Qualitätshandbuch Leben mit Demenz - Tiergestützte Therapie und ...
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„Versunkenes Ich“ statt<br />
„Vegetieren“, „kognitive<br />
Reizlosigkeit“ oder<br />
„menschliche Hüllen“<br />
Mäeutisches Konzept<br />
1.<br />
Das Bedrohte Ich<br />
2.<br />
Das Verirrte Ich<br />
3.<br />
Das Verborgene Ich<br />
4.<br />
Das Versunkene Ich<br />
In dem so genannten „Mäeutischen Konzept“ werden angelehnt<br />
an die Theorie des niederländischen Psychologen Rien<br />
Verdult vier Stadien einer demenziellen Erkrankung unterschieden,<br />
die es den Pflegenden ermöglichen soll, sich leichter in die Welt<br />
der betroffenen Menschen einzufühlen. Demgegenüber stehen<br />
die Stadieneinteilung der Validation ® nach Feil <strong>und</strong> die der<br />
„Drei-Welten-Theorie“ von Dr. Christoph Held, die sich an die<br />
Stadien „leichte, <strong>mit</strong>tlere <strong>und</strong> schwere <strong>Demenz</strong>“ anlehnt:<br />
Das Mäeutische Konzept geht davon aus, dass die Person, also<br />
das Ich, in allen Stadien der <strong>Demenz</strong> erhalten bleibt. Das Ich erscheint<br />
zwar versunken, aber die Erfahrung zeigt, dass es manchmal<br />
möglich ist, Kontakt zum Menschen <strong>mit</strong> schwerer <strong>Demenz</strong><br />
herzustellen. Wenn man aber glaubt, dass Menschen <strong>mit</strong> schwerer<br />
<strong>Demenz</strong> ein <strong>Leben</strong> führen im Sinne von „Vegetieren“ oder in<br />
einer Welt der „kognitiven Reizlosigkeit“, kommt man natürlich<br />
zu anderen pflege- <strong>und</strong> hauswirtschaftlichen Konzepten, weil<br />
diese Begriffe nahe legen, dass gar kein „Ich“ mehr existiert.<br />
So zeigt es die Anwendung des „Drei-Welten-Modells“ im<br />
schweizerischen Krankenheim Sonnweid. Hier glaubt man, dass<br />
Menschen in der „Dritten Welt“ in einer kognitiven Reizlosigkeit<br />
leben, <strong>und</strong> meint deshalb, man könne bis zu acht Personen in<br />
einem Achtbettzimmer – der so genannten „Oase“ – unterbringen<br />
<strong>und</strong> pflegen. Bei dieser „Großraumpflege“ steht der Gedanke im<br />
Hintergr<strong>und</strong>, dass es sich bei schwer demenziell erkrankten Menschen<br />
um „menschliche Hüllen“ handelt, die vor zu viel Reizen<br />
geschützt werden sollen <strong>und</strong> die sich im Einzelzimmer einsam<br />
fühlen.<br />
Den Import des „Oase-Konzeptes“ in die deutsche „Heim-<br />
Landschaft“ hält das KDA für gefährlich. Wir sehen schon, wie<br />
von Flensburg bis Berchtesgaden viele Heimträger „Oasen“ einrichten<br />
<strong>und</strong> auch h<strong>und</strong>ertprozentig auslasten wollen, notfalls dadurch,<br />
dass die Menschen „für die Dritte Welt“ passend gemacht<br />
werden. Fehlsteuerungsgefahren sehen wir aber nicht nur auf<br />
12<br />
Validation ® nach Feil<br />
1.<br />
Mangelhafte/<br />
unglückliche Orientierung<br />
2.<br />
Zeitverwirrtheit/Verlust<br />
kognitiver Fähigkeiten<br />
3.<br />
Monotone Bewegungen<br />
ersetzen Sprache<br />
4.<br />
Vegetieren<br />
Drei-Welten-Modell<br />
1.<br />
Die Welt der kognitiven<br />
Erfolglosigkeit<br />
2.<br />
Die Welt der kognitiven<br />
Ziellosigkeit<br />
3.<br />
Die Welt der kognitiven<br />
Reizlosigkeit