3. Facetten des Elementaren Musikunterrichts - KOMU
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Angebot einen „Lichtblick“ in die Monotonie <strong>des</strong> Heim-Alltags zu bringen. Dies<br />
geschieht durch:<br />
• Impulse setzen, um die Isolation, dieses teilweise Wand an Wand leben, ohne sich zu<br />
kennen, ein wenig aufzubrechen und eine Restituierung sozialkommunikativer<br />
Kompetenzen anzubahnen,<br />
• Erfolgserlebnisse ermöglichen und dadurch<br />
Grundbedürfnisse, wie Anerkennung und Wertschätzung<br />
nähren,<br />
• emotionales Erleben aktivieren,<br />
• ästhetische Bereiche anbieten, die Erfahrung ermöglichen,<br />
- dass kreative Fähigkeiten in jedem vorhanden sind,<br />
- dass bisher unbekannte Ressourcen aufgespürt und genutzt werden können,<br />
- dass auch im hohen Alter in entsprechend freudvoller, motivierender und<br />
geschützter Atmosphäre Lernen, sowohl auf motorischer wie kognitiver Ebene<br />
möglich ist.<br />
Meine zweite Zielgruppe sind die Studierenden, die meist ein Semester lang das<br />
Unterrichtsgeschehen im Seniorenheim begleiten, beobachten, reflektieren und<br />
Kontakte zu den alten Menschen aufbauen. Sie bringen sich auch selber mit<br />
Unterrichtsequenzen ein, um auf diese Weise für ihren zukünftigen Beruf als Musikund<br />
Tanzpädagogen zu lernen und Erfahrungen zu sammeln.<br />
Was die Inhalte der Stunden betrifft, so unterscheiden sie sich nicht wesentlich vom<br />
Unterricht mit anderen Altersgruppen, denn auch für sie gilt der Basisgedanke Carl<br />
Orffs: nicht als passiver Zaungast anwesend sein, sondern zum Mitakteur werden.<br />
Untrennbar damit verbunden ist die Wahl <strong>des</strong> Mediums, in dem mitagiert wird ,<br />
nämlich die tiefenwirksame Kombination von Musik, Sprache, Bewegung und Tanz,<br />
sowohl interpretierend und reproduzierend als auch explorierend, improvisierend und<br />
gestaltend. Dieser integrale Ansatz bewirkt multisensorische Impulsgebung und<br />
Aktivierung, was wiederum in Folge der multiplen Rückbildung im Alter auf<br />
motorischer, sensorischer, perzeptueller, emotionaler, sozialer und kognitiver Ebene<br />
besonders notwendig und einem rein funktionstherapeutischen Ansatz (z.B.<br />
Gymnastik- oder Gedächtnistraining) weit überlegen ist.<br />
Als besonders wirkungsvoll hinsichtlich den angestrebten Zielen zeigt sich immer<br />
wieder das Konzept der Improvisation. Sie bietet Raum für das selber Finden,<br />
Entdecken und Erfinden, für das Ausleben von spielerischen Bedürfnissen, aktivem<br />
Selbstausdruck, für Kontakt mit dem eigenen künstlerischen Potential und dem<br />
Wunsch, der oft überdeckt ist, nach Interaktion und Kontakt. Es sind gerade die<br />
Improvisationsphasen, das Ausprobieren, das Entdecken, das in der geragogischen<br />
Arbeit, der Altenbetreuung von großer Bedeutung ist. Das Produzieren von Neuem<br />
steht im Gegenspatz zu dem weit verbreiteten Altersleiden, der Rigidität, der<br />
Verhärtung, körperlich und seelisch, als Ausdruck <strong>des</strong> Festhalten Wollens und nicht<br />
Loslassen Könnens, was zu einem Gefühl der Leblosigkeit führen kann. Gerade nach<br />
Stunden, in denen Improvisationsteile einen großen Raum eingenommen haben, hört<br />
man immer wieder Aussprüche, wie „Man spürt, dass man lebt!“, „Wir sind noch nicht<br />
zu alt!“, „man fühlt sich direkt jünger!“.<br />
Elementare Musikpädagogik | <strong>Facetten</strong>berichte | 2007-12 Seite 45 von 64