Das Magazin von Carl Zeiss s Jahrestage in der Medizin s Formen ...
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12<br />
1 nm<br />
0,34 nm 3,4 nm<br />
details<br />
DNS – Desoxyribonukle<strong>in</strong>säure<br />
Die DNS, die sich im Zellkern fast<br />
je<strong>der</strong> Zelle bef<strong>in</strong>det, ist die Erbsubstanz<br />
fast aller Lebewesen.<br />
<strong>Das</strong> DNS-Molekül ist aus zwei ume<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
verdrillten Molekülsträngen<br />
aufgebaut, zwischen denen<br />
ca.100 000 parallele Verb<strong>in</strong>dungen<br />
ähnlich den Sprossen e<strong>in</strong>er<br />
Strickleiter angeordnet s<strong>in</strong>d. Die<br />
beiden Längsstränge bestehen abwechselnd<br />
aus dem Zuckermole-<br />
Rosal<strong>in</strong>d Elsie Frankl<strong>in</strong><br />
Rosal<strong>in</strong>d Frankl<strong>in</strong> gilt als die eigentliche Entdecker<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Desoxyribonukle<strong>in</strong>säure (DNS).<br />
Am Londoner K<strong>in</strong>g’s College begann sie 1950<br />
mit dem Aufbau e<strong>in</strong>er Röntgenstrahlen-<br />
Beugungsanlage. Zusätzlich forschte sie auf<br />
dem Gebiet <strong>der</strong> DNS <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em laufenden Forschungsprogramm<br />
unter Leitung <strong>von</strong> Maurice<br />
Wilk<strong>in</strong>s. Frankl<strong>in</strong> <strong>in</strong>terpretierte ihre eigenen<br />
Bil<strong>der</strong> Anfang 1953 zutreffend als H<strong>in</strong>weis auf<br />
e<strong>in</strong>e spiralförmige DNS-Struktur.<br />
kül Desoxyribose und e<strong>in</strong>er Phosphatgruppe.<br />
Die Quersprossen <strong>der</strong><br />
Strickleiter setzen sich aus vier<br />
verschiedenen Basen zusammen:<br />
Aden<strong>in</strong>, Thym<strong>in</strong>, Guan<strong>in</strong> und<br />
Cytos<strong>in</strong>. Betrachtet man die genetische<br />
Information als Text, so entsprechen<br />
die Basen den Buchstaben<br />
des Alphabets. Die Reihenfolge<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Basen am<br />
DNS-Strang bildet die Wortfolge<br />
des „genetischen Textes“. Jeweils<br />
drei aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgende Basen<br />
(Triplett) <strong>in</strong> <strong>der</strong> DNS kodieren für<br />
e<strong>in</strong>e bestimmte Am<strong>in</strong>osäure.<br />
An<strong>der</strong>e Tripletts <strong>der</strong> DNS enthalten<br />
Start- o<strong>der</strong> Stop<strong>in</strong>formationen<br />
für ablesende Enzyme. Diese erstellen<br />
Kopien <strong>von</strong> Teilen <strong>der</strong> Erb<strong>in</strong>formation,<br />
die wie<strong>der</strong>um als<br />
Bauanleitung für Prote<strong>in</strong>e dienen.<br />
Würde man die gesamte DNS<br />
e<strong>in</strong>er menschlichen Zelle l<strong>in</strong>earisieren,<br />
wäre sie etwa zwei Meter<br />
lang. Sie besteht aus etwa sechs<br />
Milliarden e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>en.<br />
Ausgedruckt erhielte man e<strong>in</strong>e<br />
Bibliothek mit 2 000 Büchern <strong>von</strong><br />
jeweils 1 000 Seiten mit jeweils<br />
3 000 Buchstaben.<br />
Maurice Hugh Fre<strong>der</strong>ick<br />
Wilk<strong>in</strong>s<br />
e<strong>in</strong>er w<strong>in</strong>zigen Fabrik das entsprechende<br />
Genprodukt, also das Prote<strong>in</strong><br />
produziert. Stanley Cohen und Herbert<br />
Boyer klonierten so Ende <strong>der</strong><br />
siebziger Jahre das Gen für menschliches<br />
Insul<strong>in</strong>.<br />
Doch schon sehr früh kam unter<br />
den Wissenschaftlern Sorge auf um<br />
die Sicherheit <strong>von</strong> solchen biologischen<br />
Experimenten. Deshalb erschien 1974<br />
im renommierten Wissenschaftsjournal„Science“e<strong>in</strong><br />
Aufruf analle Wissenschaftler,<br />
entsprechende Versuche erst<br />
fortzusetzen, wenn die gesundheitlichen<br />
Risiken kalkulierbar seien. E<strong>in</strong><br />
weltweites Moratorium für bestimmte<br />
Experimente mit rekomb<strong>in</strong>ierter<br />
DNS war die Folge. Im Februar 1975<br />
auf <strong>der</strong> Konferenz <strong>von</strong> Asilomar haben<br />
über hun<strong>der</strong>t <strong>in</strong>ternational anerkannte<br />
Wissenschaftler mögliche Gefahren<br />
diskutiert und konkrete Richtl<strong>in</strong>ien<br />
empfohlen: Zum Beispiel durften<br />
nur solche Bakterien verwendet<br />
werden, die außerhalb des Reagenzglases<br />
nicht lebensfähig s<strong>in</strong>d.<br />
Schließlich war die gentechnische<br />
Produktion <strong>von</strong> menschlichem Insul<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> großtechnischen Mengen möglich:<br />
Erstmals konnte e<strong>in</strong> gentechnisch hergestelltes<br />
Medikament e<strong>in</strong>gesetzt werden!<br />
Die herkömmlichen Insul<strong>in</strong>präparate<br />
waren aus Schwe<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> R<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
isoliert worden, und viele Patienten<br />
hatten allergisch darauf rea-<br />
1920 –1958 *1916<br />
Maurice Wilk<strong>in</strong>s begann 1950 mit Röntgenkristallographie<br />
<strong>von</strong> DNS und Spermienköpfen<br />
und entdeckte Moleküle, die e<strong>in</strong>e<br />
klare Doppelspiralstruktur aufwiesen.<br />
In se<strong>in</strong>er Gruppe arbeitete auch Rosal<strong>in</strong>d<br />
Frankl<strong>in</strong>. Geme<strong>in</strong>sam mit Francis Crick und<br />
James Watson erhielt er 1962 den Nobelpreis<br />
für Physiologie.<br />
Innovation 13, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, 2003