Möbelmarkt_04.2022

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Dick-Guppe übernimmt Junado Investition in die digitale Zukunft Die Dick-Gruppe aus Lauchringen hält seit dem 1. Januar 2022 die Mehrheit an dem Online-Anbieter Junado. Was hat den mittelständischen Möbelhändler dazu bewogen, das junge Unternehmen zu übernehmen? Und was macht es für den Onliner attraktiv, sich einem stationären Vollsortimenter anzuschließen? MÖBELMARKT hat nachgefragt. „Wir wollen unsere Online-Kompetenz ausbauen.“ Pascal Dick, Dick-Gruppe Junado ist ein junges Unternehmen, auch wenn Geschäftsführer Dirk Tonkowski ein erfahrener Import-Profi ist. „Wir sind seit zehn Jahren online unterwegs, 2020 haben wir als Start-up noch einmal neu begonnen und sind relativ stark gewachsen“, berichtet er. Der Fokus seines Warenangebots, das vorzugsweise über Marktplätze und mehrere Onlineshops wie beispielsweise baumkantentische.de verkauft wird, liegt auf Kleinmöbeln: vom Esstisch und Stühlen bis zu Gartenmöbeln. „Wir wollen uns dort spezialisieren, wo wir Geld verdienen“, sagt Tonkowski, der sich als eine Mischung aus Online-Anbieter und Importeur charakterisiert. Wohnkombinationen oder Polstermöbel seien für Junado uninteressant. „Wir suchen das schnelle und problemlose Geschäft.“ Das junge Unternehmen beschäftigt 90 Mitarbeiter. Bis Ende des vergangenen Jahres habe das Wachstum von Junado aus eigener Kraft gut funktioniert, doch die Ressourcen waren begrenzt. „Wir holen unsere Ware aus Asien und müssen unsere gesamten Umsätze komplett vorfinanzieren. Das war sehr kapitalintensiv und hat uns jetzt zu diesem Schritt geführt“, so Tonkowski. Nachdem mit unterschiedlichen Interessenten Verhandlungen geführt wurden, habe man sich für die Dick-Gruppe entschieden, denn dort habe von Beginn an die Chemie gestimmt. „Wir sind eben beide Möbler.“ Auch die Dick-Gruppe betreibt drei Shops im Netz, doch der Vollsortimenter ist natürlich in erster Linie stationär unterwegs. Neben dem Stammhaus in Lauchringen unterhält das EMV-Mitglied Standorte in Stockach, Weil am Rhein und Karlsruhe und ist im mittleren bis gehobenen Segment angesiedelt. „Wir wollen unsere Online-Kompetenz ausbauen“, sagt Junior-Chef Pascal Dick, der zukünftig die Geschäftsführung bei Junado gemeinsam mit Dirk und Anja Tonkowski übernimmt. „Wir sind überzeugt, uns und auch Junado mit dieser Akquisition im Bereich Möbel-Online-Handel weiterentwickeln zu können und somit auch die gesamten Vertriebsaktivitäten unserer Unternehmensgruppe auf noch breitere Füße stellen zu können.“ Neben dem Möbel- Shop wohnparc.de betreibt die Dick- Gruppe auch die beiden Online-Portale lampify.de für Lampen und Leuchten sowie gartenmoebelcompany.de. Auch für Pascal Dick hat die Partnerschaft von Beginn an gepasst. „Uns beide zeichnet eine gewisse Bodenständigkeit aus, und wir sind beide relativ offen und unvoreingenommen im 14 Unternehmen MÖBELMARKT 04 / 2022
Neben dem Stammhaus in Lauchringen unterhält die Dick-Gruppe Standorte in Stockach, Weil am Rhein und Karlsruhe. Foto: Dick-Gruppe Denken.“ Für die Dick-Gruppe habe das Online-Geschäft schon heute eine wichtige Bedeutung. „Wir liegen anteilsmäßig mit dem Umsatz auf jeden Fall über dem Durchschnitt, den der Online- Handel ansonsten am Gesamtmarkt der Möbel hat“, so Dick, der zwar keine konkreten Zahlen nennt, aber die Chancen in diesem Bereich sieht. „Der Markt wächst. Und wer in 20 Jahren noch relevant sein will, muss sich jetzt positionieren.“ Sportliche Deadlines Aktuell sind beide Seiten mit der Integration von Junado beschäftigt. Logistik, Beschaffung, Finanzen: Die Angleichung der ERP-Prozesse wird wohl noch das Jahr über dauern, ist Tonkowski überzeugt. „Wir müssen Systeme einführen, die uns so weiterbringen, dass wir in Zukunft weiter wachsen können und nicht durch die EDV ausgebremst werden. Da sind wir auf dem richtigen Weg.“ Aktuell vergrößert Junado seine Lagerflächen, auch hier ist alles auf Wachstum ausgerichtet. Pascal Dick spricht von relativ sportlichen Deadlines, denkt aber bereits weiter. Zum Beispiel an das Warenlager. „Wir versuchen jetzt schon, die Lager clever zu nutzen, was die interne und die externe Logistik angeht und die Auslieferung zum Kunden. Hier wollen wir die Integration sinnvoll gestalten“, so Dick. „Gerade der Junado-Stützpunkt in Kirchheimbolanden ist ein Ort, den wir bislang logistisch nicht abdecken können.“ Marktplatz-Umsatz pushen auch unterschiedliche Zielgruppen haben. Hier arbeiten wir gerade an einer gemeinsamen Struktur, damit wir gemeinsam stärker werden.“ Dirk Tonkowski sieht hier ebenfalls Chancen: „Ich war auf der Einkaufsseite bislang ein Einzelkämpfer. Es ist ganz schön, auch einmal Verbandssortimente zu sehen. Das wird für mich eine Ausweitung des Sortiments mit sich bringen.“ Junado bezieht seine Ware nicht von deutschen Lieferanten, sondern ausschließlich durch Importe, vor allem aus Vietnam, Indien und Indonesien, weniger aus China und zu einem kleinen Teil aus Brasilien. Neben steigenden Frachtkosten hat Corona auch die Präsenz vor Ort erschwert, die Tonkowski mehrmals im Jahr nach Asien führte. „Aber wir haben in jedem Land Qualitätskontrolleure vor Ort, die die Ware abnehmen und ganz klare Vorgaben haben, wie die Ware aussehen muss.“ Qualität sei ein extrem wichtiger Punkt für sein Unternehmen, zumal Reklamationen aus dem eigenen Lagerbestand abgewickelt und somit auch bezahlt werden müssten. „Deshalb ist es uns ganz wichtig, dass die Reklamationsquote relativ gering ist. Sie liegt bei uns um die sechs Prozent“, so Tonkowski. Durch das Gartenmöbel-Angebot, das überwiegend aus Asien stammt, hat die Dick-Gruppe ebenfalls einen Bezug zum Import. „Auch im Bereich Junges „Wir suchen das schnelle und problemlose Geschäft.“ Dirk Tonkowski, Junado Wohnen und Mitnahme an mehreren unserer Standorte ist das für uns ein Thema“, erklärt Pascal Dick. „Daher war es für uns zusätzlich interessant, dass Junado mit Herrn Tonkowski eine direkte Import-Kompetenz mit Qualitätskontrolle besitzt. Hier müssen wir schauen, wie das für uns interessant werden kann. Und das wird es bestimmt.“ Perspektivisch werde der Online-Handel ein noch wichtigerer Teil des Unternehmens werden, glaubt Dick, auch wenn man mit vollem Elan dabei sei, die stationären Standorte voranzubringen. „Aber wir sind regional begrenzt. Wir holen aus unserem Einzugsgebiet heraus, was wir können. Doch ein nationaler Markt hat natürlich größere Wachstumschancen.“ Deshalb gehe sein Unternehmen mit der Übernahme von Junado jetzt den nächsten Schritt: „Was Online angeht, was das Thema Marktplatz angeht und was unser Potenzial in diesem Markt angeht.“ Eine Entscheidung, in der Junado-Chef Tonkowski die Weitsicht seiner neuen Partner erkennt: „Nicht mehr großartig in Quadratmeter zu investieren, sondern eher in die Digitalisierung. Ich glaube, das ist extrem wichtig für die Zukunft.“ Stefan Mielchen Überhaupt sei es das Ziel, möglichst viele Synergien zu nutzen und voneinander zu lernen. „Vieles entfaltet sich gerade erst“, so Dick. „Wir sind beispielsweise im Marketing sehr gut aufgestellt, Junado im Einkauf. Da haben wir uns gegenseitig schon gut helfen können. Unsere Kompetenz liegt da vielleicht stärker bei den Onlineshops, Junado ist Experte auf den Marktplätzen – da können wir wieder stark dazulernen.“ Bisher habe die Dick-Gruppe nur wenig Marktplatz-Umsatz. „Vielleicht können wir das mit Junado noch etwas pushen, so dass sich daraus neue Möglichkeiten ergeben.“ Mit dem Sortiment aus den eigenen Onlineshops will Dick zwar nicht auf Marktplätzen aktiv werden. „Wir schließen aber sicherlich nichts aus. Zumal die unterschiedlichen Marktplätze ja Import überwiegend aus Asien: Junado lagert seine Import-Ware in Kirchheimbolanden und will die Kapazitäten noch ausbauen. Foto: Junado MÖBELMARKT 04 / 2022 Unternehmen 15
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