für<br />
andere Nachvollziehbares und Spielbares und für den jungen Komponisten selbst<br />
Wiedererkennbares zu Papier gebracht zu haben. Damit wollen wir einer<br />
unkontrollierten Beliebigkeit im Umgang mit notiertem Klang entgegenwirken. In<br />
dieser „Werkstattphase“, die wir gerne auch als Stationenbetrieb im Unterricht mit<br />
mehreren Gruppen gestalten, benutzen wir nach Möglichkeit mehrere von einander<br />
getrennte Räume (Nebenräume, Garderoben, …) und können - weil wir zu zweit sind<br />
- alle Kinder individuell unterstützen. Wichtig ist uns die Vorgabe von Zeitlimits, denn<br />
Kreativität lässt sich lernen und trainieren und Komposition ist nicht immer nur von<br />
der Muse und einer Eingebung abhängig. Dann folgen die mit Spannung erwarteten<br />
Uraufführungen der Musikerfindungen. Den Schluss bildet unser Abschlusslied, das<br />
wir in der Regel beim ersten Zusammentreffen gemeinsam komponieren – und zwar<br />
sowohl den Text als auch die Musik. Gerne lassen wir uns von Mozarts Idee seines<br />
„Musikalischen Würfelspiels“ inspirieren, denn Musik und ihre Erfindung hat immer<br />
auch etwas mit Spielen und Ausprobieren zu tun.<br />
Nach einigen Jahren <strong>des</strong> Musikerfindens mit Kindern in diesem Alter möchte ich diese<br />
Form <strong>des</strong> Unterrichtens zu zweit und der Möglichkeiten, dabei ständig selbst dazu zu<br />
lernen nicht mehr missen. Es ist ein beglücken<strong>des</strong> Gefühl, nach einer gelungenen<br />
Uraufführung eines Musikstückes die Freude in den Augen der jungen Musikerfinder<br />
zu sehen, aber die eigentlich wichtigen Ergebnisse sind die nicht herzeigbaren: nämlich<br />
die persönlichen Erfahrungen, die jede/r TeilnehmerIn gesammelt hat! Dieses Stück<br />
Weg, diesen Prozess der erarbeiteten und am eignen Körper erlebten Kreativität kann<br />
unserer Meinung nach in einem herkömmlichen Vortragsabend, der - wie der Namen<br />
schon verrät - im Vortragen von etwas Erprobtem besteht, nicht adäquat vermittelt<br />
werden. Daher wählen wir gerne als Abschluss <strong>des</strong> Schuljahres eine<br />
„Elternmitmachstunde“, um auch die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern - und<br />
Elementare Musikpädagogik | <strong>Facetten</strong>berichte | 2007-12 Seite 21 von 64