sortimenterbrief Juli/August 2021 - jubiläumsausgabe
40 Jahre sortimenterbrief. Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juli/august 2021.
40 Jahre sortimenterbrief. Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juli/august 2021.
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alles begann mit janosch ...<br />
einer Übergangsphase entschied man<br />
sich dann eine eigene Firma zu gründen<br />
– den Little Tiger Verlag. Es begann also<br />
mit Postkarten – Poster und Kalender<br />
folgten, dann kamen auch Bücher dazu.<br />
Bis 2003 hatte Little Tiger ausschließlich<br />
Produkte von Janosch im Programm.<br />
Danach begannen wir, auch mit anderen<br />
Autoren/Illustratoren im Postkartenbereich<br />
zu arbeiten – seit 2010<br />
auch im Buchsegment.<br />
Generationswechseln zu tun und damit,<br />
an welchem Lebenspunkt die Kinder<br />
von einst, die mit Janosch aufgewachsen<br />
sind, heute stehen. Janosch kann – im<br />
besten Fall – die Menschen ein Leben<br />
lang begleiten! Und dann gibt es ja<br />
auch Erwachsenen-Romane von ihm.<br />
Man kann im Werk von Janosch immer<br />
Neues entdecken. Derzeit haben wir<br />
Verbindung von Little Tiger und Merlin<br />
im Buchhandel gar nicht bekannt.<br />
Und es sind ja meist unterschiedliche<br />
Abteilungen und Ansprechpartner mit<br />
beiden Verlagen befasst. Das macht<br />
unsere Arbeit abwechslungsreich<br />
(lacht).<br />
David A. Robertson ist gerade ein<br />
wichtiger Autor im Merlin-<br />
Programm ...<br />
Die Zusammenarbeit Ihrer<br />
Familie mit Janosch besteht<br />
seit den 70er Jahren. Wann<br />
kamen Sie mit Janosch in<br />
Kontakt?<br />
Meyer: Als alles begann,<br />
war ich etwa zwölf Jahre alt.<br />
Mein Vater brachte von einem<br />
Termin mit Janosch das Buch<br />
Die Maus hat rote Strümpfe an mit und<br />
schenkte es mir. Erst fand ich, dass ich<br />
dafür schon zu alt bin, aber natürlich<br />
war ich doch verzaubert. Und bin es bis<br />
heute!<br />
Das ist ja auch das Besondere an<br />
Janosch, dass sein Stil Kinder wie Erwachsene<br />
gleichermaßen anspricht.<br />
Meyer: Das stimmt, Janosch ist bei allen<br />
Generationen beliebt.<br />
Wie verhält es sich im Buchhandel mit<br />
den vielen Zusatzprodukten: Papeterie,<br />
Geschenkartikel, Nonbook ...?<br />
Meyer: So ein riesiges Werk, wie das von<br />
Janosch, spricht viele Segmente an –<br />
beispielsweise seine Radierungen oder<br />
Gemälde, d. h. Janoschs Kunst ist dem<br />
klassischen Janosch-Fan gar nicht so<br />
bekannt. In den 90er Jahren gab es einen<br />
riesigen Boom, es entstanden sogar<br />
Nuckelflaschen. Damals signalisierte<br />
der Buchhandel, dass es reicht. Aber die<br />
Bücher waren trotzdem stets präsent.<br />
In der Papeterie ging der Boom etwas<br />
zurück – aber es ist ständig Bewegung<br />
drin! In der letzten Zeit zieht die<br />
Nachfrage wieder an. Das hat auch mit<br />
in beiden Verlagen rund 600 Janosch-<br />
Artikel lieferbar. Davon sind ca. 350<br />
Postkartenmotive.<br />
Blicken wir kurz zu Merlin. Theaterwerke<br />
sind eine der Säulen des Verlags,<br />
wie Sie bereits erwähnten. Was ist die<br />
andere?<br />
Meyer: Das ist der klassische Buchverlag<br />
mit einem Schwerpunkt auf Literatur,<br />
aber auch ein paar versprengte<br />
Nebenschauplätze, wie Lyrik, oder eine<br />
magische Reihe, bei der ethnologische<br />
Titel von Fachautoren erscheinen –<br />
beispielsweise über Voodoo oder über<br />
die Magie der verbotenen Märchen. Wir<br />
haben auch einen kleinen bibliophilen<br />
Bereich mit Vorzugsausgaben, die in<br />
Zusammenarbeit mit zeitgenössischen<br />
Künstlern entstehen.<br />
Wie gut ist die Grätsche zwischen Little<br />
Tiger und Merlin lebbar?<br />
Meyer: Natürlich ist es Janosch, der<br />
in der Wahrnehmung dominiert. Das<br />
literarische Programm von Merlin tritt<br />
demgegenüber in den Hintergrund.<br />
Synergien ergeben sich zwischen den<br />
Verlagen kaum. Lange Zeit war die<br />
Meyer: Kanada hat viel interessante<br />
Literatur zu bieten.<br />
Wir haben schon länger<br />
kanadische Autoren im<br />
Programm – explizit im First-<br />
Nation-Kontext. Bei Merlin<br />
pflegen wir den indigenen<br />
Programmschwerpunkt –<br />
Literatur, die in Nordamerika<br />
und Kanada spielt – sehr.<br />
Dadurch stießen wir auf David A.<br />
Robertson, der ebenfalls indigene<br />
Wurzeln hat, sich mit der kulturellen<br />
Identität der Indigenen in Kanada<br />
beschäftigt. Wir veröffentlichten bei<br />
Little Tiger bereits sein Bilderbuch zum<br />
Thema Residential Schools, mit dem<br />
Titel Als wir allein waren. Mit seinem<br />
aktuellen Titel Strangers im Merlin<br />
Verlag betreten wir ein für uns neues<br />
Segment – das Jugendbuch. Robertson<br />
ist ein sehr charismatischer Autor, der<br />
das, was er zu sagen hat, auf eine ruhige,<br />
nicht konfrontative Art kommuniziert.<br />
Ehrlich gesagt ist die Trilogie von David<br />
A. Robertson für Jugendliche und<br />
Erwachsene gleichermaßen relevant. Es<br />
ist einfach ein spannender Thriller und<br />
ein Superhelden-Epos in besonderem<br />
kulturellen Kontext! Ich denke übrigens,<br />
dass man nicht früh genug damit<br />
beginnen kann, die Leser ernst zu<br />
nehmen. Das brauchen insbesondere<br />
auch die Jugendlichen!<br />
Danke für das Gespräch!<br />
David A. Robertson, Michael Raab, Strangers<br />
Cole Harper, Teil 1, 256 Seiten, Paperback<br />
978-3-87536-337-1, € 13,20 | Merlin<br />
David A. Robertson, Christiane Kayser, <strong>Juli</strong>e Flett<br />
Als wir allein waren, 16 Seiten, Hardcover<br />
978-3-95878-034-7, € 14,30 | Little Tiger<br />
<strong>sortimenterbrief</strong> 7-8/21<br />
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