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BS 04-2017

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Schiffstechnik<br />

Elektrisch durch Venedig<br />

Venedig schlägt im öffentlichen Linienverkehr neue Wege ein. Um die Geräusch- und<br />

Emissionsbelastung nachhaltig zu reduzieren, setzt die Stadt auf elektrisch angetriebene<br />

Touristenboote. Den Anfang macht die mit Siemens-Elektromotoren ausgestattete »Scossa«<br />

In Venedig sind Boote als Transportmittel<br />

so gängig wie in anderen Städten Autos.<br />

Auf den vielen kleinen und größeren<br />

Kanälen in der Lagunenstadt dienen sie sowohl<br />

der einheimischen Bevölkerung als<br />

auch Touristen zur Beförderung. Mit dem<br />

Projekt »Scossa« geht Venedig nun den<br />

Weg hin zu elektrisch angetriebenen Tourismus-Booten,<br />

um den Emissionsausstoß<br />

und die Lärmbelästigung auf den schmalen<br />

und von hohen Häusern gesäumten<br />

Wasserwegen zu reduzieren.<br />

Zusammen mit dem Bootsbetreiber Alilaguna<br />

und dem Bootsbauer Cantieri Vizianello<br />

hat sich die Stadt bei den Antrieben<br />

für die kleinen Boote zu einer neuen Antriebstechnik<br />

entschieden. Mit der »Scossa«,<br />

einem elektrisch angetriebenen, 15 m<br />

langen und 3 m breiten Boot für rund<br />

40 Personen, setzt die Lagunenstadt auf<br />

eine nachhaltige Lösung. Der Elektromotor<br />

des Bootes stammt von Siemens. Weitere<br />

Boote mit gleicher Antriebsweise sind<br />

bereits in Planung.<br />

Die hier verwendete Technologie setzt<br />

laut Siemens neue Maßstäbe für alle kleineren<br />

Wasserfahrzeuge. Sie ist seit vielen<br />

Jahren im Automobilbereich etabliert und<br />

wurde nun für den Einsatz in der marinen<br />

Umgebung angepasst. Dabei wurden<br />

allerdings seine ursprünglichen geringen<br />

Abmessungen beibehalten und die vom öffentlichen<br />

Linienverkehr geforderten Aspekte<br />

einer umfänglichen Zuverlässigkeit<br />

mit einbezogen.<br />

Das modulare Antriebssystem Elfa von<br />

Siemens wurde auf die Anwendung Siship<br />

ecoprop zugeschnitten und in die neuesten<br />

LFMP-Batterien aus Valence integriert.<br />

Die Bordstromversorgung übernimmt ein<br />

Elfa 180-kW-Synchronmotor mit Permanentmagneterregung<br />

oder der Akku, der<br />

den Elfa 180-kW-Antriebsmotor über Elfa-Monofrequenzumrichter<br />

und Sinamics<br />

DCP Umrichter versorgt.<br />

Generator in der Lagune<br />

Die Batterien sind unter den Sitzbänken<br />

im Schiffsinneren verstaut und liefern genügend<br />

Leistung für eine Tour auf dem<br />

Canale Grande durch das beliebte historische<br />

Zentrum Venedigs. Das Aufladen<br />

erfolgt dann mittels Generator während<br />

einer Fahrt auf den Wasserwegen, die weiter<br />

vom Zentrum entfernt sind.<br />

Dabei läuft das Boot nicht zu 100% elektrisch,<br />

sondern »dieselelektrisch«. In der<br />

offenen Lagune sind so mit dem Dieselantrieb,<br />

der die Batterien lädt, Geschwindigkeiten<br />

von bis zu 30 km/h möglich, was<br />

etwa 16 kn entspricht. In den schmalen Kanälen<br />

der Altstadt fährt das Boot im Elektromodus<br />

lediglich 5–7 km/h.<br />

Das Boot bewegt sich laut Siemens absolut<br />

geräuschlos, emissionslos und mit geringer<br />

Wellenbewegung durch die Stadt.<br />

»Es fühlt sich an wie Reisen auf einem Segelboot,<br />

jedoch ist das Projekt in erster<br />

Linie eine Geste der Verbundenheit gegenüber<br />

der Stadt, in der wir leben und<br />

arbeiten«, erklärt Fabio Sacco, Präsident<br />

von Alilaguna. »Mit ›Scossa‹ präsentieren<br />

wir das erste Boot einer neuen Generation<br />

an Booten und wir stehen jetzt schon in<br />

den Startlöchern für die Realisierung eines<br />

Zweiten.«<br />

»Der Einsatz nachhaltiger Lösungen<br />

in der Schiffahrt ist bei Kreuzfahrtschiffen<br />

bereits weit verbreitet, während er bei<br />

kleineren Schiffen eher sporadisch ist. Es<br />

ist ein kleiner Beitrag zur Nachhaltigkeit<br />

der Stadt, an die wir fest glauben und die<br />

uns antreibt, diesen Weg mit dem Bau weiterer<br />

umweltfreundlicher Schiffe auch zukünftig<br />

zu beschreiten«, sagt Sacco. Giuliano<br />

Busetto, Leiter der Siemens Divisionen<br />

Digital Factory und Process Industries and<br />

Drives in Italien, ergänzt: »Mit dem Knowhow<br />

und den Kompetenzen, die wir im<br />

Laufe der Jahre erworben haben, sind wir<br />

nicht nur in der Lage, eine technologisch<br />

hochmoderne, sondern auch eine sichere<br />

und zuverlässige Anwendung zu realisieren.«<br />

Damit stelle Siemens seine Engineering-Kompetenz<br />

unter Beweis.RD<br />

In den Kanälen fährt das Boot mit<br />

Batterie, in der Lagune hilft ein Diesel<br />

Fotos: Siemens<br />

Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 4 33

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