Ch<strong>in</strong>esische Terrakotta-Armee: Nicht grau, Susanne Krejsa 20 Rund 2 200 Jahre hatte sie gehalten, die Farbenpracht <strong>der</strong> berühmten Terrakotta-Krieger im ch<strong>in</strong>esischen L<strong>in</strong>tong nahe <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>zhauptstadt Xi’an. Doch sobald die Krieger heute das Licht <strong>der</strong> Welt erblicken, ist es damit vorbei. Warum das so ist und wie es verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden kann, wird geme<strong>in</strong>sam <strong>von</strong> deutschen und ch<strong>in</strong>esischen Wissenschaftlern und Restauratoren erforscht. Vor knapp 30 Jahren wurde die Terrakotta-Armee durch Zufall entdeckt; sie wurde schnell weltbekannt und wird auch als „achtes Weltwun<strong>der</strong>“ gerühmt. Sie ist Teil <strong>der</strong> Grabanlage des Ersten Ch<strong>in</strong>esischen Kaisers Q<strong>in</strong> Shihuang (259 – 210 v. Chr.), die 1987 <strong>in</strong> die Unesco-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Schon zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Ausgrabung 1974 wurden Reste e<strong>in</strong>er farbenfrohen Bemalung festgestellt. Diese besteht aus e<strong>in</strong>er Schicht <strong>von</strong> ostasiatischem Lack (ch<strong>in</strong>esisch: Qi, japanisch: Urushi), die als Grundierung und glänzendes Schwarzbraun fungiert. Darüber ist e<strong>in</strong>e bunte Schicht aus m<strong>in</strong>eralischen, überwiegend kostbaren Pigmenten, wie Azurit, Malachit, Z<strong>in</strong>nober, daneben Bleigelb, Ocker, Knochen- und Bleiweiß, aufgetragen. Weiterh<strong>in</strong> wurden Ch<strong>in</strong>esisch-Blau (HanBlue, BaCuSi 4 O 10 ) und Ch<strong>in</strong>esisch-Violett (Han-Purple, BaCuSi 2 O 6 ) verwendet. Dabei handelt es sich um Barium- Kupfer-Silikate, <strong>der</strong>en Herstellung nur <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a bekannt war. Der Nachweis an <strong>der</strong> Terrakotta-Armee ist bislang das früheste, exakt datierbare Beispiel für die Verwendung dieser ungewöhnlichen Pigmente. Die Maltechnik war stabil Für die Terrakotta-Armee wurde e<strong>in</strong>e durchaus stabile Maltechnik verwendet. Es sollte das Beste se<strong>in</strong>, langlebig und kostbar, und man nutzte deshalb e<strong>in</strong>e Technik, die sich bereits bewährt hatte. Der ostasiatische Lack ist gegen fast alles resistent, außer gegen UV-Licht und zu große Trockenheit über längere Zeit. E<strong>in</strong>e ganze Armee mit dem sehr teuren, mühsam zu gew<strong>in</strong>nenden Material zu lackieren, zeigt den Anspruch des Kaisers. Die darüber liegende Pigmentschicht war mit e<strong>in</strong>em wässrigen B<strong>in</strong>demittel gebunden, das heute nicht mehr nachweisbar ist. Durch die 2 200 Jahre lange Lagerung im feuchten Erdreich – die ursprünglich (luftgefüllten) unterirdischen Gänge <strong>der</strong> Gruben stürzten wohl relativ schnell nach <strong>der</strong> Fertigstellung e<strong>in</strong> – wurden Bestandteile <strong>der</strong> B<strong>in</strong>demittel abgebaut und Wasser e<strong>in</strong>gelagert, durch die komplette Umschließung mit Erde jedoch die Farbschichten <strong>in</strong> ihrer ursprünglichen Form gehalten. Wird heute die Erde abgenommen,verschw<strong>in</strong>det <strong>der</strong>Druck, die Lackschicht kann sich bewegen und deformieren, durch Verdunstung des Wassers reduziert sich das Volumen und <strong>der</strong> Lack reißt. Die Austrocknung muss verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden <strong>Das</strong> Problem <strong>der</strong> abblätternden Lackschichten konnte <strong>in</strong>12-jähriger deutschch<strong>in</strong>esischer Forschungstätigkeit im Pr<strong>in</strong>zip gelöst werden. <strong>Das</strong> Grabungstempo wurde reduziert, sodass bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grube konservatorische Maßnahmen ergriffen werden können. In kle<strong>in</strong>eren Abschnitten werden die Farbfassungen <strong>von</strong> <strong>der</strong> feuchten Erde gere<strong>in</strong>igt und dann sofort mit Wasser besprüht. Die Re<strong>in</strong>igung muss mit äußerster Vorsicht geschehen und ist entsprechend zeitaufwändig. Anschließend werden die Figuren mit
son<strong>der</strong>n leuchtend bunt Bild 1: Farbige Krieger <strong>in</strong> Grube 2. Aufnahme: Herr Zhou Tie, Museum <strong>der</strong> Terrakottaarmee, L<strong>in</strong>tong 21