Qualitätshandbuch Leben mit Demenz - Tiergestützte Therapie und ...
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„Herausforderndes<br />
Verhalten“ statt „Störendes<br />
Verhalten“ oder<br />
„Verhaltensauffälligkeiten“<br />
„Personen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong>“, „demenziell erkrankten Menschen“ zu<br />
sprechen. Man spricht heute auch nur noch von „Menschen <strong>mit</strong><br />
Behinderung“ <strong>und</strong> nicht mehr von „Behinderten“. Denn „Menschen<br />
<strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong>“ <strong>und</strong> „Menschen <strong>mit</strong> Behinderung“ sind – wie<br />
alle anderen Menschen – eben auch „Menschen <strong>mit</strong> Lust“, Menschen<br />
<strong>mit</strong> Spaß“, „Menschen <strong>mit</strong> Vorlieben“, „Menschen <strong>mit</strong><br />
guten <strong>und</strong> schlechten Eigenschaften“, „ganz normale“ Menschen<br />
also, die halt zusätzlich an einer Krankheit leiden. Spricht man<br />
ausschließlich von „Dementen“, so sieht man den Menschen nur<br />
<strong>mit</strong> <strong>und</strong> in seiner Krankheit <strong>und</strong> nicht die Charakteristika, die<br />
sein Wesen sonst noch ausmachen.<br />
Aus diesen Gründen konnten wir uns auch <strong>mit</strong> dem Begriff<br />
„dementierend“ nicht anfre<strong>und</strong>en, der aus dem niederländischen<br />
übertragen wurde. Der Begriff „dementierend“ wird verwendet,<br />
um den Prozess zu betonen, in dem sich demenziell erkrankte<br />
Menschen befinden (Bosch 2000, S. 148). Auch lehnen wir den<br />
Ausdruck „dementisch“ – der die Sprache von Menschen <strong>mit</strong><br />
<strong>Demenz</strong> beschreibt – ab.<br />
Ebenso ist das Wort „dementengerecht“ <strong>und</strong> sind „dementengerechte<br />
Konzepte“ kritisch zu hinterfragen. Denn alles, was für<br />
Menschen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> gut ist, kann ebenso für andere Menschen<br />
<strong>mit</strong> „nur“ somatischen Erkrankungen gut sein. Dazu gehört beispielsweise<br />
auch die „dementengerechte Gartengestaltung“. Dort<br />
geht es um Einfriedung, um so genannte „Labyrinthe“. Da das<br />
KDA aber für so viel Normalität wie möglich plädiert, soll es um<br />
eine alltagsnahe, menschliche Gestaltung des Umfeldes gehen <strong>und</strong><br />
da<strong>mit</strong> beispielsweise um einen ganz normalen Garten <strong>mit</strong> Blumen,<br />
Beeten, Bäumen, einem Teich, einer Wiese <strong>und</strong> vielen anderen<br />
alltäglichen <strong>und</strong> anregenden Dingen (� S. iii/182).<br />
In der Fachliteratur findet man häufig Termini wie „problematisches“<br />
<strong>und</strong> „störendes“ Verhalten oder „schwierige Klienten“.<br />
Aber es handelt sich meist gar nicht um „problematisches“ oder<br />
„aggressives“ Verhalten, das durch einen „schwierigen“ Charakter<br />
bedingt ist. Vielmehr ist es häufig ein Abwehrverhalten, das<br />
durch die Angst vor der kognitiven Veränderung, durch Nebenwirkungen<br />
von Medikamenten oder durch das Verhalten anderer<br />
Menschen (Partner, Fre<strong>und</strong>e, Pflegende etc.) hervorgerufen wird<br />
(� Aggressionen, S. v/11). Innerhalb einer personenzentrierten<br />
Pflege spricht man deshalb auch nicht mehr von „problematischem<br />
Verhalten“, sondern von „herausforderndem Verhalten“.<br />
Die Begriffe „störendes“ <strong>und</strong> „auffälliges“ Verhalten sind<br />
negativ belegt <strong>und</strong> sorgen für die Assoziation, dass der Mensch<br />
<strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> dieses Verhalten beabsichtige. Der Begriff „herausforderndes<br />
Verhalten“ hingegen setzt dem Umfeld die Maßstäbe,<br />
sich auf die veränderte Welt des Menschen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> einzulassen.<br />
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