Digital Scout HMI 2021
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HANNOVER MESSE DIGITAL EDITION <strong>2021</strong><br />
01 02<br />
Prof. Denkena, was ist in Ihren Augen eine smarte Maschine?<br />
DIE ENTWICKLUNG SMARTER<br />
PRODUKTE ERFORDERT DIE<br />
VERNETZUNG DER GESAMTEN<br />
WERTSCHÖPFUNGSKETTE<br />
Smarte oder „fühlende“ Maschinen, wie wir es in Hannover seit<br />
2005 bezeichnen, sind in der Lage, die in ihnen ablaufenden<br />
technologischen Prozesse zu bewerten und möglichst selbstständig<br />
auf eine aktuelle Situation zu reagieren. Der Kern der<br />
smarten Maschine sind die Daten aus den Prozessen. Diese<br />
gesammelten Daten dienen anschließend der Entwicklung von<br />
Assistenzsystemen für die Arbeitsplanung, der Fertigungsteuerung<br />
sowie der Prozess- und Zustandsüberwachung. Durch eine<br />
intelligente Überwachung des Maschinenzustands können<br />
smarte Maschinen beispielsweise Komponentenausfälle frühzeitig<br />
vorhersagen. Ungeplante Instandhaltungsmaßnahmen<br />
werden dadurch verhindert. Auch die Beeinflussung neuer Produktgenerationen<br />
ist mit der smarten Maschine möglich. Wir<br />
konnten bereits in dem von 2005 bis 2017 laufenden Sonderforschungsbereich<br />
„Gentelligente Bauteile im Lebenszyklus“ zeigen,<br />
dass smarte bzw. „fühlende“ Maschinen durch die kontinuierliche<br />
Datenerfassung auch bei der Verbesserung der nächsten<br />
Produktgeneration helfen. Durch aufgezeichnete Belastungshistorien<br />
können die Schwachstellen aktueller Konstruktionen<br />
behoben oder einzelne Komponenten an die Belastung angepasst<br />
werden.<br />
Was muss der Konstrukteur bei der Entwicklung einer<br />
solchen Maschine grundsätzlich beachten?<br />
Die präzise Erfassung von Prozessdaten ist eine wesentliche<br />
Grundlage der smarten Maschinen. Nur durch intelligent ausgelegte<br />
Sensorsysteme können alle notwendigen Informationen<br />
01 <strong>Digital</strong>er Zwilling für die autonome Produktion<br />
02 Integrierte Sensorik und künstliche Intelligenz<br />
machen Maschinen „fühlend“ und smart<br />
erfasst werden. Geeignete Sensorpositionen müssen bereits<br />
frühzeitig identifiziert und notwendige konstruktive Maßnahmen<br />
vorgenommen werden. Zum Beispiel wurden für unsere<br />
„fühlenden Maschinen“ gezielt Kerben in den Spindelschlitten<br />
eingebracht, die zu einer lokalen Dehnungsüberhöhung führen,<br />
ohne die Gesamtsteifigkeit des Schlittens zu beeinträchtigen.<br />
Am Kerbengrund applizierte Sensoren können so selbst geringe<br />
Prozesskräfte erfassen. Dies ermöglicht somit eine hochgenaue<br />
Erfassung des Prozesszustands. Neben der Sensorpositionierung<br />
müssen auch die Kabelführung, Wartungsmöglichkeiten,<br />
Schutzgehäuse und Schnittstellen bedacht werden. Bereits in<br />
der Konstruktion muss festgelegt werden, was überwacht werden<br />
soll und welche Sensortechnologien zum Einsatz kommen.<br />
Ich kann mir vorstellen, dass das – je nach Applikation – recht<br />
komplex werden kann. Welche Methoden und Werkzeuge<br />
können dabei helfen?<br />
Neben einer geschlossenen CAD/CAM-Software sind Softwaretools<br />
zur Simulation des statischen und dynamischen Verhaltens<br />
unerlässlich, um geeigneter Sensorpositionen zu identifizieren<br />
und auszulegen. Die Entwicklung smarter Maschinen<br />
erfordert dabei die gemeinsame Zusammenarbeit unterschiedlichster<br />
Fachbereiche. So werden neben Konstrukteuren auch<br />
Fachkräfte aus dem Bereich der Sensortechnologie, Datenanalyse<br />
und Regelungstechnik benötigt. Nur mit durchgängigen Plattformen<br />
und cross-funktionalen Teams kann die Entwicklung<br />
smarter Maschinen gelingen. Durch agile Methoden können<br />
zudem Fehlentwicklungen bereits frühzeitig erkannt und Produkteinführungszeiten<br />
verkürzt werden.<br />
Das heißt, um smarte Lösungen entwickeln zu können, ist auch<br />
eine smarte Konstruktion gefragt – oder anders: Ein smartes<br />
Produkt ist bereits in seiner Entwicklung smart?<br />
96 DIGITAL SCOUT Ihr Kompass zur Hannover Messe <strong>2021</strong>