sortimenterbrief Juli/August 2021 - jubiläumsausgabe

loibelsberger mal ganz anders
Ossi Hejlek im Gespräch mit
Gerhard Loibelsberger
»Mein Thriller-
Crossmedia-Projekt
im Cyberpunk-Stil
beginnt nun zu leben«
© Jörg Vogeltanz
Abb.: Allroundkünstler Jörg Vogeltanz zeichnete sich selbst
als Lemur auf die Schulter von Gerhard Loibelsberger
Mit Blade Runner hat das Projekt vor
vielen Jahren begonnen?
Loibelsberger: Es muss im Jahr 1982/83
gewesen sein, als ich im Gartenbaukino
den Film Blade Runner sah. Ich war hin
und weg – regelrecht begeistert – von dem
Film, sah ihn mir dann noch siebenmal
an. Dabei fesselte mich folgende Szene:
Los Angeles im Regen, im Jahr 2020. In
mir begann die Idee zu keimen, eine
Geschichte über einen finsteren Kerl zu
schreiben, der in dieser futuristischen
Düsternis – einer Welt des Regens – lebt.
Ich begann zuerst, Songtexte zu diesem
Thema zu schreiben. Aber dann fristete
das Projekt einige Jahrzehnte ein nicht
vollendetes Dasein in der Schublade.
Manchmal holte ich es heraus, schrieb
ein paar Kapitel – ließ es dann wieder
sein. Das ging so dahin ... Anfang der
80er Jahre waren viele
Dinge Utopie, die heute
bereits Standard sind
– drahtlose Telefonie
zum Beispiel, Clouds,
Datenverkehr ...
Ihr Roman spielt in der
Zukunft?
Loibelsberger: Ich habe
mir damals in den 80ern
eine solche vorgestellt.
Vieles meiner damaligen
Imagination wurde Realität. Das ist
richtiggehend faszinierend. Ich stellte
mir auch vor, dass Lemuren durch
Genmanipulation so verändert werden,
dass sie Hilfsarbeiter-Jobs verrichten
können. Mit der Gentechnik von heute
rückt vieles in greifbare Nähe. Ich habe
auch damals schon gespürt, dass das
Großkapital einiger Oligarchen die Welt
beherrschen wird. Das ist im Roman
das übergeordnete Thema – gepaart
mit einem Übermaß an manipulierter
und gesteuerter Information. Auch
der Bereich des elektronischen Entertainments
spielt eine relevante Rolle.
Das wird im Roman alles über BMT
gesteuert: Brainsteered Microtechnology.
Was ist mit BMT genau gemeint?
Hörbeispiel
MICKY COLA BLUES
Songtexte sind im Roman
eingebaut; mittels QR-Code
können die Leser den Song auf
der Website aufrufen, das Video
ansehen und anhören:
www.mickycola.com
Loibelsberger: Es handelt sich dabei
um Miniaturchips, die den Menschen
nach ihrem 18. Lebensjahr hinter dem
Ohr implantiert werden. Mittels dieser
Chips kann man kommunizieren und
auch Online-Entertainment konsumieren.
All das passiert allein mittels
Gedankensteuerung.
Sie denken, dass so etwas Wirklichkeit
werden kann?
Loibelsberger: Überlegen Sie, was sich
in den vergangenen 40 Jahren alles
verändert hat ... und dann denken Sie
es kreativ 40 Jahre weiter. Oder anders:
von Wählscheibe und Vierteltelefon hin
zu iPhone 12 ... Und die Veränderungen
ereignen sich immer rasanter.
In eben dieser Welt bewegt sich Ihr Held,
der Songwriter Micky Cola?
Loibelsberger: Auch er hat ein BMT
implantiert – eines, das man abschalten
kann. Alle Normverbraucher können
mittels dieser Technologie bezahlen,
ebenso werden auch all ihre Aktivitäten
von einer zentralen Stelle erfasst und
kontrolliert. Wir sind auf dem Weg
dorthin – zur totalen Überwachung!
Ein ganz neuer Loibelsberger?
Loibelsberger: Keine Reise in die Vergan-
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sortimenterbrief 7–8/21