Digital Scout HMI 2021
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HANNOVER MESSE DIGITAL EDITION <strong>2021</strong><br />
WAS BEDEUTET 5G<br />
FÜR DEN KONSTRUKTEUR?<br />
Was bedeutet 5G für den Konstrukteur? Diese Frage<br />
ist nicht so einfach zu beantworten, da sich mit 5G<br />
die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten gegenüber<br />
existierenden Funktechnologien stark erweitert<br />
hat. Es gibt also nicht die eine Lösung für alle, die Bandbreite an<br />
Möglichkeiten ist dafür einfach zu groß. Aber anhand von ein<br />
paar Kriterien, lässt sich der Entscheidungsraum für den Anwender<br />
dennoch etwas übersichtlicher gestalten.<br />
Mit 5G gibt es erstmals einen Funkstandard, der mit dem<br />
Anspruch antritt, eine große Bandbreite unterschiedlicher<br />
Applikationen mit teilweise konträren Anforderungen zu<br />
ermöglichen. Im Wesentlichen gibt es für den Mobilfunkstandard<br />
drei ausschlaggebende Leistungsparameter, die häufig in<br />
einem Dreieck visualisiert werden: Auf der einen Seite steht mit<br />
„enhanced Mobile Broadband“ (eMBB) die Steigerung des Datendurchsatzes;<br />
hier werden bis zu 20 Gbps Peak-Datenrate und<br />
ca. 100 Mbps im Durchschnitt pro Nutzer erreicht. Der zweite<br />
Eckpunkt markiert die „Ultra-Reliable Low Latency Communication“<br />
(URLLC) mit einer Latenz kleiner gleich 1 ms. Der dritte<br />
Eckpunkt steht schließlich für „massive Machine Type Communication<br />
(mMTC)“ mit extrem vielen Endgeräten bei geringer bis<br />
moderater Datenrate und geringem Energieverbrauch.<br />
Allein hierdurch ergibt sich eine große Bandbreite an unterschiedlichen<br />
Einsatzmöglichkeiten und Anwendungen. Diese<br />
reichen vom IoT-Sensor zur Überwachung von Prozessparametern<br />
über den Einsatz bei der Maschinensteuerung bis hin<br />
zu klassischen Mobilfunkanwendungen, wie beispielsweise<br />
dem Einsatz von AR-Brillen bei der Maschinenwartung. Die<br />
Industrie 4.0 gehört damit sicherlich zu den Einsatzgebieten<br />
von 5G mit der größten Bandbreite an Anforderungen und<br />
Einsatzgebieten.<br />
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Unterscheidung<br />
zwischen lokalen Campus-Netzen und den<br />
überregionalen öffentlichen Mobilfunknetzen.<br />
In Deutschland gibt es erstmals die Möglichkeit<br />
auf dem Firmengrundstück ein eigenes,<br />
lokales und geographisch beschränktes<br />
Mobilfunknetz in einem lizenzierten Band<br />
aufzubauen. Hierzu ist die Beantragung<br />
einer entsprechenden Lizenz bei der<br />
Bundesnetzagentur erforderlich. Der<br />
Frequenzbereich, der in Deutschland<br />
hierfür vorgesehen ist, liegt zwischen<br />
3,7 und 3,8 GHz. Die Vorteile für den<br />
Nutzer sind volle Kontrolle über<br />
Nutzung und Speicherung der Daten<br />
und die Auslegung bzw. Architektur<br />
des Netzes. Allerdings muss der<br />
Campusnetzbetreiber sein eigenes<br />
Mobilfunknetz planen, aufbauen und<br />
den laufenden Betrieb sicherstellen.<br />
Ebenfalls mitzudenken ist, dass es<br />
lokale Netze nur in wenigen Regionen<br />
der Welt gibt und dann auch nicht notwendigerweise<br />
im gleichen Frequenzbereich.<br />
Dies führt mich gleich zum nächsten<br />
Punkt: den Frequenzbändern sowie<br />
der Auslegung und Verfügbarkeit der öffent-<br />
lichen Netze am Einsatzort. Ist eine weltweite oder zumindest<br />
multi-nationale Nutzung einer Anlage geplant, so sollte darauf<br />
geachtet werden, dass passende Funkmodule für die landesspezifischen<br />
Frequenzbänder am Markt verfügbar sind. Überdies<br />
ist zu berücksichtigen, dass die genutzte 5G-Funktionalität<br />
auch von den jeweiligen lokalen Mobilfunkoperatoren unterstützt<br />
bzw. in der Campusnetz-Infrastruktur vorhanden ist. Es<br />
ist also wichtig, dass die Endgeräte (Funkmodule) zur genutzten<br />
Mobilfunk-Infrastruktur vor Ort passen.<br />
Eine weitere Dimension der Unterscheidung bietet der Einsatzzweck:<br />
Wird 5G genutzt, um einen anderen Funkstandard<br />
zu ersetzen? Dann ist mit den geringsten Herausforderungen<br />
für den Konstrukteur zu rechnen. Oder soll eine vorhandene<br />
Kabelverbindung durch ein Funkmodul ersetzt werden? In<br />
diesem Fall ist es nötig, auf die erforderliche Datenrate, Latenz,<br />
Zuverlässigkeit und Leistungsaufnahme zu achten, um die<br />
passende Wahl zu treffen. Oder geht es um völlig neue Anwendungen,<br />
die erst durch den Einsatz von 5G möglich werden? Das<br />
ist sicherlich die spannendste Variante, für deren Planung ich<br />
hoffentlich ein paar Anregungen liefern konnte.<br />
Bild: Fraunhofer IIS/Paul Pulkert<br />
www.iis.fraunhofer.de<br />
5G EIGNET SICH FÜR VIELFÄLTIGE<br />
APPLIKATIONEN MIT TEILS<br />
KONTRÄREN ANFORDERUNGEN<br />
BERNHARD NIEMANN, ABTEILUNGSLEITER BREITBAND UND RUNDFUNK,<br />
FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR INTEGRIERTE SCHALTUNGEN IIS<br />
www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR <strong>2021</strong>/04 65