Taxi Times München - 4. Quartal 2021
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TAXIVERBAND BAYERN E. V. (TVB)<br />
UBER UND FREE NOW<br />
KLAUEN PRO JAHR<br />
DREI PROZENT<br />
2019<br />
2020<br />
<strong>2021</strong><br />
Bei der letzten Sitzung der<br />
<strong>Taxi</strong>kommission wurde das<br />
Funktionsfähigkeitsgutachten<br />
vorgestellt. Es beruht allerdings auf<br />
Zahlen vor der Pandemie – als es<br />
noch nicht um die nackte Existenz<br />
der Betriebe ging.<br />
2015<br />
2017<br />
2016<br />
2018<br />
UMSATZ DES TAXIGEWERBES<br />
TAXIVERBAND BAYERN E. V. (TVB)<br />
Rosenheimer Straße 139<br />
81671 <strong>München</strong><br />
Tel. / Verband: +49 (0)89 / 45 05 41 13<br />
Tel. / <strong>Taxi</strong>schule: +49 (0)89 / 49 00 44 94<br />
E-Mail: info@taxiverband-muenchen.de<br />
www.taxiverband-muenchen.de<br />
Presserechtlich verantwortlich für<br />
die TVB-Seiten: Florian Bachmann<br />
Redaktion: Florian Bachmann (fb)<br />
Das zweite Funktionsfähigkeitsgutachten<br />
der Landeshauptstadt <strong>München</strong><br />
wurde nach langen<br />
Verzögerungen durch die Pandemie nun<br />
endlich vorgestellt. Abgefragt wurden die<br />
betriebswirtschaftlichen Zahlen aller Mehrwagenunternehmen<br />
(zwei Fahrzeuge aufwärts)<br />
sowie die Zahlen von<br />
500 Einzelunternehmen. Der Erhebungszeitraum<br />
waren die Jahre 2016 bis 2018,<br />
ermittelt wurden somit also ausschließlich<br />
Zahlen vor Corona. Trotzdem wurden vonseiten<br />
der Gutachter ein Ausblick und eine<br />
Einschätzung auf die Zeit nach Corona<br />
versucht.<br />
Das primäre Ergebnis ist wenig erfreulich.<br />
Zwar hat sich die Zahl der „semiprofessionellen<br />
Betriebe“ – also jener Betriebe,<br />
denen Schwarzarbeit und Lohnkürzungen<br />
unterstellt werden muss – auf 34 Prozent<br />
(letztes Gutachten 38 Prozent) verringert.<br />
Die verbesserten Zahlen beruhen aber auf<br />
einer fortschreitenden Ehrlichkeit bei den<br />
Mehrwagenbetrieben. Grund dafür ist die<br />
Einführung des Mindestlohns. Bedauerlicherweise<br />
hat sich aber die Zahl der Semiprofessionellen<br />
bei den Einzelunternehmen<br />
auf rund<br />
49 Prozent (letztes<br />
Gutachten 41 Prozent)<br />
deutlich erhöht. Das mag<br />
an persönlichen Einschränkungen<br />
liegen, aber lich ist bei dieser Gruppe die<br />
offensicht-<br />
Umsatzreduzierung, also Steuerhinterziehung,<br />
deutlich gestiegen.<br />
Berechnet wird in dem Gutachten auch<br />
der durchschnittliche Umsatz pro Kilometer.<br />
Demnach kamen Mehrwagenbetriebe<br />
mit mehr als acht Fahrzeugen durchschnittlich<br />
auf 1,17 Euro Umsatz pro Kilometer,<br />
die kleineren Mehrwagenbetriebe erreichen<br />
durchschnittlich 1,09 Euro. Auch hier – die<br />
„ehrlichen“ Ein-Schicht-Fahrzeuge erreichen<br />
1,08 Euro, die Semiprofessionellen<br />
liegen deutlich unter einem Euro pro Kilometer.<br />
Das mag natürlich auch an der Privatnutzung<br />
liegen, dennoch ist die Zahl<br />
ziemlich bedenklich.<br />
30 % HÖHERE LOHNKOSTEN<br />
Ein sicherlich sehr interessanter Aspekt<br />
ist, dass mit Einführung des Mindestlohns<br />
in den Mehrwagenbetrieb die Lohnkosten<br />
um gut 30 Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig<br />
sind auch die Umsätze um ca. 30 Prozent<br />
gestiegen. Eine Beurteilung dieser<br />
Zahlen unterlassen wir.<br />
Nach den erforderlichen Statistiken<br />
geht das Gutachten natürlich auf die Lage<br />
und Entwicklung seit Corona ein. Bemerkenswert<br />
ist der Satz, dass <strong>München</strong> aufgrund<br />
des Kundenkreises, von dem wir<br />
leben, von den Lockdowns besonders<br />
schwer betroffen war. Hinzu kommt, dass<br />
verlorene Umsätze im <strong>Taxi</strong>bereich nicht<br />
nachgeholt werden können. Genau dieses<br />
Argument versuchen wir seit Monaten bei<br />
den Politikern im Rahmen von Hilfsprogrammen<br />
anzubringen.<br />
Selbstverständlich geht das Gutachten<br />
auch auf die „illegale“ Konkurrenz durch<br />
Free Now und Uber ein. So ergibt die Auswertung<br />
der Zahlen, dass seit Markteintritt<br />
dieser Anbieter die Umsätze des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
durchschnittlich pro Jahr um drei<br />
Prozent gesunken sind. Das heißt, diese<br />
Anbieter nehmen dem <strong>Taxi</strong>gewerbe spürbar<br />
Kunden ab. Daraus schließen wir zunächst,<br />
dass wir uns dringend neue Märkte eröffnen<br />
müssen, vor allen Dingen dort, wo Uber<br />
und Free Now nicht fahren (z. B. Behinderten-<br />
und Schülerfahrten).<br />
Fazit: Das Gutachten kommt zu dem Schluss,<br />
dass im Jahre 2018 die Funktionsfähigkeit<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes durchaus gegeben war<br />
und der Gutachter sogar eine geringe Erhöhung<br />
der Konzessionen vorgeschlagen hätte.<br />
Durch den pandemiebedingten Einbruch ist<br />
diese Empfehlung nun hinfällig. Sofern die<br />
Fluggastzahlen am MUC wieder auf rund 80<br />
Prozent der Zahlen vor Corona angestiegen<br />
sind, könne man auch wieder über die Neuerteilung<br />
von Konzessionen nachdenken.<br />
Hier kam der Einwand der <strong>Taxi</strong>zentralen,<br />
dass die Zahl der Flughafengäste nicht so<br />
aussagekräftig sei wie die der Auftragsvermittlung<br />
durch die <strong>Taxi</strong>zentralen. Diesem<br />
Argument hat sich dann auch die <strong>Taxi</strong>kommission<br />
angeschlossen.<br />
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12 <strong>4.</strong> QUARTAL <strong>2021</strong> TAXI