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Krummennaab – Ein Heimatbuch - familienforschung-kunz-weiden.de

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1717/18 erbaute <strong>de</strong>r Franzose Louis Anne <strong>de</strong> Sainte Marie Eglise zu <strong>Krummennaab</strong><br />

in alten Schlössl mit Erlaubnis <strong>de</strong>s Hofmarksherrn Obrist Carl Christian<br />

Ernst Freiherr v. Lin<strong>de</strong>nfels eine Poliermühl o<strong>de</strong>r Spiegelfabrik und betrieb sie<br />

pachtweise. Wegen <strong>de</strong>s Pachtes gab es viele Streitigkeiten, in <strong>de</strong>ren Verlauf<br />

<strong>de</strong>r Fabrikant <strong>de</strong>n Baron dadurch zu ärgern suchte, dass er für seine (ca. 40)<br />

Polierleute das Bier nicht vom herrschaftlichen Brauhaus <strong>–</strong> das er sozusagen<br />

vor <strong>de</strong>r Haustüre hatte <strong>–</strong> son<strong>de</strong>rn vom Dorfwirt bezog, <strong>de</strong>r auswärtiges Bier<br />

ausschenkte.<br />

Lin<strong>de</strong>nfels wollte nun die Abnahme seines Bieres erzwingen. Ste. Maria aber<br />

schimpft weidlich über solchen Bierzwang, wo doch sattsam bekannt, wie<br />

schlecht und verdorben solches Bier sei, dass es zu Krankheiten Anlass gebe;<br />

übrigens koste es, so schlecht es sei 2 Kreuzer die Maß, als ob das Achtl Gersten<br />

noch 4 Gul<strong>de</strong>n koste wie früher; in gegenwärtigen wohlfeilen Getrei<strong>de</strong>zeiten<br />

kaufe man in <strong>de</strong>r Hauptstadt Wey<strong>de</strong>n, zu Erbendorf u.a. Märkten eine<br />

Maß vom besten Bier um 1 ½ Kreuzer.<br />

Daraufhin beantragt v. Lin<strong>de</strong>nfels bei <strong>de</strong>r hochfürstlichen Kommission in Wey<strong>de</strong>n<br />

die Abnahme einer Bierprobe. Unterm 11. Mai 1722 wird hierüber ein Protokoll<br />

aufgenommen. Man hat durch <strong>de</strong>n <strong>Ein</strong>spanniger Philipp Beern eigens je<br />

ein verpetschiertes Fläschlein Bier sowohl aus <strong>de</strong>m Schlosskeller wie vom<br />

Dorfwirt Johann Schie<strong>de</strong>r abholen lassen: „Nach<strong>de</strong>m man nun bei<strong>de</strong>s durch<br />

<strong>de</strong>n Thomas Stöckel, Wirt zum schwarzen Bären in <strong>de</strong>r Vorstadt (Wei<strong>de</strong>n) und<br />

Johann Senft, Bürger und Braumeister allhier, hat kosten lassen, haben diese<br />

zwei wie<strong>de</strong>rumb ad Protocollum gegeben, daß wi<strong>de</strong>r die bei<strong>de</strong>n beigebrachten<br />

Proben <strong>de</strong>s Bieres nichts Son<strong>de</strong>rliches auszusetzen, son<strong>de</strong>rn noch für gutes<br />

Landbier passiren täte, wie wohlen es <strong>de</strong>m Weydauischen und an<strong>de</strong>ren Stadtbieren<br />

in <strong>de</strong>r Güte nicht gleichete <strong>–</strong> so man also ad Protocollum genommen;<br />

dieses Prob-Bier aber hernach <strong>de</strong>n armen Leuten gegeben und ausgeteilt“.<br />

v. Lin<strong>de</strong>nfels scheint von <strong>de</strong>m Ausfall <strong>de</strong>r hochfürstlichen Bierprobe wenig erbaut<br />

gewesen zu sein und sucht das damit zu entschuldigen: „Nach<strong>de</strong>m das<br />

Bier von <strong>Krummennaab</strong> bis Wei<strong>de</strong>n, also über 2 Meilen Wegs abgeholt und bei<br />

<strong>de</strong>r größten Hitz in <strong>de</strong>n Schubsack auf <strong>de</strong>m <strong>Ein</strong>spenniger geführt wor<strong>de</strong>n, habe<br />

es anfänglich nicht so gut sein können, als wie es sonst frisch aus <strong>de</strong>m Keller<br />

kommt und hätte sich gebührt, es aus <strong>de</strong>m Hofmarkskeller allein zu nehmen,<br />

da es gewöhnlich bei Wirt verfälscht zu wer<strong>de</strong>n pflegt ...(!)“.<br />

Dieser Bierstreit wie <strong>de</strong>r ganze Pachtprozess fand damit sein <strong>–</strong> von Ste. Marie<br />

beabsichtigtes <strong>–</strong> En<strong>de</strong>, dass Lin<strong>de</strong>nfels seine Hofmark <strong>Krummennaab</strong> 1725 an<br />

<strong>de</strong>n Spiegelfabrikpächter Ste. Marie Eglise verkaufte (40).<br />

Das Schloss hatte schon im Mittelalter <strong>–</strong> neben <strong>de</strong>m Dorfwirtshaus <strong>–</strong> seine<br />

eigene Schlossschenke, die gewöhnlich verpachtet war, z.B. 1741 an Wolfgang<br />

Beimler („besten<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Wirtshaus“), 1747 Johann Andreas Lebekern u.a.

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