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Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg

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men. Es gibt ein paar Hauptwanderachsen, aber<br />

wenn man die meidet, kann man ganz für sich<br />

allein sein und trifft niemanden. Das finde ich so<br />

faszinierend an dieser Landschaft, die sich so<br />

auch noch einen gewissen Wildnischarakter<br />

bewahrt hat.<br />

Katrin Anders: Der Nationalpark Kellerwald-Edersee<br />

hat schon noch so seine einsamen Ecken...<br />

Was mögen Sie im Harz besonders gern?<br />

Katrin Anders: Die ursprünglichen Täler. Zum Bei-<br />

spiel das Okertal oder das Ilsetal, denn ich finde<br />

diese sprudelnden Gebirgsflüsse toll. Die gibt es<br />

so im Kellerwald nicht.<br />

Durch die Elternzeit können Sie vielleicht auch<br />

mal zusammen unterwegs sein?<br />

ole Anders: Meine zwei Monate Elternzeit sind ja<br />

leider schon rum. Aber diese haben wir zu dritt<br />

genossen, im Harz und an anderen schönen Orten.<br />

Der Luchs kann warten?<br />

ole Anders: Nein, ohne Vertretung hätte das nicht<br />

geklappt und ich bin jetzt immer noch dabei, das<br />

aufzuarbeiten, was in der Elternzeit aufgelaufen<br />

ist. Gerade die vielen Daten, die von den besenderten<br />

Tieren hereinkommen, kann man nicht einfach<br />

zwei Monate liegen lassen. Die senden regelmäßig<br />

und man muss dabei am Ball bleiben,<br />

ebenso, wenn Spuren oder sonstige Sichtungen<br />

aktuell gemeldet werden.<br />

Insgesamt hat sich das Luchsprojekt seit seinem<br />

Beginn sehr gut entwickelt?<br />

ole Anders: Das Projekt ist erstaunlich gewachsen<br />

und hat mittlerweile eine Akzeptanz in der Öffentlichkeit<br />

und gerade auch bei der lokalen Bevölkerung,<br />

mit der ich ganz am Anfang so nie gerechnet<br />

hätte. Damals habe ich mir das auf lange Sicht<br />

sehr viel schwieriger vorgestellt, als es dann gewesen<br />

ist. Natürlich wird das Projekt von einigen<br />

immer noch kontrovers diskutiert, aber wenn ich<br />

sehe, wo im Harz überall der Luchs als Werbeund<br />

Sympathieträger auftaucht, dann hat sich das<br />

fast zum Selbstläufer entwickelt. Natürlich haben<br />

wir mit den klassischen Konfliktfeldern zu tun, die<br />

wir immer werden bearbeiten müssen. Luchse finden<br />

hin und wieder ein Wildgehege oder eine<br />

Schafkoppel. Der Tierbesitzer, den das trifft, ist<br />

dann verständlicherweise erst einmal erschrocken<br />

und alles andere als erfreut.<br />

Wir sind dann dafür da, solche Fälle zu überprü-<br />

fen und gegebenenfalls auch für eine schnelle<br />

Kompensation des Schadens zu sorgen. Ich muss<br />

aber auch sagen, dass die Anzahl der jährlich vom<br />

Fuchs gefressenen Schaflämmer bei Weitem<br />

höher ist als alles, was sich der Luchs holt. Man<br />

hat sich aber über die Jahrhunderte daran<br />

gewöhnt, dass es diesen großen Beutegreifer nicht<br />

mehr gibt und jetzt wurden die Tiere auch noch<br />

wieder angesiedelt. Daraus folgt, dass gefühlt<br />

dann jemand für Schäden zuständig ist. Rein<br />

menschlich ist es schon nachvollziehbar, dass<br />

jemand Rede und Antwort stehen muss. Ich bin<br />

überzeugt, dass wir auch noch länger Kompensationsregelungen<br />

brauchen werden, auch wenn der<br />

Luchs insgesamt betrachtet für die Viehwirtschaft<br />

keinen bedeutenden Schaden anrichtet. Im Jahr<br />

werden durchschnittlich etwa 1000 Euro an Kompensationsleistungen<br />

gezahlt.<br />

Herdenschutzhunde helfen da nicht?<br />

ole Anders: Das lohnt sich für viele Tierhalter ein-<br />

fach nicht, da solche Hunde durchaus eine Inves-<br />

platz genommen � quadrat 12/2012 37<br />

tition darstellen und natürlich gefüttert und<br />

gepflegt werden wollen. Nur wegen des Luchses<br />

ist das fraglich, da das Aufkommen an Schäden<br />

durch den Luchs eher gering ist.<br />

Mit der Luchspopulation sind sie zufrieden?<br />

ole Anders: Wir haben eine Population, die repro-<br />

duziert und eine der ganz wenigen in Europa, die<br />

expandiert und das ist sehr viel wert. Wenn wir<br />

jetzt konsequent weiter arbeiten in Kooperation<br />

mit den Nachbarbundesländern, dann geht vom<br />

Harz für die ganze Tierart eine echte Chance aus.<br />

Die einzige andere Population, die es in Deutschland<br />

gibt, ist im Bayerischen Wald und die stagniert<br />

seit Jahrzehnten. Wenn wir wollen, dass<br />

Luchse langfristig als Art auf eigenen Füßen stehen,<br />

müssen wir auf den Harz setzen. Wir wissen<br />

nicht genau, warum es im Bayerischen Wald zu<br />

keiner besseren Entwicklung kommt, aber gerade<br />

ist dort eine Luchsin vergiftet worden. Das ist eine<br />

ganz üble Geschichte, denn dort lag in der freien<br />

Landschaft ein Köder aus, der beispielsweise<br />

auch für Kinder zugänglich gewesen wäre. Die<br />

Vergiftung sollte zielgerichtet den Luchs treffen.<br />

Das ist ein klares Zeichen, dass im Bayerischen<br />

Wald bei einigen Leuten eine extrem schlechte<br />

Stimmung gegenüber der Tierart herrscht.<br />

Das ist hier im Harz besser?<br />

ole Anders: Als die Luchswiederansiedlung<br />

begann, haben natürlich auch hier nicht sofort<br />

alle Hurra geschrien. Ich denke aber, es war gut,<br />

vor dem Projektstart eine relativ breite Basis aufzubauen.<br />

Landwirtschaftsministerium, Umweltministerium<br />

und Landesjägerschaft waren bei uns<br />

von Anfang an beteiligt und die Zusammenarbeit<br />

ist nach wie vor super. Gerade in der Harzregion<br />

haben wir Jägerschaften, die das Projekt sehr<br />

aktiv mit tragen. Die sind auch in der Lage, sich<br />

gegenüber kritischen Stimmen zu positionieren.<br />

Das ist eine ganz tolle Zusammenarbeit. Im Süden<br />

ist das eine etwas andere Situation, denn im Bayerischen<br />

Wald haben in den 1970er Jahren illegale<br />

Aussetzungsaktionen stattgefunden, die sehr<br />

viel Porzellan zerschlagen haben. Die Bürde<br />

haben wir hier nicht und das ist Garant dafür, dass<br />

es gut läuft. Klar gibt es in der einen oder anderen<br />

Frage unterschiedliche Ansichten, aber das ist<br />

auch gut so. (sts)

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