sortimenterbrief Juli/August 2021 - jubiläumsausgabe
40 Jahre sortimenterbrief. Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juli/august 2021.
40 Jahre sortimenterbrief. Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juli/august 2021.
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© privat<br />
Felix Leibrock,<br />
Jahrgang 1960, ist Leiter des<br />
Evangelischen Bildungswerks in<br />
München, erfolgreicher Krimiautor und<br />
Sprecher des Formats „Nachgedacht“<br />
auf Antenne Bayern. Als Seelsorger der<br />
Bayerischen Bereitschaftspolizei ist ihm<br />
fast kein menschlicher Abgrund fremd.<br />
Grund genug für den bergbegeisterten<br />
Autor, seine Lieblingsgipfel in den<br />
Berchtesgadener Alpen zur Kulisse für<br />
Mord und Totschlag zu machen.<br />
Gänsehaut im Alpenraum –<br />
mit zwei Servus-Regionalkrimidebüts<br />
Felix Leibrock und Astrid Miglar im Gespräch<br />
Herr Leibrock, Sie sind ein erfahrener<br />
Autor. Was macht für Sie den Reiz des<br />
Schreibens eines Krimis aus?<br />
Leibrock: Ich bin neben einem Doppelmörder<br />
aufgewachsen. Später war ich<br />
unfreiwilliger Zeuge eines weiteren<br />
Mordes. Schon immer hat mich die<br />
Frage beschäftigt, was Menschen zu so<br />
extremen Handlungen wie einem Mord<br />
treibt. Der Verlust jeglicher Zivilisation,<br />
Moral, Erziehung. Der Krimi ist das<br />
ideale Genre, um sich Antworten auf<br />
diese Fragen zu nähern.<br />
Wieso haben Sie Berchtesgaden und<br />
den Watzmann als Schauplatz Ihres<br />
ca. 300 Seiten,<br />
Paperback,<br />
978-3-7104-0298-2<br />
€ 14,–<br />
Servus<br />
ET: 23. September<br />
ersten Servus-Regionalkrimis gewählt?<br />
Leibrock: In Österreich spielt Zell am<br />
See eine wichtige Rolle. Dort hat mir<br />
vor zwei Jahren ein Einheimischer den<br />
Watzmann von dieser Seite gezeigt<br />
und mir spannende Geschichten<br />
erzählt. Bis dahin kannte ich den<br />
Watzmann von der deutschen Seite:<br />
gemeinsame Gipfelbesteigung mit<br />
meinem siebenjährigen Sohn und<br />
dann immer wieder zu verschiedenen<br />
Lebensabschnitten. An keinem anderen<br />
Berg habe ich so viel fürs Leben gelernt<br />
wie am Watzmann: Niederlagen, Neuanfänge,<br />
Erfolge, Ängste, Weitsicht ...<br />
Was ist das Besondere an einer<br />
Mordgeschichte im alpinen Raum?<br />
Leibrock: Auf der Alm, da gibt’s koa<br />
Sünd, heißt es in Film und Lied. Aber das<br />
stimmt ja nicht. Das Verbrechen dringt<br />
in alle Winkel der Welt vor. Für Morde<br />
sind die Berge sogar besonders geeignet.<br />
Wird jemand vom Berg gestoßen,<br />
bleiben keine Spuren. Berge bieten auch<br />
abgelegene Höhlenverstecke, verfallene<br />
Almhütten, giftige Pflanzen, wortkarge<br />
Senner, gefährliche Tiere, nicht<br />
hinterfragte Traditionen ... – für Krimis<br />
ein wunderbarer Humus.<br />
Sie sind als Krimipfarrer bekannt<br />
geworden. Wie sehr spielt die<br />
Seelsorge und die damit verbundene<br />
psychologische Schulung eine Rolle im<br />
Beschreiben Ihrer Protagonisten?<br />
Leibrock: Mein Ermittler ist ein junger<br />
Polizeibergführer. Solche Polizisten begleite<br />
ich in ihrer Ausbildung. Als Polizeiseelsorger<br />
der Bayerischen Bereitschaftspolizei<br />
bereite ich sie auf psychologisch<br />
schwierige Herausforderungen vor: das<br />
Überbringen einer Todesnachricht, die<br />
Bewältigung stressbelasteter Ereignisse,<br />
die Gespräche mit sozialen Randgruppen.<br />
Mein (fiktiver) Protagonist Simon<br />
Perlinger hat an diesem Unterrichten<br />
teilgenommen und ist jetzt gefordert,<br />
das Gelernte im oft harten Polizeialltag<br />
praktisch anzuwenden. Er selbst hat<br />
seine Eltern mit zwölf Jahren bei einem<br />
Hausbrand verloren. In Mord am<br />
Watzmann stürzt ein Elternpaar am<br />
Watzmann ab. Und er muss den Kindern<br />
die Todesnachricht überbringen ...<br />
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<strong>sortimenterbrief</strong> 7–8/21