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Möbelmarkt_04.2022

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Grafik 4: Umsatzentwicklung Einbauküchen 2018-2021<br />

(in Mrd. Euro/Veränderung zum Vorjahr in %)<br />

2018<br />

2018:<br />

3,4 Mrd. €<br />

2019<br />

2019:<br />

3,61 Mrd. €<br />

2020<br />

2020:<br />

3,5 Mrd. €<br />

2021<br />

2021:<br />

4,18 Mrd. € (+19,4%)<br />

Durchschnittlicher Einkaufswert Küchen 2021: 3.150 €<br />

Gleichwohl ist der Trend ungebrochen:<br />

In einer repräsentativen Umfrage gaben<br />

12% der befragten Haushalte an, 2022<br />

ihre Einbauküche austauschen oder<br />

nachrüsten zu wollen. Hochgerechnet<br />

sind dies rund 3,5 Mio. Verbraucher. „Es<br />

ist zwar klar, dass nicht<br />

alle zur Tat schreiten werden,<br />

aber der Wunsch, in<br />

seine Küche zu investieren,<br />

ist vorhanden und<br />

dürfte den Markt 2022<br />

stützen“, heißt es im<br />

„Meublesocope“. Allerdings<br />

gibt es auch hier<br />

ein paar Wermutstropfen:<br />

Da sind einerseits steigende<br />

Preise und verlängerte<br />

Lieferfristen, anderseits ein Mangel<br />

an Handwerkern, die sich um den<br />

fristgerechten Einbau der Küchen kümmern<br />

können, was zusätzliche Probleme<br />

beschert.<br />

Kunden suchen mehr Komfort<br />

Wohnmöbel haben mit 4,7 Mrd. Euro<br />

(+9,3%) den größten Anteil am Gesamtumsatz.<br />

Das zweithöchste Wachstum<br />

im <strong>Möbelmarkt</strong> verzeichneten 2021 die-<br />

Polstermöbel, deren Umsatz um 17%<br />

wuchs. Das Sofa werde wieder zum<br />

zentralen Element des Wohnzimmers,<br />

so die Studie: „Die französischen Haushalte<br />

sind auf der Suche nach mehr<br />

Komfort für ihre Wohnung und zögern<br />

nicht, zu investieren und auch in höhere<br />

Preisklassen zu investieren.“ Insgesamt<br />

profitieren auch hier Häuser im mittleren<br />

bis oberen Preissegment vom Wunsch<br />

der Verbraucher nach mehr Komfort, allerdings<br />

zeigen auch die Online-Pure-<br />

Player, dass sie erfolgreich Sofas und<br />

Sessel zu immer höheren Preisen verkaufen<br />

können. Das Ledersofa gewinnt<br />

gegenüber dem Stoffsofa, das immer<br />

noch den größten Anteil der Verkäufe<br />

ausmacht, wieder etwas an Boden.<br />

Gartenmöbel legen zu<br />

Nach Küche und Polstermöbeln landen<br />

Gartenmöbel 2021 mit +15% auf Rang<br />

22,2%<br />

Das größte Umsatz-<br />

Plus verzeichneten<br />

2021 die französischen<br />

Küchenhersteller.<br />

drei im Umsatzwachstum. Im Vergleich<br />

zum Vorkrisenjahr 2019 sind die Gartenmöbel<br />

das Segment mit der besten<br />

Performance und einem Wachstum von<br />

fast 20% binnen zweier Jahre sowie<br />

das einzige Segment, das 2020 mit<br />

+4,2% einen Umsatzanstieg<br />

zu verzeichnen<br />

hatte. Wie<br />

schon 2020 profitierte<br />

der Markt hier von<br />

den mit den Lockdowns<br />

verbundenen<br />

Reiseeinschränkungen,<br />

die den Wunsch<br />

der Verbraucher<br />

nährten, Garten, Balkon<br />

oder Terrasse<br />

nicht nur attraktiver zu gestalten, sondern<br />

auch hochwertiger auszustatten<br />

und sich gewissermaßen ein zweites<br />

Wohnzimmer unter freiem Himmel zu<br />

schaffen. Bei den Gartenmöbeln sind es<br />

die großen Baumärkte, die mit einem<br />

Marktanteil von nun 30% am stärksten<br />

profitieren, nicht zuletzt, da sie während<br />

der Pandemie durchgehend für Privatkunden<br />

geöffnet bleiben konnten, während<br />

sie in Deutschland zeitweise nur<br />

für gewerbliche Kunden zugänglich waren.<br />

Bett (+13%) und Bad<br />

(+10%) legten 2021 ebenfalls<br />

zu. Allerdings sind insbesondere<br />

bei Badezimmern<br />

die ausgegebenen<br />

Budgets vergleichsweise<br />

gering. Hinzu kommt, dass<br />

bei einer Badrenovierung<br />

häufig die Kosten für Sanitäranlagen,<br />

Wand- und Bodenbeläge<br />

zulasten der Möbelanschaffungen<br />

gehen. Wie auch bei<br />

der Küche kann der Handwerkermangel<br />

auch bei der Badausstattung zu einem<br />

Bremsklotz der Entwicklung in den<br />

kommenden Monaten werden.<br />

Baumärkte wurden gestärkt<br />

Die gewachsene Bedeutung des eigenen<br />

Zuhauses hat nicht nur bei den Möbeln<br />

dazu geführt, dass der Markt<br />

schneller wächst als der gesamte Einzelhandel;<br />

auch Unterhaltungselektronik,<br />

Haushaltsgeräte für Küche und Bodenpflege<br />

sowie Einbaugeräte liegen<br />

deutlich im Plus. Heimwerkermärkte<br />

profitierten ebenfalls vom Einrichtungsboom:<br />

2021 steigerten sie ihre Umsätze<br />

um 12% (2020: +5%). Farben, Tapeten<br />

und Bodenbeläge dominierten hier die<br />

Umsätze. Während der Pandemie sind<br />

die großen Baumärkte außerdem verstärkt<br />

in den Möbelverkauf eingestiegen;<br />

eine weitere Folge des Lockdowns<br />

im Möbelhandel.<br />

Auch online höhere Bons<br />

3,5 Mio<br />

So viele Franzosen<br />

wollen ihre Einbauküche<br />

austauschen<br />

oder modernisieren.<br />

Der E-Commerce im Möbelhandel hat<br />

sich in den Jahren der Pandemie gewandelt.<br />

Einige der Pure Player haben<br />

ein starkes Wachstum hinter sich, wobei<br />

sich die Reihen lichten und die<br />

Marktkonzentration auch im Online-<br />

Handel voranschreitet. Gleichzeitig bildet<br />

der Online-Verkauf der großen Möbelhändler<br />

eine starke Konkurrenz. Und<br />

doch markieren die Covid-Jahre einen<br />

Wendepunkt: War der Verkauf im Netz<br />

bislang auf niedrige Preise ausgerichtet,<br />

bewegen sich auch hier die Wertigkeiten<br />

nach oben.<br />

„Vor Covid war es<br />

selten, ein Sofa für<br />

mehr als 1.200 Euro<br />

online zu verkaufen.<br />

Jetzt ist<br />

die Schwelle für einige<br />

Anbieter sehr<br />

weit überschritten,<br />

die es verstehen,<br />

das Angebot zu inszenieren<br />

und den<br />

Kunden sicher durch den gesamten<br />

Kaufprozesses zu führen“, heißt es in<br />

der Möbel-Studie.<br />

Industrie konsolidiert sich<br />

Das vergangene Jahr war für die französische<br />

Möbelindustrie eine Zeit der<br />

Konsolidierung. 2021 bewegten sich<br />

die Hersteller wieder auf dem Niveau<br />

des Jahres 2019, allen voran die Küchenhersteller<br />

mit einem Plus von<br />

22,2% (2020: -8,5%). Die Exporte der<br />

französischen Hersteller stiegen 2021<br />

um fast 16%, was einem um fast 4%<br />

höheren Exportwert als 2019 entspricht.<br />

Auch hier sind es die Küchen, die mit<br />

einem Plus von mehr als 17% gegenüber<br />

2019 herausragen.<br />

Die Branche investiert angesichts der<br />

steigenden Nachfrage mit dem Ziel, ihre<br />

Kapazitäten zu steigern, Lieferzeiten zu<br />

verkürzen und einen Teil der Beschaffungsorganisation<br />

umzustrukturieren.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Investitionen<br />

liegt im Bereich Nachhaltigkeit mit<br />

dem Ziel, den Einsatz von Rohstoffen<br />

und recycelten Materialien zu optimieren,<br />

um den Selbstkostenpreis der Produkte<br />

zu senken sowie die CO2-Bilanz<br />

zu verbessern. Dabei kämpft die Branche<br />

mit dem Mangel an Fachkräften.<br />

Eine weitere Herausforderung stellt der<br />

immer stärker werdende Wunsch nach<br />

Individualisierung dar. Verbraucher suchen<br />

zunehmend maßgeschneiderte<br />

Produkte, was für die Hersteller eine lückenlose<br />

Vernetzung mit dem Handel<br />

voraussetzt, die am Konfigurator beginnt<br />

und mit dem Einbau der Produkte<br />

beim Kunden endet.<br />

„2022 wird kompliziert“<br />

Hinzu kommt, dass der Krieg in der Ukraine<br />

auch den Einkauf vor ganz neue<br />

Herausforderungen stellt, da viele Lieferketten<br />

nicht mehr in gewohnter Weise<br />

funktionieren. Das bringt sowohl auf<br />

Verbraucherseite als auch auf der Angebotsseite<br />

eine Reihe von Unsicherheiten<br />

mit sich. Da viele Betriebe ihren<br />

Bezug von Rohstoffen und Komponenten<br />

auf Osteuropa ausgerichtet haben,<br />

sei die Planung der Produktion vor dem<br />

Hintergrund von Versorgungssicherheit<br />

und Preisgestaltung eine komplexe Angelegenheit<br />

und von zentraler Bedeutung,<br />

heißt es in der IPEA-Studie: „2022<br />

wird ein kompliziertes Jahr werden, da<br />

niemand vorhersehen kann, wie sich<br />

der Markt nach den guten Leistungen<br />

von 2021 entwickeln wird.“<br />

Stefan Mielchen<br />

38 Markt<br />

MÖBELMARKT<br />

04 / 2022

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