2-2022
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement
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Bauteil-Jammer hausgemacht?<br />
Was wir gegen die aktuelle Bauteil-Liefersituation tun und was wir aus ihr lernen können, zeigt dieser Beitrag auf.<br />
© IMA-Institut<br />
Autor:<br />
Matthias Sester<br />
Geschäftsführer und<br />
Mitinhaber<br />
Fritsch Elektrinik GmbH<br />
https://fritsch-gmbh.de<br />
Bereits vor der Pandemie waren<br />
Probleme des Marktes bei den EMS-<br />
Unternehmen bekannt. Corona hat<br />
die Situation nur verschärft, die<br />
Fehler, denen die verarbeitende Industrie<br />
wie die Distributoren Jahre<br />
schon aufgesessen war, nur deutlicher<br />
ans Licht gebracht. Das Ausmaß<br />
insbesondere die Bauteilverknappung<br />
ließ alle Beteiligten mit<br />
unterschiedlichen Ansätzen darüber<br />
nachdenken, wie man zu neuen<br />
Lösungen gelangt. Eine Gemeinsamkeit<br />
ergab sich oft dadurch,<br />
dass die Branche vom Mittelstand<br />
geprägt ist und somit im Schatten<br />
der Großindustrie und deren Abnahmebedarf<br />
steht.<br />
Gefahr erkannt, Gefahr<br />
gebannt?<br />
Branchenkenner wie auch als<br />
Betroffene haben von der Krise<br />
gelernt. Es besteht eine in ihrem<br />
Ausmaß bislang nicht vergleichbare<br />
Situation, was für längere<br />
Zeit keine ausreichende Liefer- und<br />
Versorgungssicherheit und keine<br />
Preisgarantie bedeutet. Alle müssen<br />
Risiko-Management verbessern,<br />
die Lieferketten prüfen und<br />
möglichst verkürzen und den Mark<br />
intinsiv beobachten. Nur so können<br />
neue Aspekte zur strategischen<br />
Neuausrichtung eingebracht werden.<br />
Dass man dennoch nicht auf<br />
die eine allgemeingültige Lösung<br />
hinarbeiten kann, wird an der krisenhaften<br />
Situation bei Qualität,<br />
Transport, Rohstoff- und Bauteildisposition<br />
deutlich:<br />
Qualität<br />
In Asien, vornehmlich China, fiel<br />
mit dem Beginn der Pandemie ein<br />
Großteil der Beschäftigten durch<br />
Werksschließungen aus. Bei Wiederinbetriebnahme<br />
sahen sich die<br />
Werke gezwungen, mit weniger<br />
erfahrenem Personal zu starten –<br />
mit der Folge eines auffällig hohen<br />
Qualitätsverlustes bei der gelieferten<br />
oder zuvor geprüften Ware.<br />
Einer bis dahin nie gekannten<br />
Materialknappheit, die Europa erstmals<br />
zeitverzögernd im Sommer<br />
2020 traf, verschärfte die Situation.<br />
In Folge tätigte die elektronikverarbeitende<br />
Branche, insbesondere die<br />
Großabnehmer, panikartig Überbestellungen.<br />
Das verzerrte das<br />
eigentliche Bedarfsbild – mit weitreichenden<br />
Folgen für mittelständische<br />
EMS-Dienstleister.<br />
Transport<br />
Die Corona-Krise beeinträchtigte<br />
die gesamte Logistik zu Wasser, zu<br />
Lande und in der Luft. Durch Verlagerung<br />
fast der gesamten Supplychain<br />
nach Fernost erlangte<br />
dieser Bezugsweg zunehmende<br />
Bedeutung. Mit der zunehmenden<br />
Optimierung der Handelsroute verstärkte<br />
sich die Konzentration auf<br />
China, später auch auf Malaysia<br />
und die Philippinen, was Europa<br />
nun in der Krise schmerzlich zu<br />
spüren bekommt. Es war, als stünden<br />
im Verkehrsnetz gleichzeitig alle<br />
Ampeln auf Rot. So wird beispielsweise<br />
der Ausfall ganzer Schiffslinien<br />
nur schwer nachzuholen sein.<br />
Die überwiegende Exportlastigkeit<br />
vieler Warengruppen Chinas<br />
und die Produktionsausfälle<br />
in Europa führten zu einer einseitigen<br />
Containerverteilung weltweit.<br />
Häfen wurden nicht mehr angelaufen,<br />
die Inlandslogistik brach wegen<br />
fehlender Lkw-Fahrer zusammen<br />
– und damit die Rückführung der<br />
Container, mit Leerständen wo<br />
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