altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Januar/Februar 2022
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Blick vom Hohen Peißenberg auf ein von Nebel überzogenes Kältebecken um und über der Ammer.<br />
arm. Mit viel Schnee ist dann nicht<br />
zu rechnen, da<strong>für</strong> aber mit Dauerfrost.<br />
Bei einer solchen Wetterlage<br />
maß Stefan Schwarzer am Morgen<br />
des 7. <strong>Januar</strong> 2017 in Peißenberg<br />
minus 21,3 Grad und auch tagsüber<br />
wurde es nicht viel wärmer.<br />
„Wer Schnee will, muss auf Tiefdruckgebiete<br />
hoffen, die von Nordwesten<br />
oder Nor<strong>den</strong> her gegen die<br />
Alpen ziehen.“ Diese Tiefs konnten<br />
sich über dem Atlantik mit Feuchtigkeit<br />
vollsaugen und führen kühle,<br />
wenn auch nicht eisig kalte Luft<br />
heran. Im Alpenvorland ist es auf<br />
über 600 Metern Höhe dann gerade<br />
kalt genug, um bei null oder<br />
knapp über null Grad <strong>für</strong> – oftmals<br />
nassen – Neuschnee zu sorgen.<br />
Eine solche Wetterlage brachte im<br />
<strong>Januar</strong> 2019 viele Schneefälle. In<br />
mehreren Alpenlandkreisen wurde<br />
der Katastrophenalarm ausgelöst,<br />
Dächer freigeschaufelt. Und<br />
auch im <strong>Pfaffenwinkel</strong>, wo sich die<br />
Schneefälle nicht so stauen wie am<br />
unmittelbaren Alpenrand, wurde<br />
es dick weiß. In Peißenberg maß<br />
Stefan Schwarzer am 10. <strong>Januar</strong><br />
2019 44 Zentimeter, im 150 Meter<br />
höher gelegenen Altenstadt waren<br />
es sogar 60 Zentimeter. Eine weitere<br />
Wetterlage <strong>für</strong> Schneeliebhaber<br />
sind die Vb-Tiefdruckgebiete,<br />
ausgesprochen: „Fünf b.“ Sie<br />
ziehen vom auch im Winter recht<br />
warmen Mittelmeer, über dem<br />
sie besonders viel Feuchtigkeit<br />
aufnehmen, nordwärts über Österreich<br />
und Ungarn und drehen<br />
sich dann west- und südwestwärts<br />
über Tschechien nach Bayern hinein.<br />
Dort stauen sie sich gegen die<br />
Alpen und schneien ab. Im <strong>Januar</strong><br />
2006 brachte ein Vb-Tief solche<br />
Schneelasten, dass in Bad Reichenhall<br />
das Dach der Eissporthalle<br />
einstürzte. Und eine ähnliche<br />
Wetterlage brachte am 22.<br />
Mai 1999 das Pfingsthochwasser,<br />
in vielen Gemein<strong>den</strong> hierzulande<br />
wur<strong>den</strong> Straßen überflutet. Auf<br />
der Zugspitze schneite es binnen<br />
eines Tages fast einen Meter. <strong>Das</strong><br />
brachte auf Deutschlands höchstem<br />
Berg am 23. Mai eine seither<br />
kaum mehr erreichte Gesamtschneehöhe<br />
von sechs Metern.<br />
Entstehung und<br />
Auswirkung von Föhn<br />
<strong>Das</strong> Wetter im <strong>Pfaffenwinkel</strong> lebt<br />
also von <strong>den</strong> Großwetterlagen<br />
über Mitteleuropa. Doch es gibt<br />
bei uns und im benachbarten Alpenvorland<br />
auch regionale Wettereffekte.<br />
Allen voran <strong>den</strong> Föhn.<br />
Dabei ziehen Tiefdruckgebiete von<br />
Südwesten oder Sü<strong>den</strong> gegen die<br />
Alpen. „Stauen sich die Wolken<br />
von Südtirol her an dem über 3 000<br />
Meter hohen Alpenhauptkamm,<br />
steigt die Luft auf, wird kälter und<br />
regnet oder schneit kräftig ab“,<br />
erklärt Stefan Schwarzer. „Strömt<br />
die Luft dann über <strong>den</strong> Berg nach<br />
Nor<strong>den</strong>, ist sie abgetrocknet und<br />
erwärmt sich beim Absinken in die<br />
Täler nördlich der Alpen deutlich.“<br />
Bläst dieser „warme Fallwind“<br />
über Tage, können die Temperaturen<br />
auch im Hochwinter zweistellige<br />
Tageshöchstwerte erreichen<br />
und selbst eine or<strong>den</strong>tliche<br />
Schneedecke rasch „wegschlecken“.<br />
Manches Weihnachtstauwetter<br />
wird so vom Föhn erzeugt,<br />
wenn atlantische Tiefdruckgebiete<br />
sich erstmal nicht mit Regen über<br />
uns wegbewegen, sondern an <strong>den</strong><br />
Alpen von Südwesten her gestaut<br />
wer<strong>den</strong>. Föhn ist aber nicht gleich<br />
Föhn. Je nachdem wie stark der<br />
Niederschlag im Sü<strong>den</strong> und die<br />
genaue Strömungsrichtung des<br />
Tiefs ist, kann ein starker Föhn im<br />
ganzen Alpenvorland blauen Himmel<br />
– von dünnen fischförmigen<br />
Föhnwolken abgesehen – bis über<br />
München hinausbringen. Manchmal<br />
ist es aber auch nur im Osten<br />
jenseits von Bad Tölz oder dem<br />
Tegernsee blau. Weiter westlich ist<br />
das schlechte Wetter schon über<br />
die Schweiz und die Ammergauer<br />
Alpen in das Ostallgäu und <strong>den</strong><br />
<strong>Pfaffenwinkel</strong> geschwappt und<br />
bringt hier nur mehr milchigen<br />
Himmel oder gar schon ersten Regen<br />
oder Schnee.<br />
Berge und Hügel<br />
lenken das Wetter<br />
Abgesehen vom Föhn, lenken Berge<br />
und Hügel generell das Wetter.<br />
So kann es in Rottenbuch und<br />
Schongau durch eine winterliche<br />
Warmfront von Westen her<br />
januar / februar <strong>2022</strong> | 7