Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg

Foto: Hansi HoFFmann
Es war dieser hypnotische, durchdringende
Blick aus den braunen Bambiaugen, der
mich verunsicherte, als mich Impresario
Marek Lieberberg im Foyer der Münchener Luxusherberge
„Bayerischer Hof“ dem weltbesten Magier
David Copperfield vorstellte. „Hansi is our pressofficer,
the magic media-dompteur!“ Mit einem
coolen „Hi“ gab mir der Zauberstar seine schmale,
langfingrige Hand, die sich wachsweich wie Pudding
anfühlte. Mehr als ein „Hi“ sollte ich von dem
41-jährigen David Seth Kotkin alias David Copperfield
auch auf der 18-Tage-Tournee durch Europa
nicht zu hören bekommen. Vier „Sprecher“ umkreisten
den Fixstern des Zaubers.
Vorerst aber war der smarte Sohn russischer
Einwanderer Ende April ’89 nach
München gekommen, um im Prunksaal des
ehrwürdigen „Lenbach-Palais“ am Stachus
vor 143 Journalisten seine Europa-Tournee
zu promoten. Im Tross 47 dienstbare Geister
– vom Manager bis zum Make-up-Artist,
von der Sekretärin bis zu den Bodyguards,
vom Gepäck-Manager und Reiseleiter bis
hin zu zwei langbeinigen Barbie-Blondinen,
die auf der Hotelliste als „DC-Executive Assistants“
geführt wurden. Sechs Wochen
lang war diese Pressekonferenz vorbereitet
worden, angefangen mit Management-Besichtigungen
von vier möglichen Münchener
Locations und Hotels, dann tägliche Order-
Faxe aus Las Vegas mit stets neuen Anweisungen,
spätabendliche Telefonate, unzählige
E-Mails mit Forderungen vom stillen Wasser
hoffmanns erzählungen � quadrat 12/2012 53
David Copperfield:
„Ich liebe es,
bewundert zu werden!“
Hansi Hoffmann, PR-manageR deR suPeRstaRs, eRinneRt sicH
Marke „Slonia“ bis Rauchverbot ab zehn Stunden
vor Eintreffen von David, und am Tag der Presseshow
noch ein diktatorisches Briefing: keine Fragen
zu Claudia Schiffer, keine Fotos von links, nicht
mehr als insgesamt 30 Minuten Fragen und Antworten,
nur drei TV-Einzelinterviews mit vorher
vorgelegten Fragen, und … und … und.
Die beiden Girlies mit den imposanten Oberweiten
verbrachten den Tag am Hotel-Pool auf der Dachterrasse
in winzigen Bikinis und mit bunten Cocktails,
bevor sie dem Entertainer mit dem Zauberstab
als „Executive Assistants“ beim Dinner in
seiner Luxussuite Gesellschaft leisteten. Nach 22
Stunden Pressemeeting in München düste ‚Mister
Magic‘ samt Crew zurück nach Las Vegas.
23.Oktober ’89 – Festspielhaus Baden-Baden. Der
für die badische Kleinstadt überdimensionierte
klotzige Protzbau glich einem Ameisenhaufen. In
zwei Tagen und Nächten hatten die 118 Mitarbeiter
des Copperfield-Zirkus den Riesenbau okkupiert,
70 Tonnen Zauber-Klimbim aus 14 XXL-
Trucks entladen. Versteckt in unzähligen Kis ten,
nur beschriftet mit geheimnisvollen Zahlen- und
Buchstabengruppen, warteten die Utensilien auf
ihren Einsatz. Mit der neuen Show
„YOU!“ versprach Copperfield eine
neue Dimension der Magie. Vor tausenden
von Augenpaaren sollen 13
Zuschauer verschwinden, mit zwei
Besucherinnen will er im Saal herum-
fliegen − ohne Netz und doppelten
Boden!
„Geh’ bloß dem Alten von DC aus
dem Weg, der meckert dich voll und
fragt dir ein Loch in den Bauch!“
warnte mich der deutsche Tour-
Assis tent Oliver Agarwal noch vor
dem Bühneneingang. Und wie recht
er hatte! Rentner-Vater Hyman und
Mutter Rebecca Kotkin aus New
Jersey wurden von dem „Parents
Assistant“ Erin Cameron rund um
die Welt betreut. Ob Mutter Rebecca
braune Strumpfhosen oder