sortimenterbrief Juli/August 2021 - jubiläumsausgabe
40 Jahre sortimenterbrief. Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juli/august 2021.
40 Jahre sortimenterbrief. Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juli/august 2021.
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Nie wieder Krieg!<br />
Ein Buch, um aus der<br />
Geschichte zu lernen.<br />
Katharina Scharf<br />
Kartoffelschaukochen,<br />
illegale Kämpferinnen und Krieg<br />
Frauen im nationalsozialistischen<br />
Salzburg<br />
Macht oder Ohnmacht?<br />
Wer waren die Frauen, die sich für<br />
den Nationalsozialismus begeisterten<br />
und engagierten? Und was brachte<br />
sie dazu? Im allgemeinen Verständnis<br />
dominiert das Bild der Frau, die<br />
wenig bis gar nichts zu sagen hatte.<br />
Diese vereinfachte Vorstellung wird<br />
mittlerweile von der Forschung<br />
infrage gestellt.<br />
• Grundlagenforschung zur<br />
Geschlechtergeschichte<br />
in Stadt und Land<br />
• Bilder und Dokumente aus dem<br />
Salzburger Stadt- und Landesarchiv<br />
• NS-Täterinnenbiografien<br />
232 Seiten<br />
ISBN 978-3-7025-1017-6, € 24,–<br />
Auch als eBook erhältlich:<br />
eISBN 978-3-7025-8088-9<br />
Lesen Sie uns kennen.<br />
www.pustet.at<br />
mobilitätsformen neu denken<br />
Kahle: Ländliche Mobilität ist ein so<br />
interessantes Thema, dass es in meinem<br />
Buch ein ganzes Kapitel bekommen<br />
hat. Am Ende konnte ich mich kaum<br />
entscheiden, welche der spannenden<br />
Beispiele und Innovationen ich vorstellen<br />
soll. Die Frage wird oftmals unterschätzt,<br />
denn die Struktur, die Vorlieben und<br />
die Anforderungen an Mobilität unterscheiden<br />
sich fundamental von denen in<br />
Städten.<br />
Für den Linienbus sehe ich kaum noch<br />
eine Chance, es sind zu hohe Kosten<br />
bei zu geringer Nachfrage. Das wird<br />
mit den aktuellen Modellen immer<br />
schwerer zu finanzieren sein. Aber:<br />
Gleichzeitig ist dies eine Möglichkeit,<br />
Mobilität in ländlichen Regionen besser<br />
und passender zu denken. Die<br />
Beispiele dafür liegen mir besonders<br />
am Herzen und ich will gar nicht zu viel<br />
vorwegnehmen. Nur so<br />
viel vorab: Es geht um den<br />
ersten autonom fahrenden<br />
Shuttle in Deutschland,<br />
um die Gründe, warum<br />
Carsharing nicht angenommen<br />
wurde, um ganz<br />
neue Digitallösungen und<br />
vieles mehr, was vielleicht doch überraschen<br />
mag.<br />
Von Carsharing bis Bikesharing: Wie<br />
sehr ist dieses Verhalten in der Gesellschaft<br />
angekommen? Wie sind die Zukunftsaussichten?<br />
Kahle: Das Schöne und gleichzeitig<br />
Schwierige am Thema Mobilität ist, dass<br />
wir es häufig so wahnsinnig emotional<br />
diskutieren. Ob Tempolimit, SUVs, Fahrräder,<br />
Carsharing oder Scooter auf Gehwegen<br />
– so viele haben eine Meinung<br />
dazu und kaum jemanden lassen<br />
die Themen unberührt. Gerade das<br />
Sharing gehört sicherlich zu den zweischneidigsten<br />
Aspekten unserer Mobilität.<br />
Immer mehr Menschen kommen<br />
dank der neuen Angebote in Städten<br />
sehr gut ohne ein eigenes Auto zurecht.<br />
Ich selbst bewege mich in Berlin mit dem<br />
Scooter fort, finde es aber schrecklich,<br />
30<br />
»Als Gesellschaft eine<br />
bessere Mobilität<br />
schaffen – für jeden<br />
Menschen und die<br />
ganze Welt«<br />
wenn ich an die ökologische Bilanz<br />
der Scooter denke oder an all die<br />
Menschen, die sie aus dem Gebüsch<br />
ziehen müssen für einen miserablen<br />
Lohn. Wir müssen uns sicherlich alle<br />
noch mehr daran gewöhnen, dass die<br />
geteilten Mobilitätsangebote jetzt zu<br />
unserem Alltag gehören. Dazu zählt<br />
übrigens auch das Ridepooling, bei dem<br />
es nicht mehr nur um geteilte Fahrzeuge,<br />
sondern auch um geteilte Fahrten geht.<br />
Aber ich möchte auch dafür appellieren,<br />
dass es noch optimale Lösungen zu<br />
finden gilt und wir unsere Augen vor den<br />
Problemen der geteilten Mobilität nicht<br />
verschließen dürfen.<br />
Wie ist Ihre persönliche Vision von der<br />
Mobilität der Zukunft?<br />
Kahle: Ich wünsche mir, dass wir auf<br />
dem Weg zu einer sozial nachhaltigen<br />
und besseren Mobilität für<br />
alle mehr unterschiedliche<br />
Lösungen ermöglichen<br />
und wirklich alle Zielgruppen<br />
mit ihren Bedarfen<br />
in unserer Gesellschaft<br />
berücksichtigen. Wir sollten<br />
uns davor in Acht nehmen,<br />
den einen vermeintlich richtigen<br />
Mobilitätsweg zu definieren und allen<br />
anderen vorschreiben zu wollen. Ich<br />
hoffe, dass wir das Thema in Zukunft<br />
vielfältiger, kreativer, sozialer, innovativer<br />
und experimenteller denken.<br />
Dass wir dabei viele unterschiedliche<br />
Mobilitätsinnovationen zulassen und<br />
ganz besonders diejenigen fördern,<br />
die sozial und wirtschaftlich denken.<br />
Nicht zuletzt hoffe ich, dass wir dabei<br />
diejenigen im Blick behalten, die<br />
Mobilität am allermeisten benötigen.<br />
Darauf freue ich mich – und mein Buch<br />
ist ein Schritt hin zur Verwirklichung<br />
dieser Idee. Es geht um Denkanstöße,<br />
Beispiele und Erfahrungen, wie wir<br />
als Gesellschaft eine bessere Mobilität<br />
schaffen – für jeden Menschen und die<br />
ganze Welt.<br />
Danke für das Gespräch!<br />
<strong>sortimenterbrief</strong> 7–8/21