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Qualitätshandbuch Leben mit Demenz - Tiergestützte Therapie und ...

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„Begleitung“ statt „Betreuung“<br />

„Passen die Menschen<br />

zueinander?“ statt „integrativ<br />

oder segregativ?“<br />

Abgesehen von der fest stehenden Bezeichnung „gesetzliche<br />

Betreuung“ sollte der Begriff „Betreuung“ im Zusammenhang <strong>mit</strong><br />

der Förderung, Pflege <strong>und</strong> Begleitung von Menschen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

durch „Begleitung“ ersetzt werden.<br />

Der Begriff „Betreuung“ ist <strong>mit</strong> dem Wort „Treuer“ verwandt.<br />

Jemanden zu betreuen, bedeutet, „ihn in Obhut zu nehmen“<br />

(Etymologisches Wörterbuch des Deutschen 1989). Betreuung<br />

assoziiert also Passivität (man wird betreut). Der Begriff „Begleiten“<br />

wird auch als Mitgehen definiert. Hierdurch wird deutlich,<br />

dass die Klienten ihren eigenen Weg gehen. Es ist die Aufgabe der<br />

Mitarbeiter, die alten Menschen, soweit sie das wünschen, in<br />

schwierigen <strong>Leben</strong>ssituationen zu begleiten. Begleitung macht<br />

einen Teil der Pflege aus, wird aber auch von anderen Personen<br />

<strong>und</strong> Berufsgruppen erbracht, zum Beispiel vom Sozialen Dienst,<br />

von Seelsorgern oder freiwilligen Mitarbeitern.<br />

Statt von „Hilfe, Pflege <strong>und</strong> Betreuung“ zu sprechen, formulieren<br />

wir stattdessen: „Förderung, Pflege <strong>und</strong> Begleitung von<br />

Menschen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>und</strong> psychischen Veränderungen“.<br />

In den Niederlanden geht man überwiegend davon aus, dass<br />

eine so genannte „segregative“, also getrennte Begleitung, der<br />

bessere Weg sei. In Deutschland hat man diesen Gedanken aufgenommen<br />

<strong>und</strong> diskutiert schon seit längerem, ob eine segregative<br />

Begleitung einer integrativen Begleitung vorzuziehen sei. Wir<br />

denken, dass eine generelle Entscheidung für oder gegen eine getrennte<br />

oder gemeinsame Begleitung nicht richtig ist. Stattdessen<br />

sollte man sich gr<strong>und</strong>sätzlich an den einzelnen Menschen selbst<br />

orientieren – also an ihren individuellen Vorlieben <strong>und</strong> Eigenschaften<br />

– <strong>und</strong> dementsprechend über die Gruppenzusammensetzung<br />

entscheiden. Sicherlich kann es viele Probleme geben, wenn<br />

sich ein geistig rüstiger älterer Mensch von einem Menschen <strong>mit</strong><br />

<strong>Demenz</strong> gestört fühlt. Auch haben viele alte fitte Menschen Angst,<br />

dass sie an einer <strong>Demenz</strong> erkranken könnten, <strong>und</strong> möchten aus<br />

Angst vor der Konfrontation <strong>mit</strong> dieser Krankheit <strong>mit</strong> „denen“<br />

nichts zu tun haben. Alle Gründe sind verständlich <strong>und</strong> nachvollziehbar,<br />

aber es gibt auch alte rüstige Menschen, die vielleicht eine<br />

Aufgabe darin sehen, sich um andere alte, psychisch kranke Menschen<br />

zu kümmern, <strong>und</strong> die durch ihre liebevolle Art eine Beziehung<br />

zu ihnen aufbauen können.<br />

Eine gr<strong>und</strong>sätzliche Entscheidung – also entweder „segregativ“<br />

oder „integrativ“ – sollte aus Sicht des KDA vermieden werden,<br />

denn beide Wohnformen können sich entwickeln <strong>und</strong> den Menschen<br />

gut tun. Das heißt, dass sich unter Umständen auch nur<br />

Menschen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> zusammenfinden können, wenn sie zueinander<br />

passen. Aber genauso gut kann auch eine gemischte Gruppe<br />

gut zusammenpassen. Eine Orientierung nur an den Krankheitsbildern<br />

erscheint zu statisch. Denn kein Mensch gleicht einem anderen,<br />

auch nicht, wenn beide an einer <strong>Demenz</strong> leiden.<br />

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