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Möbelmarkt_04.2022

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Palettenindustrie befürchtet<br />

Produktions-Stillstand<br />

Die Hersteller von Paletten haben einen akuten Mangel an Nägeln. Bereits jetzt<br />

seien erste Unternehmen kaum mehr in der Lage, ihre Nachfrage nach Paletten<br />

und Packmitteln zu decken. Schon in wenigen Wochen könnte die Produktion<br />

bei einigen deutschen Palettenherstellern deshalb stillstehen, so der Bundesverband<br />

Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE). Damit stehen die<br />

Lieferketten in Deutschland vor einer massiven Störung.<br />

Paletten werden im Wesentlichen aus Schnittholz, Palettenklötzen und Nägeln<br />

gefertigt. 78 Nägel braucht man für eine Europalette. Circa 90 Prozent der für<br />

Paletten benötigten losen Nägel werden laut Angaben der europäischen Zulieferer<br />

der HPE-Branche aus russischem Stahl gefertigt. Infolge der Handelssanktionen<br />

gegen Russland kann dort bis auf Weiteres kein Nachschub bestellt<br />

werden.<br />

In Deutschland wird fast ausschließlich in (hoch-)automatisierten Fertigungslinien<br />

produziert. Die verwendeten Nägel benötigen Stahlqualitäten, die bislang<br />

fast ausschließlich aus Russland zu beziehen waren und die daher nicht so<br />

schnell von woanders geordert werden können. Da sich die Fertigungsmaschinen<br />

nicht auf andere Nägel umrüsten lassen, könnten hier demnächst Millionen<br />

von Paletten fehlen. Dies habe gravierende Auswirkungen auf den Warenverkehr.<br />

Neben der Fehlmenge an Paletten aus deutscher Produktion werden bis auf<br />

Weiteres auch Palettenimporte aus Russland, Belarus und der Ukraine ausbleiben.<br />

2021 wurden gut 10 Millionen Paletten von dort importiert. Hinzu kamen im<br />

Vorjahr 9,55 Millionen Paletten aus Polen und dem Baltikum, deren Hersteller eine<br />

große Abhängigkeit von russischen Holzimporten haben. Auch bei verschiedenen<br />

Holzsortimenten kommt es bereits zu Engpässen bei deutschen Herstellern<br />

von Paletten, Kisten und Kabeltrommeln, weil Importe aus der Ukraine,<br />

Russland und Belarus fehlen.<br />

Fotos: HPE<br />

Foto: leo<br />

HDE<br />

fordert<br />

Investitions- und<br />

Innovationsoffensive<br />

Der Handelsverband Deutschland (HDE)<br />

sieht einen dringenden Bedarf für eine<br />

Investitions- und Innovationsoffensive.<br />

Mit Blick auf seine aktuelle Umfrage<br />

unter mehr als 800 Non-Food-Handelsunternehmen<br />

bekräftigt der Verband<br />

seine Forderung nach gezielten Investitionshilfen.<br />

Laut der Umfrage erkennen die meisten<br />

Händler die Notwendigkeit von Zukunftsinvestitionen,<br />

sehen aufgrund ihrer<br />

pandemiebedingt angespannten<br />

wirtschaftlichen Lage jedoch häufig keinen<br />

finanziellen Spielraum hierfür. Insbesondere<br />

bei Investitionen in die Digitalisierung,<br />

die städtische Infrastruktur<br />

und den Klimaschutz besteht demnach<br />

Handlungs- und Unterstützungsbedarf.<br />

„Nachdem schon die Pandemie viele<br />

Handelsunternehmen hart getroffen<br />

hat, verschärfen die steigenden Energiepreise<br />

die Unsicherheit in der Branche.<br />

Um dringend notwendige Investitionen<br />

in die Zukunft zu ermöglichen,<br />

braucht es jetzt eine breit angelegte Investitions-<br />

und Innovationsoffensive“,<br />

so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan<br />

Genth. Die Krise hemme Investitionen<br />

und decke den entstandenen Unterstützungsbedarf<br />

auf. Laut Umfrage<br />

planen 38 Prozent Non-Food-Händler<br />

in diesem Jahr keine Investitionen.<br />

Die investierenden Unternehmen fokussieren<br />

sich überwiegend auf das<br />

Kerngeschäft und nicht den Klimaschutz.<br />

Gerade in der Corona-Krise<br />

halten 83 Prozent der Non-Food-<br />

Händler Investitionen in die Zukunftsfähigkeit<br />

des Unternehmens für wichtig.<br />

Krisenbedingt können 43 Prozent<br />

der Unternehmen im Non-Food-Handel<br />

allerdings nicht investieren.<br />

Unterstützung benötigen Händlerinnen<br />

und Händler vor allem bei Investitionen<br />

in die Digitalisierung, die Geschäftsausstattung,<br />

die städtische Infrastruktur<br />

und den Klimaschutz. „In diesen<br />

Bereichen ist staatliche Unterstützung<br />

eine wichtige Voraussetzung für ein<br />

höheres Engagement“, so Genth. Bislang<br />

planen in diesem Jahr 43 Prozent<br />

der Non-Food-Unternehmen Investitionen<br />

in die Geschäftsausstattung und<br />

den Ladenbau, 40 Prozent investieren<br />

in ihre Social-Media-Präsenz und etwa<br />

ein Drittel in das digitale Marketing.<br />

Gefragt seien daher gezielte Investitionshilfen<br />

wie ein Digitalisierungsfonds<br />

in Höhe von 100 Millionen Euro und ein<br />

Sonderprogramm Innenstadtentwicklung,<br />

das über fünf Jahre mit jährlich<br />

mindestens 500 Millionen Euro zur Förderung<br />

innovativer Konzepte beiträgt.<br />

„Die Digitalisierung, die Gestaltung<br />

zukunftsfähiger Innenstädte und der<br />

Klimaschutz sind eine Gemeinschaftsaufgabe.<br />

Eine breit angelegte Investitions-<br />

und Innovationsoffensive kann<br />

ein erster Anstoß sein“, so Genth.<br />

MÖBELMARKT<br />

04 / 2022<br />

Markt 43

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