2-2022
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement
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Löt- und Verbindungstechnik<br />
Lot für das „Integrierte Metall/Kunststoff-Spritzgießen“<br />
Mit dem neuen Lot von Felder Sn100Ni+ kann man nicht nur super löten!<br />
Seit der Umstellung auf die bleifreie<br />
Löttechnik 2006 sind nickeldotierte<br />
Lote in sämtlichen Lötprozessen<br />
in der Elektronikfertigung etabliert:<br />
in der Baugruppenfertigung<br />
als Massivlot für Wellen- und Selektivlötanlagen,<br />
als Pulver in SMD-Lötpasten<br />
für Reflow-Lötprozesse und<br />
als flussmittelgefüllte Lötdrähte für<br />
händische und automatisierte Kolbenlötungen.<br />
Neben diesen „konventionellen“<br />
Anwendungsfeldern haben die<br />
Felder-NiGe-Lote Sn100Ni+ und<br />
Sn96Ag+ ein neues Einsatzgebiet<br />
gefunden: das vom Institut für<br />
Kunststoffverarbeitung (IKV) an der<br />
RWTH Aachen konzipierte und mit<br />
Unterstützung von KraussMaffei und<br />
der Heinze Gruppe weiterentwickelte<br />
„Integrierte Metall/Kunststoff-Spritz-<br />
gießen“, kurz IMKS. Durch dieses<br />
innovative Fertigungsverfahren ist<br />
es möglich, elektrisch funktionelle,<br />
komplexe Kunststoffbauteile in<br />
einem einstufigen Spritz-/ Druckgussprozess<br />
herzustellen.<br />
Seit 2014 wurden in diversen<br />
IMKS-Projekten die Grundlagen<br />
für dieses innovative Verfahren<br />
geschaffen. Seit diesem Zeitpunkt<br />
ist die Felder GmbH auch Mitglied<br />
in den projektbegleitenden Ausschüssen.<br />
Das Aufmacherfoto zeigt den<br />
für IMKS prinzipiellen Verfahrensablauf.<br />
Dieser ist denkbar einfach:<br />
zunächst wird hierbei ein Kunststoffkörper<br />
(Gehäuse, Bauteilträger)<br />
im Spritzgussverfahren hergestellt.<br />
Dann wird dieser innerhalb<br />
der Gießform in eine zweite Kavität<br />
umgesetzt, elektronische Bauteile<br />
platziert (für diesen Versuchsaufbau<br />
ein schlichter Kupferdraht)<br />
und im Druckgussverfahren Leiterbahnen<br />
aus bleifreiem Weichlot in<br />
die dafür vorgesehenen Leiterbahnkanäle<br />
eingespritzt. Maßgeblicher<br />
Vorteil dieses Verfahrens ist die Verkürzung<br />
der Prozesskette durch die<br />
Einsparung aufwändiger Metallisierungs-<br />
oder Einlegeprozesse zur<br />
elektronischen Funktionalisierung<br />
von Kunststoff-Spritzteilen.<br />
Aus der Vielzahl von konventionellen,<br />
bleifreien Lotlegierungen,<br />
die sich seit 2006 in der elektronischen<br />
Baugruppenfertigung etabliert<br />
haben, wurden in den IMKS-<br />
Forschungsprojekten zunächst drei<br />
Lote, nämlich Bi58Sn42 (Schmelzpunkt<br />
138 °C), Felder-Sn96Ag+<br />
(Sn96,Ag3Cu0,5Ni0,05Ge0,01,<br />
Schmelzbereich 217...219<br />
°C) und Felder-Sn100Ni+<br />
(Sn99,24Cu0,7Ni0,05Ge0,01,<br />
Schmp. 217 °C), als Leiterbahnmaterialien<br />
ausgewählt.<br />
Zunächst erschien die Legierung<br />
Bi58Sn42 wegen der geringen<br />
Schmelz- und Verarbeitungstemperatur<br />
optimal für den IMKS-Prozess.<br />
Aufgrund der nicht ausreichenden<br />
elektrischen Leitfähigkeit und einer<br />
geringen Verbundfestigkeit zu den<br />
getesteten Thermoplasten wurde die<br />
Legierung Bi58Sn42 im aktuellen<br />
Projekt „IMKS-Kontaktierung“ des<br />
IKV (vollständiger Titel: „Analyse<br />
der Kontaktierung metallischer Einlegeteile<br />
mit niedrig schmelzenden<br />
Metalllegierungen im integrierten<br />
Metall/Kunststoff-Spritzgießen“)<br />
jedoch nicht weiter betrachtet.<br />
Felder-Sn100Ni+ und Felder-<br />
Sn96Ag+ wiesen bei durchgeführten<br />
Zugversuchen an den Probenkörpern<br />
(s. Foto), in der Materialkombination<br />
mit thermisch leitfähigem<br />
Kunststoff, die höchsten Festigkeitswerte<br />
auf. Die höchste elektrische<br />
Leitfähigkeit über die gesamte<br />
Leiterbahnlänge konnte ebenfalls<br />
mit Felder-Sn100Ni+ (ebenfalls in<br />
Kombination mit thermisch leitfähigen<br />
Kunststoffen) gemessen werden.<br />
Die hohe Reinheit der Felder-<br />
NiGe-Lote sowie die geringe Oxidation<br />
im schmelzflüssigen Zustand<br />
reduzieren Gussfehler und sorgen<br />
für zuverlässige Anbindungen an<br />
den Kontaktierungen. Durch den<br />
optimierten Nickelanteil in den<br />
Loten wird die Haltbarkeit der, mit<br />
der Metallschmelze in Kontakt stehenden,<br />
Anlagenteile nachweislich<br />
und deutlich verlängert.<br />
Das IMKS-Verfahren hat mittlerweile<br />
Serienreife erlangt und es<br />
stehen entsprechende kommerzielle<br />
Fertigungsanlagen zur Verfügung.<br />
Dennoch gehen die Forschungen<br />
zu diesem Thema am<br />
IKV weiter: Optimierungen am Leiterbahnlayout<br />
und der Kontaktierung<br />
von Einlegern werden durchgeführt,<br />
um weitere, mögliche Einsatzbereiche<br />
für diese innovativen<br />
Technologie zu schaffen.<br />
Mehr zu den spezifischen Daten<br />
aus diesen Versuchen erfahren Sie<br />
auf der Internetseite www.felder.de<br />
unter „Sn100Ni+ und Sn96Ag+ optimal<br />
für hybride Fertigungsverfahren“<br />
oder direkt durch das IKV.<br />
Bildmaterial: C. Hopmann, I.<br />
Sturm: Langzeitbeständige Leiterbahnen<br />
– Prozesssimulationen zum<br />
Optimieren des Integrierten Metall/<br />
Kunststoff-Spritzgießens, Plastverarbeiter<br />
70 (2019), S. 96-99 ◄<br />
Felder GmbH<br />
www.felder.de<br />
Probenkörper aus dem Projekt „IMKS-Kontaktierung“<br />
116 2/<strong>2022</strong>