23.12.2012 Aufrufe

Qualitätshandbuch Leben mit Demenz - Tiergestützte Therapie und ...

Qualitätshandbuch Leben mit Demenz - Tiergestützte Therapie und ...

Qualitätshandbuch Leben mit Demenz - Tiergestützte Therapie und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Foto: Katholische Kliniken<br />

Ruhrhalbinsel, Essen<br />

welche Berührungen er nicht möchte. Man sieht auf dem Foto,<br />

dass Annemie Schmidt in Augenhöhe <strong>mit</strong> der alten Dame geht<br />

<strong>und</strong> sie gleichzeitig an zwei Stellen berührt. Sie weiß, dass die Bewohnerin<br />

diesen Kontakt mag <strong>und</strong> auch braucht, um in eine Beziehung<br />

<strong>mit</strong> ihr zu treten. Eine solche Kontaktaufnahme setzt<br />

allerdings voraus, dass die Mitarbeiter die Klienten schon länger<br />

kennen <strong>und</strong> wissen, wie man Körperkontakt herstellt. Dies wiederum<br />

setzt voraus, dass die Klienten feste Bezugspersonen bei den<br />

Mitarbeitern haben (� Bezugspersonenpflege, S. ii/4). Im nächsten<br />

Bild ist zu sehen, dass die Berührung von einer Klientin selbst<br />

ausgeht.<br />

Tom Kitwood <strong>und</strong> Christian<br />

Müller-Hergl sprechen davon,<br />

dass Menschen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> wie<br />

kleine Kinder ein Verlangen<br />

nach primärer Bindung haben<br />

<strong>und</strong> ein so genanntes Attachment-Verhalten<br />

zeigen. Sie<br />

laufen den Mitarbeitern zum<br />

Beispiel hinterher, klammern<br />

sich an sie <strong>und</strong> rufen ständig.<br />

Menschen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> fühlen<br />

sich oft unwohl in einer für sie<br />

fremden Umgebung <strong>und</strong> suchen<br />

nach primären Bindungen, um<br />

sich durch diese „Elternfixierung“ emotional zu orientieren.<br />

Dieses Verhalten wird oft von den Mitarbeitern als „Bemächtigung“<br />

oder als „gefressen werden“ erlebt <strong>und</strong> abgewehrt (Müller-<br />

Hergl 1999, S. 211). Ebenso zeigen viele Menschen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

oder Depressionen das Verlangen nach Trost. Sie wollen <strong>und</strong><br />

brauchen – wie andere Menschen auch – Zuwendung, behutsame<br />

körperliche Nähe, Zärtlichkeit gemischt <strong>mit</strong> Festigkeit (Orientierung)<br />

<strong>und</strong> die Beschwichtigung ihrer Ängste.<br />

Wenn Sie den Kontakt beenden, seien Sie klar <strong>und</strong> eindeutig<br />

<strong>und</strong> benutzen Sie unter Umständen Rituale, auf die der Klient<br />

reagiert, zum Beispiel „auf Wiedersehen sagen“ <strong>und</strong> winken.<br />

Versuchen Sie, beim Beenden des Kontaktes keine Schuldgefühle<br />

zu haben. Versuchen Sie auch, den Abschied fließend <strong>und</strong><br />

weniger abrupt zu gestalten.<br />

Dies ist natürlich alles leichter gesagt als getan. Die Fähigkeit,<br />

den Kontakt in einer einigermaßen befriedigenden Weise zu<br />

beenden, stellt die Voraussetzung dafür dar, überhaupt Kontakt<br />

aufnehmen zu können.<br />

Das anklammernde Verhalten – das so genannte Attachment-<br />

Verhalten – macht den Angehörigen, aber auch Mitarbeitern<br />

in Pflege <strong>und</strong> Hauswirtschaft Angst, weil sie befürchten, da nicht<br />

1/14 KDA-<strong>Qualitätshandbuch</strong> <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!