Qualitätshandbuch Leben mit Demenz - Tiergestützte Therapie und ...
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fragte noch einmal nach, um das Gemeinte zu interpretieren<br />
(Sachweh 1999, S. 197):<br />
Mitarbeiter: „War es ihnen zu trocken das Frühstück?“<br />
Klientin: „Nein. Das kann man nicht sagen.“<br />
Mitarbeiter: „Oder zu wenig?“<br />
Klientin: „Zu wenig Feuchtigkeit eher.“<br />
Der Mitarbeiter versuchte, der Klientin Wörter anzubieten,<br />
da<strong>mit</strong> sie ihre Gefühle versprachlichen konnte (� Validation,<br />
S. iii/34).<br />
Häufig kann man beobachten, dass die Mitarbeiter <strong>mit</strong> demenziell<br />
erkrankten oder psychisch veränderten Menschen in einer<br />
Babysprache reden: Sie sprechen dann sehr hoch, abgehackt,<br />
benutzen Kunstwörter („kuckuck“, „heia“, „teita“) <strong>und</strong> wiederholen<br />
sich. Oft kommen in der Babysprache auch Verniedlichungen<br />
wie „Hemdchen“, „Höschen“ etc. vor. Nicht selten duzen<br />
die Mitarbeiter die Klienten sogar. Auch wenn viele Mitarbeiter<br />
es gut meinen, so zeigt eine solche Sprache keinerlei Wertschätzung<br />
<strong>und</strong> Anerkennung. Sie macht den Klienten deutlich, dass sie<br />
ohnmächtig <strong>und</strong> unterlegen sind. Regelrecht „babyhaft“ wirkt<br />
auch das „Krankenschwester-Wir“: Interessanterweise tritt es<br />
häufig vor oder während der Intimpflege auf: Sagt ein Mitarbeiter<br />
zu einer Klientin, „So, jetzt müssen wir uns waschen!“, ist diese<br />
Äußerung schlichtweg nicht richtig. Vielleicht muss sich der Mitarbeiter<br />
ja tatsächlich waschen, aber er hat es ganz sicher in dieser<br />
Situation nicht vor, sondern er will nur der Klientin beim<br />
Waschen helfen. Gerade im Umgang <strong>mit</strong> Klienten des anderen<br />
Geschlechts kann eine solche Äußerung zu Missverständnissen<br />
führen, zum Beispiel dann, wenn ein älterer Mann an einer<br />
<strong>Demenz</strong> leidet oder desorientiert ist <strong>und</strong> es um die Intimpflege<br />
geht, kann er sich zu sexuellen Handlungen aufgefordert fühlen,<br />
wenn eine Mitarbeiterin zu ihm sagt, „So, jetzt müssen wir uns<br />
aber ausziehen!“ (Sachweh 1999, S. 145ff).<br />
Tipps<br />
• Stellen Sie fest, ob ein Klient vielleicht einfach nur<br />
nicht gut hört, wenn Sie <strong>mit</strong> ihm sprechen. Vielleicht kann<br />
er auch nicht gut sehen: Eine Sehschwäche kann auch dazu<br />
führen, dass man seinen Gesprächspartner nur schlecht<br />
versteht, weil man seine Mimik <strong>und</strong> Gestik nicht richtig<br />
erkennen <strong>und</strong> interpretieren kann. Überprüfen Sie, ob der<br />
Klient eine seiner Sehstärke angepasste Brille, ein gut funktionierendes<br />
Hörgerät (dass er auch bedienen kann) <strong>und</strong> eine<br />
gut sitzende Zahnprothese hat, die keine Schmerzen verursacht.<br />
Vielleicht ist es auch einfach zu dunkel, <strong>und</strong> der Klient<br />
kann Sie nicht richtig erkennen.<br />
• Sprechen Sie niemals im Beisein eines Menschen – ob<br />
krank oder ges<strong>und</strong> – über ihn, sondern immer nur <strong>mit</strong><br />
1/10 KDA-<strong>Qualitätshandbuch</strong> <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong>